Um 19:30 Uhr stand ich dann vor dem
Karlstorbahnhof bereit, um mir beim Einlass
um 20:00 Uhr einen ordentlichen Platz
zu sichern. Das war auch gut so, denn
der Andrang war erwartungsgemäß sehr groß.
Als das Konzert mit einer kleinen Verspätung
gegen 21:10 Uhr begann, war der Saal zum
Bersten gefüllt.
Als die Klezmatics die Bühne betraten
stellte sich heraus, dass Violinistin
Alicia Svigals und Schlagzeuger David
Licht zu Hause geblieben waren, die Namen
der (Ersatz?)-Violinistin und des Schlagzeugers
habe ich leider nicht verstanden. Die
restliche Besetzung war die von der CD
"possessed" bekannte: Frank
London, Lorin Sklamberg, Paul Morrissett
und Matt Darriau.
Das Konzert begann mit einem mir nicht
bekannten, langsamen Lied mit schöner
Melodie, von Lorin Sklamberg mit seiner
wunderbaren Stimme sanft vorgetragen.
Nach und nach kamen die anderen Instrumente
hinzu und da wurde dann auch schon das
Manko des Abends hörbar: Das Schlagzeug
war so schlecht abgemischt, dass der Klang
seiner Trommeln an das Herumklöppeln auf
leeren Waschpulvereimern erinnerte. Oder
an eine Schülerband in Papas Partykeller.
Auch der Bassklang konnte nicht überzeugen.
Abgesehen davon war Frank Londons Keyboard
so laut zu hören, dass es streckenweise
das Akkordeon übertönte. Aber diese Widrigkeiten
taten der guten Stimmung des (übrigens
überwiegend jungen) Publikums keinen Abbruch:
Schon beim ersten flotteren Rhythmus wurde
begeistert mitgeklatscht. Schade, dass
der Saal bestuhlt war, die Musik der Klezmatics
ist nun mal Tanzmusik. Flotte Stücke wechselten
sich mit langsamen Balladen ab, zum Teil
bekannte, zum Teil unbekannte Lieder.
Gegen Ende der ersten Konzerthälte spielten
sie dann "Mizmor shir lehanef (Reefer
Song)" von der CD "possessed",
das ohnehin nicht gerade zu meinen Lieblingsstücken
gehört. In der an diesem Abend dargebotenen
Fassung fand ich es fast unerträglich,
da Saxofon und Geige (und Trompete? Ich
weiß es nicht mehr) mir endlos erscheinende
Soli in teilweise ohrenzerfetzender Lautstärke
spielten.
In der zweiten Hälfte des Abends wechselten
sich wieder neue mit altbekannten Stücken
ab, ein mit verteilten Rollen gesungenes
Purim-Lied (Purim ist eine Art jüdischer
Karneval) sorgte für einen weiteren stimmungsvollen
Höhepunkt. Am Ende des Konzerts ließen
sich die Klezmatics vom frenetisch applaudierenden
Publikum zu zwei Zugaben überreden, so
endete das Konzert erst gegen 23:45 Uhr.
Rückblickend betrachte ich das Konzert
mit gemischten Gefühlen: Einerseits war
es ein Erlebnis, die Klezmatics endlich
einmal live zu sehen, der Abend bot viele
musikalische Höhepunkte und die Stimmung
war prima. So hat es sich also auf jeden
Fall gelohnt, die Anreise auf sich zu
nehmen.
Andererseits gab es auch einige Wermutstropfen:
Der schlechte Sound und die übertriebene
Lautstärke störten mich sehr. Noch am
nächsten Tag taten mir die Ohren weh.
Hätte man wenigstens tanzen können, dann
wäre das gar nicht so aufgefallen! So
hoffe ich also, mein nächstes Klezmatics-Konzert
in noch einigermaßen jugendlichem Alter
in einem Saal mit großer Tanzfläche zu
erleben...
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