Wer sind die beiden Künstler? Ich
muß gestehen, daß ich Marilyn Lerner bis dato
nur als Pianistin der Flying
Bulgar Klezmer Band kannte.
Ihr Spiel auf dieser CD ist das einer
Solistin. Ihre Kompositionen undArrangements
deuten auf eine sensible und herausragende Künstlerin,
begabt mir einer unerhörten Fähigkeit, Lyrik
mit Musik zu verbinden. Wie auch David Wall.
Er ist eine recht bekannte Figur in Toronto,
nicht nur in der Jiddisch- und Klezmer-Szene
(er ist der Sänger der Flying
Bulgar Klezmer Band),
sondern auch im Pop- und Filmmusikgeschäft,
beteiligt gewesen an unerhört vielen Projekten,
wie z.B. der Golus-Storytheatre-Produktion von
„I Just Wanna Jewify: The Yiddish Revenge on
Wagner“, wo er neben Elvis auch den Wagnerschen
Heldentenor gab. Walls Stimme umfaßt einen großen
Teil des Repertoires eines Lorin
Sklamberg genauso
wie die Sprödigkeit eines zeitgenössischen Rockstars,
was ihn als Interpreten jiddischer Lieder zu
einer Ausnahmeerscheinung macht.
Ein beinahe schmerzhaft
schönes Album, mit Liedern, die den schubertschen
Verweis nicht zu scheuen brauchen. Mich erinnerte
es an Elvis Costellos Album mit dem Brodsky
Quartett: „The Juliet Letters“. „A regn-boygn
iber melankholye“ heißt es in einem Lied von
Sutskever auf der Platte, und das könnte Motto
sein: über den Aufnahmen liegt eine zeitlose
Melancholie, die sich gleichermaßen schön und
schmerzhaft verströmt. David Wall und Marilyn
Lerner bilden eine künstlerische Einheit auf
hohem Niveau, meines Erachtens ein Glücksfall.
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