Der Einsatz des Pianos als Rhythmusinstrument,
das teilweise unisono mit der Tuba spielt und
zusätzlich zu Geigen und manchmal Akkordeon
Sekundinstrument ist, verstärkt diesen Eindruck.
Zu erwähnen ist auch Ken Maltz, der auf diesem
ersten Album der Band eine bemerkenswert stilsichere
Klarinette spielt; 1981 gab es neben Andy
Statman und Maltz wohl kaum einen besseren
Klarinettisten in dieser Musik, sieht man von
Dave Tarras ab.
Drei der Bandmitglieder singen: Josh Waletzky,
dessen warme, vergleichsweise tiefe Stimme und
seine Intimität mit den Liedern ein wesentlicher
Beitrag auf dieser ersten LP ist. Michael Alpert,
dessen Ausstrahlung bereits zu spüren ist, dessen
Stimme man jedoch kaum erkennen würde, kennte
man ihn erst seit Brave
Old World;
sie ist mittlerweile wesentlich tiefer und auch
etwas rauher geworden, hat meiner Meinung nach
dadurch aber noch an Ausdruckskraft gewonnen.
Henry Sapoznik singt ein Kapelye-Standard, Chaim
Tauberts “Motl der Operator”, und dieses Stück
beeindruckt mich in dieser Version noch immer.
Sapoznik wird nur vom Akkordeon Lauren Brodys
begleitet, durchaus sparsam und russisch anmutend,
die letzten zwei Refrain-Zeilen werden als Vor-,
Zwischen- und Nachspiel von ihr gespielt. Und
diese Sparsamkeit gibt dem Lied eine große Dramatik
(Motl stirbt ja auch im Laufe des Liedes). Lauren
Brody sang leider bei keiner der Kapelye-Platten.
Mit dem Ausstieg Waletzkys nach dieser LP polarisierten
sich die zwei verbliebenen Sänger und sollten
damit die Band später in eine tiefe Krise stürzen,
von der sie sich letztlich nie richtig erholte.
Kapeyes Debüt-Album aus dem Jahr ´81 ist ein
mittlerweile historisches Tondokument des Klezmer-Revivals.
Es ist nicht nur wichtig (und darüber hinaus
bis heute sehr gut), sondern es hat zahllose
andere Bands inspiriert, wie z.B. Aufwind:
noch auf dem 1996er Album Awek di junge jorn
findet sich, neben In Shtetl Nikolaev
, mit Fun Tashlikh ein Titel, bei
dem Aufwind
das Kapelye-Arrangement aufgriff und und konsequent
durch das gesamte Stück führte – meiner Ansicht
nach auf die Dauer recht ermüdend. Kapelye
spielten den A-Teil des Stückes im 3/8 als Vorspiel,
Aufwind wandte dieses Prinzip auf beide
Teile an, wiederholte sie und stellte sie dem
2/4-Original gegenüber. Aufwinds
erste Platte (1989) beinhaltet Motl der Operator.
Future & Past ist ein starkes Debüt-Album.
Side A:
Odessa Bulgar (sehr vital, durch Sekund-Geigen
manchmal fast ungarisch wirkend)
Yoshke Furt Avek (Alpert
singt, Maltz und Brody begleiten russisch)
A Yur Nukh Mayn Khasene (Klage
einer Ehefrau, gefolgt von Tanzversion)
Bessaraber Khosidl (Geigenintro.
Sehr rhythmisch -- Sekund: viol, acc, p)
Gut Purim, Yidn (Gesang,
Perkussion, Geige, ungewöhnlich für die spätere
Band)
Khosn, Kale (Wechselgesang
Vokal und Band, melancholisches Hochzeitslied)
Side B:
Abe Schwartz´s Famous Sher (die 2 Geigen
addieren angenehmes “Schwimmen”)
In Shtetl Nikolaev (Alpert
Gesang, keine große Dramatik, sehr angenehm)
Vi Azoy trinkt a Keyzor Tey (a
capella)
Fun Tashlikh (erster Teil
als 3/8-Vorspiel, danach 2/4, sehr tanzbar)
Motl der Operator (Gesang
und Akkordeon, ein Klassiker, souverän)
Di Mame iz Gegangen in Mark Arayn
(fast identisch zur Version mit Adrienne
Cooper auf Kapelyes letzter CD, jedoch hier
mit Schlagzeug!)
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