Kommentar zu einzelnen Stücken:
1. Freylekhs Medley
Schönes einleitendes Medley aus verschiedenen
Stücken. Es beinhaltet bekannte Klezmer
Klassiker und schnelle Tänze aus dem Osten.
Sehr schöne Übergänge und auch
nach über 7 Minuten noch nicht langweilig.
Klasse.
2. Broyges Tants
Sehr traditionsbehaftetes Stück und auch
eines der interessantesten der Platte. Der Tanz
der Schwiegermütter besticht durch seine
Einfachheit. Akkordeon, Kontrabaß und
Violine spielen dieses schwermütige Stück,
daß eigentlich nicht an einen Tanz erinnert.
Es ist für mich das Referenzstück
an dem ich andere Versionen des Broyges tants
vergleiche. Einfach und unschlagbar.
3. Der heyser bulgar
Der bekannteste Bulgar, oder vielleicht auch
das bekannteste Klezmer Stück. Gibt es
in schrillen und schnellen Versionen, aber auch
in der la´om Version. Gefällt mir
sehr gut, die Klarinette ist etwas zurückhaltend
und läßt die anderen Instrumente
mitspielen. Ein schönes und harmonisches
Zusammenspiel der ganzen Gruppe. Gefällt
mir ausgesprochen gut.
4. Sha sha di shviger kumt
Besteht aus zwei bekannten Stücken. Den
Anfang bildet eine langsame Doina nach der Musik
"undzer shtetl brent" von Mordekhay
Gebirtig. Anschließend folgt ein khusid
von Dave
Tarras "sha sha di shviger kumt".
Ein mächtiger und langsamer khusid mit
stampfendem Rhythmus. Gefällt mir ausgesprochen
gut, da er nicht mit Instrumenten überladen
ist.
5. Tsviveles bulgar
Bekannter Bulgar von Dave
Tarras, zwar schön anzuhören aber
etwas sehr zurückhaltend.
Hätte man mit mehr Ausdruck spielen können.
Trotzdem ganz nett.
6. Araber Tants
Naftule
Brandwein´s bekannter Araber Tants
ist eine Tanzmelodie im terkish Rhythmus.
Als "terkish" wird eine Melodie türkischen
Ursprungs bezeichnet. Der jüdische "terkish"
stammt aus dem griechisch-türkischen Raum,
seine Tanzform ebenfalls. Sein Rhythmus ist
dem eines Tangos sehr ähnlich. Er wird
auch oft als Import bezeichnet.
7. Sz ol a kakas mar
Ein ungarisch gesungenes Stück, gilt in
Ungarn als das jüdische Stück schlechthin.
8. Drei ungarische Tänze
Wie der Name sagt... drei Tänze als Hommage
an die ungarische Band "Musikas".
Schnelle Tänze mit Mandoline, Kontrabaß
und Geige. Der erste Tanz gefällt mir besonders
gut, er ist von allen Stücken der Platte
das schönste Lied. Überhaupt ein hervoragendes
Medley.
9. Firn di mekhutonim aheym
Der bekannteste Hochzeitsmarsch aus dem Repertoire
von Naftule
Brandwein, der die Schwiegereltern nach
Hause führt.
10. A glezele vayn
Langsamer Khusid, sehr bekannt. Das Stück
ist schön gespielt und hebt sich von den
endlosen Versionen anderer Gruppen nicht ab.
Ein Standardtitel.
11. Sirba din New York
Hier auch "Sirba lui Stefan" genannt
ist ein virtuos gespielter rumänischer
Tanz. Sehr schöne flotte Sirba (eigentlich
mehrere).
12. Az du furst avek
"Wenn du gehtst" ist ein altes jüdisches
Volkslied, auch auf der Bessarabin Symphony
von Rubin
& Horowitz zu hören. Das kurze
instrumentale Stück hat seinen Ursprung
in Russland. Es geht nach knapp zwei Minuten
in die Babelsberger Kolomeyke über.
13. Babelsberger Kolomeyke
Eine ukrainische Kolomeyke mit deutschem Namen.
Laut Booklet ist es das älteste Stück
von la´om. Ein sehr schön gespieltes
russischen Instrumentalstück, das sicher
auch schneller gespielt werden könnte.
Einfach schön anzuhören.
14. Kolomyka Lubka
Und es geht weiter mit einer Kolomeyke. Diesmal
eine schnellere russische Kolomeyke. Der Usprung
des traditionellen Stückes liegt in der
Ukraine, es war auch nicht dem Klezmer-Repertoire
zuzuschreiben. Trotzdem ein hervorragend gespieltes
Stück, gefällt mir auch sehr gut.
15. Ale vasserlech flisn avek
Alte und einzige gesungene jüdische Melodie
von la´om. Nicht mein Geschmack. Die Aufnahme
ist schlecht, zudem ist Franka Lampe keine Sängerin.
Wäre nicht nötig gewesen.
Fazit:
Eine wirklich hervorragende Platte. Die Musik
von la´om hat viele osteuropäischen
Einflüsse und besticht durch ihre Schlichtheit.
Besonders gut gefällt mir Franka Lampes
Akkordeon und Thomas Hungers Kontrabaß.
Bei vielen anderen Bands werden Baß und
Akkordeon von Klarinette und anderen lauteren
Instrumenten verschluckt, hier aber sind es
die maßgeblichen Instrumente. Das macht
die Musik nicht überladen sondern bringt
die Stücke auf den Punkt. Auch mit Violine
und Klarinette gibt es ein schönes Zusammenspiel.
Mich hat die ganze Platte begeistert, nur schade,
daß es von la´om sonst nicht viel
zu hören gibt. Eine ausgesprochen gute
Platte die beinahe konkurrenzlos ist, zumindest
in Deutschland.
Das Booklet gefällt mir auch sehr gut,
zu jedem Lied gibt es die nötigen Informationen.
Interpretation
Virtuosität
Spielfreude
Aufmachung
|