Das KlezmerOrchester am Samstag, 5.10.02 in der
Villa Leon, Nürnberg
Vor dreieinhalb Jahren war das KlezmerOrchester
das letzte Mal in Nürnberg, vor drei Jahren hatte
ich es zuletzt in Bonn gesehen. Bei beiden Konzerten
spielte Orchester-Gründer Helmut
Eisel eine herausragende Rolle als Solist. Inzwischen
hat er das Orchester verlassen, deshalb war ich recht
gespannt, ob mir ein Konzertabend ohne Helmut
Eisel genauso gut gefallen würde wie damals
mein erstes Konzert.
Schon frühzeitig hatte ich mir meine Karte besorgt
und konnte vom Glück sagen: Wer nicht vorbestellt
hatte und seine Karte erst an der Abendkasse erstehen
wollte, der hatte unter Umständen Pech. Es herrschte
ein riesiger Andrang und das Konzert war dann auch
restlos ausverkauft. Schließlich wurden sogar
noch einige Stühle zusätzlich in den Saal
gestellt, um nicht so viele Orchester-Fans enttäuschen
zu müssen.
Relativ pünktlich begann das Konzert mit dem
singenden Einzug des Orchesters. Doch sofort löste
sich das erste Mal ein Ensemble aus dem Verband heraus,
indem es vor der Bühne stehenblieb, während
das restliche Orchester diese betrat. Da zeigte sich
gleich, was einen Konzertabend mit dem KlezmerOrchester
zu etwas besonderem macht: Es handelt sich nämlich
nicht einfach nur um ein aus etwa 30 Mitgliedern bestehendes
Orchester, dessen Mitglieder aus ganz Deutschland
und teilweise auch aus dem Ausland (u.a. Niederlande,
Polen, Israel) für einige Tage zum Proben an
einem Ort zusammenkommen, um danach ein Konzert zu
geben. Sondern das außergewöhnliche ist,
dass sich während der Probenphasen immer wieder
verschiedene Ensembles bilden, die dann in den Konzerten
die unterschiedlichsten Beiträge leisten. Dadurch
ist ein Konzertabend des KlezmerOrchester
einzigartig, bunt und abwechslungsreich, weil nicht
nur der "große" Orchesterklang geboten
wird, sondern die von Instrumentierung und Stil her
ganz unterschiedlichen Ensembles immer wieder neue
Klangfarben ins Spiel bringen.
So war auch der Abend in Nürnberg wieder ein
einmaliges Erlebnis. Was den Klang der vom gesamten
Orchester gespielten Stücke betrifft ist sozusagen
eine "Balkanisierung" auszumachen: Die Geigen
sind orientalischer, die Rhythmen bulgarischer und
der Bass bläserlastiger als vor gut drei Jahren,
als die Arrangements zum Teil noch sehr klassisch
klangen. Bei den Ensemble-Darbietungen reichte die
Bandbreite von einem polnischen Volkslied über
ein jiddisch gesungenes Chanson bis hin zum Klezmer,
alles frisch und interessant gespielt. Das ist so
abwechslungsreich, dass ich Helmut
Eisel keine Sekunde vermisste.
Als das Konzert vorbei war, war damit der Abend noch
lange nicht beendet: Mindestens noch eine Stunde spielten
einige unermüdliche Orchestermitglieder vor dem
Saal ein tanzbares Stück nach dem anderen, da
lernten dann andere Orchestermitglieder und auch einige
Konzertbesucher so manchen neuen Tanzschritt.
Fazit:
Wieder einmal fanden an diesem Abend interessante
musikalische Begegnungen statt, das ist ja auch das
Motto des KlezmerOrchesters
und der Titel seiner CD. Beim nächsten Konzert
in der Nähe bin ich wieder dabei.
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