Eine Duo-CD birgt stets die Gefahr, sich in
den Arrangements zu wiederholen und auf den
Hörer langweilig zu wirken. Khupe weiß
das zu umgehen. Die Musiker gehören zum
Besten, was jiddische Musik in Europa zu bieten
hat (als international gesuchte Musiker spielten
und spielen sie mit einer Reihe von major bands
des sog. Klezmer-Revivals), sie verfügen
über ein großes musikalisches Repertoire,
das weise für die CD zusammengestellt wurde
und auch Eigenkompositionen enthält.
Die Arrangements sind sorgfältigst erarbeitet,
und die musikalische Dynamik von Khupe sucht
ihresgleichen. Christian Dawids Spiel ist von
tonaler und stilistischer Brillanz, seine Dynamik
ist vielleicht mit der von Kurt Bjorling zu
vergleichen, aber dennoch Dawids eigene.
Für Sanne Möricke gilt selbiges, man
könnte statt Bjorling dessen Kollegen Alan
Bern einsetzen, aber auch hier gilt es, Mörickes
Eigenständigkeit zu betonen. Hinzu kommt
ihre rhythmische Souveränität und
ihr Einfallsreichtum der rhythmischen Begleitung.
Allein Mörickes Umgang mit Rhythmus würde
die CD zu etwas Besonderem machen, ihn im Zusammenspiel
mit Dawids vorzüglichem Spiel zu erleben,
hebt das Album von anderen ab.
Die Präzision, mit der Arrangement und
Dynamik bei Khupe daherkommen, ließ mich
beim ersten Hören befürchten, die
Musiker befänden sich auf einer Suche nach
dem Perfekten, Absoluten als philosophische
Kategorien und somit letztlich auf existenziell
diskussionsbedürftigen Pfaden. Diese Befürchtung
stellte sich als grundlos heraus. Khupes Spielfreude
und Humor hat sich - "lediglich" -
auf eine höhere Ebene bewegt.
Beim ersten Hören vermißte ich zum
eigenen Erstaunen etwas Hall auf der Klarinette,
beim zweiten Hören konnte ich ihn missen.
Die Mischung der Aufnahmen ist gut. Wie ich
weiß, gab es bei der graphischen und druckgraphischen
Fertigstellung der CD einige Probleme, und man
kann sie sehen. Alan Berns liner notes zeugen
von der Zerrissenheit und Positionssuche eines
großen Musikers, wie auch von seiner Verbundenheit
mit Dawid und Möricke; mit der CD haben
sie nichts zu tun. Schlußendlich: nach
dem letzten Track sollte man die Disc nicht
anhalten.
Für mich das Album des Jahres.
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