Kommentar zu einzelnen
Stücken:
1. Finf un tsvantsiker
"Baytshe mir oys a finfuntsvantsiker"
ist ein weniger bekanntes jüdisches Lied.
Wechsel mit einen Fünfundzwanziger in 3
gleiche Münzen, eine wunderbare Version
mit außergewöhnlichem Akkordeon-Schlagzeug
Intro. Die beste Version dieses Stückes,
die ich bis jetzt gehört habe. Das Stück
ist als Militärmarsch gespielt. Elizabeth
Schwartz singst diese Yale Strom Version.
2. Ikh vil tsu geyn amol
Langsames getragen gesungenes Stück nach
dem Text von Rachel Korn. Manchmal möchte
ich gehen, ebenfalls gesungen von Elizabeth
Schwartz. Das Stück ist sehr still und
langsam auf dem Tenorsaxophon gespielt. Könnte
schon beinahe an ein Schlaflied erinnern. Das
Stück ist von Yale Strom.
3. Papirosn
Alt bekanntes Stück von Herman Yablakoff.
Das Lied wurde 1931 für das Stück
"di payets" (der Clown) geschrieben.
In vielen Ländern ist dieses Lied mit tragischem
Text ein Volkslied. Es kennt eigentlich jeder,
auch die Version von Yale Strom ist gut, aber
nicht außergewöhnlich.
4. Rivke
Ein sehr seltenes Stück "Rebekka"
nach der Musik von Zygmunt Bialostocki und dem
Text von Andrzey Wlast. Das Stück war ein
bekanntes polnisches Volkslied in der Mitte
der 30er Jahre. Es war als nichtjüdisches
Stück bekannt. Dieses wunderschöne
Stück wurde für 3 Gitarren mit Gesang
geschrieben und vom Polnischen ins Jüdische
übersetzt. Die Übersetzung schrieb
Bogdan Kaczorowski. Eines der schönsten
Liebeslieder das ich kenne und auch das schönste
Lied der Platte.
5. La Comida, La Manana
Traditionelles Volkslied gesungen in Ladino
(judeo-spanisch). Es ist im 7/8 Takt geschrieben
und beginnt mit einer wortlosen Improvisation
(taksim). Das Stück ist in freygish oder
ahava raba geschrieben.
6. Sheva B´Rakhot
"Sieben Segen" ist ein gesungener
Segen bei einer jüdischen Hochzeit. Gewöhnlich
wird dieser Segen a capella gesungen von einem
Cantor oder Rabbiner. Hier hat ihn Yale Stom
in eine seicht jazzige Melodie gesteckt. Gesungen
natürlich auf Hebräisch. Kann man
hören, muss man aber nicht.
7. Sha, shtil
Bekanntes traditionelles Stück. Yale Strom
hat das ohnehin schon unspektakuläre Lied
noch unnötig verjazzt. Teilweise wirre
Töne, eine Melode ist nicht mehr zu erkennen.
Eine zwar einzigartige Version, aber stellenweise
nervig und nicht hörbar.
8. Buena Semana mos de el dio
Ein sephardisches Stück.
9. Reyzel
Nicht zu verwechseln mit "reyzele".
Dieses hier ist ein anderes Stück
nach dem Text von David Seltzer und der
Musik von Mark Olf. Dieses trauriges moldavische
Liebeslied mit jüdischem Text ist
eine Seltenheit. Langsam und schön
gesungen mit eigentlich nicht trauriger
Melodie.
10. Moscow Nights
Sehr bekanntes russisches Lied aus den
50er Jahren. Das Stück wurde ursprünglich
in russisch geschrieben und ist eigentlich
kein jüdisches Lied. Die bekannte
Melodie schrieb V. Solovaysadov, den Text
dazu M. Mausovsky. Hier eine Version mit
jüdischem Text. Ich weiß nicht,
ob der eigentliche Titel auch Moscow Nights
heißt, aber in jüdisch habe
ich das Stück bis jetzt noch nie
gehört. Schön gemacht und international
bekannt, aber nicht als jüdisches
Lied.
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11. Doina Tirgu Frumos
Ungewöhnliches Stück in Form einer
gesungenen Doina.
Fazit:
Eine bunt gemischte Platte aus jüdischen
Liedern, judeo-spanisch, englisch und hebräischen
Stücken. Genau wie die Sprachen sind auch
die Musiker gewürfelt. Außer Yale
Strom und Elizabeth Schwartz tauchen in jedem
Stück andere Instrumente und andere Musiker
auf. Die Interpretation der Stücke finde
ich teilweise außergewöhnlich gut,
manches nervt auch, weil es mir zu sehr ins
jazzige abgleitet. "Finfuntsvantsiger"
gefällt mir ausgesprochen gut. Es ist ein
gutes Beispiel für ein renoviertes langweiliges
Stück, das man sonst nie anhören würde.
Wirklich sehr schön überarbeitet und
einfach mal ganz anders gespielt als das was
man erwartet. Rivke ist ebenfalls ein sehr schönes
Stück. Geschrieben für 3 Gitarren
ist es ein nicht ganz gewöhnliches Stück.
Man merkt, dass es ursprünglich kein jüdisches
Lied ist.
Ich würde die Platte insgesamt eher als
eine CD mit russisch-jüdischer Musik bezeichnen,
mit Klezmer hat sie eigentlich nicht viel zu
tun. Die Informationen im Booklet sind kurz
aber ausreichend. Über die einzelnen Musiker
steht leider nichts geschrieben. Insgesamt eine
schöne CD.
Bewertung:
Interpretation
Virtuosität
Spielfreude
Aufmachung
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