(Karen)
Sukke
: Auch meiner Meinung nach ein
sehr gutes Konzert. Die vier spielen gut
zusammen. Die Lieder haben mir auch gut
gefallen, war ein gutes, wenn auch nicht
außergewöhnliches Konzert.
Klezmers
Techter:
Ein tolles Konzert. Franka Lampe
hat eine sehr positive Ausstrahlung und
das Zusammenspiel zwischen den dreien
klappt wie am Schnürchen. Interessante
Arrangements, schöne Lieder, virtuoses
Spiel: Einfach prima.
Dienstag, 12.3.02, Stadttheater Fürth,
Doppelkonzert "Helmut Eisel &
Band / N'Achama-2" Helmut
Eisel und Band mit seinem
neuen Programm "Eisel bläst Brandwein".
Hier wurden Lieder, die durch Naftule
Brandwein bekannt wurde, wieder aufgegriffen
und neu interpretiert. Das gelang auch
gut. Zwar ist der Stil Helmut Eisels nicht
mein Geschmack, aber er ist ein Klarinettist
von Weltformat und auch seine Band spielt
schwungvollen, leicht jazzig angehauchten
Klezmer. Ein wirklich gutes Konzert.
Nach der Pause dann der in Fürth wohnende
Sänger und Akkordeonist Igor Milstein
mit seiner Band N'Achama-2. Es fällt mir
schwer, zu dieser Gruppe eine gerechte
Kritik abzugeben. Igor Milstein singt
jiddische Lieder und hat auch eine schöne
Stimme. Seine Band (Kontrabass, Klarinette,
Violine und Klavier) spielt auch sehr
ordentlich, von dieser Seite findet man
also nichts auszusetzen. Das Problem lag
für mich in der Präsentation der Musik:
Während Igor Milstein mit betont neckischen
Bewegungen seine Lieder zum Besten gab,
verzog der Rest der Band keine Miene,
wie versteinert standen und saßen sie
da. Diese Kombination wirkte auf mich
rasend komisch. Die Mischung aus dem beschwingt
herumhüpfenden Sänger, der die schrecklichsten
Schnulzen zum Besten gab (Höhepunkt "Hava
Nagila") und dem verbissenen Schlagzeuger,
der auf einem elektronischen Schlagzeug
mit unsäglichem Klang spielte und dem
einmal der Notenständer umfiel und kurz
danach ein Schlagzeugstock wegflog, diese
Mischung also fand ich köstlich. Aus diesem
Grund kann ich die Qualität der musikalischen
Darbietung nicht unbefangen beurteilen.
Das restliche Publikum hat sehr gemischt
reagiert: Zum Teil sind sie gegangen,
zum Teil haben sie mitgeklatscht, am Schluß
war sogar ein lautes "Bravo"
zu hören.
Mittwoch, 13.3.2002, Fürther Stadttheater,
Frejlech
Bei der Gruppe Frejlech handelt es
sich um eine österreichische Gruppe aus
Wien. Das in Fürth gespielte Programm
"Tschiribim" ist weniger ein
Konzert als vielmehr ein kurzweiliger
Abend mit Musik. Der Bandleader Roman
Grinberg führte durch das Programm und
gab mit wienerischer Nonchalance Anekdoten
zum besten, die man im weitesten Sinne
als "jüdische Witze" bezeichnen
könnte. Die dazwischen dargebotenen Musikstücke
waren größtenteils jiddisch gesungene
Lieder. Die Arrangements dieser Lieder
waren sehr gefällig und glatt gehalten,
manchmal glitten sie auch ins süßlich
kitschige ab. Ich persönlich fand manche
Lieder etwas schwer zu ertragen (z.B.
Papirossen in einer Art Sprechgesang mit
leicht brüchiger Stimme vorgetragen),
die Anekdoten fand ich eigentlich ganz
amüsant, wenn auch größtenteils nicht
mehr neu. Allerdings kenne ich mindestens
zwei Personen, die in der Pause das Theater
enttäuscht verließen, weil ihnen die Darbietung
zu banal und der Stil der Lieder zu gefällig
war.
Alles in allem: Nicht mein Geschmack,
findet aber sicher sein Publikum.
Donnerstag, 14.3.2002, Comödie im Berolzheimerianum,
Trio Mazl Tov
Das Trio Mazl Tov stammt aus Ekaterinenburg
und präsentierte ihr Programm "Sholom
Sholom". Es handelt sich bei dem
Trio um die Bandleaderin am Klavier, einen
Violinisten und einen Klarinettisten.
Auch diese Gruppe konnte mich nicht recht
begeistern, obwohl auch sie im Grunde
gute Musiker sind. Die Arrangements der
altbekannten Lieder sind zum Teil ganz
originell, aber ich konnte mich des Eindrucks
nicht erwehren, dass hier alles nur auf
möglichst große Wirkung abzielte und nicht
wirklich "echt" war. Die am
Klavier gespielten Läufe kamen mir wie
Etuden vor und sollten für mein Gefühl
vor allem das Können der Pianistin präsentieren.
Auch die Parts des Violinisten und des
Klarinettisten fand ich nicht ergreifend
sondern eher handwerklich geplant. Das
Konzert ließ mich kalt, mir fehlte das
"Kitzeln im Herzen".
Sonntag, 17.3.2002, Stadthalle Fürth,
Brave
Old World
Eigentlich bin ich kein Brave Old World
Fan. Ich hatte sie vor einigen Jahren
gesehen (es war eines meiner ersten Klezmer-Konzerte)
und mir gefiel es nicht so besonders.
Ich bin wahrscheinlich zu konservativ.
Ihre zum Teil langen Improvisationen sind
nicht so mein Fall. Deshalb ging ich auch
nicht mit allzu großen Erwartungen ins
Konzert. Aber ich erlebte dann eines der
beeindruckensten Konzerte der letzten
Jahre. Es handelte sich um ein abgeschlossenes,
knapp anderthalbstündiges Programm, deshalb
gab es auch keine Pause. Ich brauchte
aber auch keine, ich war so gefesselt,
dass mir die Zeit wie im Flug verging.
Es war "Dus Gezang fin Getto Lodz:
1940 - 2002", das sind Lieder und
wohl auch Gedichte, die Überlebende des
Ghettos Lodz nach dem Krieg überlieferten.
Brave Old World erhielten Zugang zu diesem
Material und haben daraus ein sehr ergreifendes
und beeindruckendes Programm gemacht.
Sie bekamen dafür dann auch den verdienten
Applaus, wir ließen sie erst nach drei
Zugaben wieder gehen.
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