Krakowskis zweite CD vereint, genau wie die
erste, seine zwei musikalischen Liebschaften:
jiddisches Lied und (im weitesten Sinne) Roots
Rock. Die Liedauswahl ist gediegen, die Zusammenstellung
interessant. Allein das Aufeinanderfolgen von
Hundert, dem Lied eines Insassens des Konzentrationslagers
Mielec, ein lapidarer Rückzählreim,
und eines Titels namens Lomir trakhtn nor fun
haynt (Laßt uns nur an heute denken) baut
eine schier unglaubliche Spannung auf.
Krakowski hat eine Botschaft und er singt seinen
Schmerz, den zu überhören mir unmöglich
erscheint. Botschaft und Schmerz prägen
den Sänger Krakowski und bestimmen die
Wahl seiner Interpretationen: Blues, Rock und
Jazz prägten sein musikalisches Leben,
bevor er sich intensiver mit jiddischen Liedern
befaßte, sie sind adäquate musikalische
Mittel für seine jiddischen Lieder.
Das Konzept funktioniert wie schon auf der
ersten CD. Musikalisch ist die vorliegende wesentlich
ausgereifter, die Arrangements abwechslungreicher,
sie wirkt über weite Strecken handwerklich
professioneller. Frank London als Produzent
heranzuholen hat sich als außerordentlich
wohltuend erwiesen. Krakowski selbst präsentiert
sich nun auch als Texter jiddischer Lieder.
Musikalische Vorbilder gibt es sicher viele;
sein Gesangsstil erinnert mich mehr und mehr
an Bob Dylan.
Ein ausgereiftes Album mit den Ecken und Kanten,
die zu ihm gehören. Musikalisch stellt
Goyrl das Vorgängeralbum in den Schatten,
inhaltlich zieht es mit ihm mindestens gleich.
Krakowski gibt seinen Interpretationen eine
hohe Intensität und ist trotz bzw. genau
wegen der Wahl der musikalischen Mittel sehr
dicht an den Texten. Keineswegs glatt und poliert
fasziniert dieses Album durch seine Offenheit
und Provokanz, insbesondere durch die Intensität
der Interpretationen des Menschen Wolf Krakowski.
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