Kommentar zu einzelnen
Stücken:
Es handelt sich ausschließlich um Eigenkompositionen
der Gruppe. Anlehnungen an bekannte Klezmer-Standard
sind so gut wie überhaupt nicht zu erkennen.
In Mr. 9 o’clock versuchen die
NOKAs, einen Geschwindigkeitsweltrekord aufzustellen.
Das Stück fängt mit Schlagzeug und Clarinette
an. Gelegentlich sind kurze 2-Tone-Passagen
und andere Rythmen eingestreut. Ein flotter
Anfang.
Dr. Lizard ist Klezmer vermischt
mit Fake-Jazz. Erinnert mich stark an die Lounge
Lizards, der New Yorker Fake-Jazz-Gruppe um
Mastermind John Lurie. Und zwar zu deren
besten Zeiten (“No Pain for Cakes” oder “voice
of chunk”). Super Stück. Voller Rhythmus und
Leben. Klezmer at it’s very best weil neu und
unverbraucht und wagemutig!
The unholy Chazir gliedert
sich in 2 Teile. Der erste Teil langsam und
schleppend. Im zweiten Teil 4/4-Takt wird das
Stück schneller (und besser). Doch klingt das
Lied so, als wäre es in einem anderen Aufnahmestudio
eingespielt worden. Die Aufnahme-qualität der
anderen Stücke ist besser.
In Struttin‘ with some doner
kabob steht die Clarinette im Vordergrund.
Auch ein Gitarrensolo kann daran nur wenig ändern.
Moroccan roller rockt, daß
die Balken brechen. WOW.
Eine kurze Verschnaufpause ist absolut
überfällig, sonst hält man die CD einfach nicht
durch. Coney Island white fish ist ruhig
und sehr melodiös. Die Gruppe kann also nicht
nur pushen, sondern auch was zum Schunkeln spielen
(3/4-Takt).
Wenn man den Titel Aging raver’s
personal hell liest, denkt man an weiß der
Geier was. Doch das Stück ist eine getragene
Improvisation vorwiegend auf dem Saxophon und
beileibe niemandes Hölle. Auch das rhythmische
Gehacke des Klaviers paßt ungemein.
Not too eggy fängt an wie
eine Filmmusik aus einem alten Stummfilm (Das
Kabinet des Dr. Caligari). Dann fliegt man über
den “Grand Canyon” (siehe Abteilung Klassik).
Eine passende Mischung, frech.
Ha, in MyLK hört man doch
glatt mal bekanntere Töne. Ich kenne die Melodie,
auch wenn ich sie nicht genau zuordnen kann.
Das fällt mir aber auch noch ein, wetten! Na
ja, soo toll ist das Stück aber nicht. Die Clarinette
jammert mir zu viel.
Klezmer defiance – langsamer Rhythmus wird
sukzessive schneller – Alle einsteigen, der
Zug fährt los! Nett.
Casablanca to L.A. würde
ich anders nennen: “Psycho-Freilach”. Kontrastprogramm
zum Rest der Platte. Kann man aber gelten lassen.
Paßt zu dem jüdischen Prisma à la Pink Floyd
(dark side of the moon) auf der Rückseite des
Covers.
Hartman pick up your accordeon and
play ist mein Lieblingsstück auf dieser
überaus anstrengenden Platte. Nicht nur weil
ich selber Accordeon spiele, sondern auch weil
man hier deutlich sieht, daß die wirklich guten
Stücke von der Melodie leben und in der Einfachheit
die Kunst liegt. Schon dieses Stück allein rechtfertigt
den Kauf der CD.
Fazit:
Der Titel der CD “Fresh out the past” ist Programm.
Ich übertreibe vielleicht ein wenig, aber die
CD ist meiner bescheidenen Ansicht nach ein
Meilenstein in der modernen Klezmer-Musik. So
frisch, humorvoll und unbelastet geht sonst
keiner an diese Musik hin. Ich bin begeistert.
Bewertung:
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