gus | Mittwoch, den 28. September, 2005 - 08:57 Hi Alan, Jep, link habe ich gesetzt. Grüße, gus |
Alan Bern | Dienstag, den 27. September, 2005 - 08:08 Lieber Andreas, Lieber Christian, danke für die Auseinandersetzung. Wäre es möglich, einen Link von der Kritik-Seite zu dieser zu stellen, mit dem Hinweis, dass es einen solchen Meinungsaustausch gibt? Ich finde, dass das eine interessante Lösung wäre. |
Christian Dawid | Mittwoch, den 21. September, 2005 - 21:19 Hey Andreas, ok, verstehe die Lage... danke! Auch für's Bemühen um die schnellstmögliche Ankündigung. Das ist tatsächlich ein Dilemma: wie kündige ich etwas an, ohne darauf einzugehen? Das ist in etwa so, als schriebe man 'Jimi Hendrix war wirklich ein klasse Gitarrist', was ja nun wirklich nicht falsch ist. Ohne eine kleine Ausführung über seine Bedeutung für die jüngere Musikgeschichte vermittelt man aber jemandem, der noch nie von Hendrix gehört hat, eher den Eindruck: Jimi Hendrix war halt einer unter vielen guten Gitarristen. Das ist dann wieder verkehrt. Wie kündigt man dann so etwas an? 'Platte erschienen. Zu gut um jetzt verkürzt zu besprechen. Schonmal kaufen.' ? Interessante Frage. Und danke für den Ball. Den muß ich aber doch weiterspielen. Erstens gehe ich aus mehreren, geheimsinnigen Gründen nicht so gern auf einzelne Titel ein. Zweitens habe ich schon eine Menge von dem gesagt, was ich denke. Und drittens bin ich für eine echte Rezension dann doch zu dicht an der Band dran. Da glaubt mir ja niemand. Grüße zurück Christian |
Andreas | Mittwoch, den 21. September, 2005 - 15:28 Hallo Christian, es ist wenig, da gebe ich Dir recht. Ich sehe meinen Text aber keineswegs als Rezension, das erklärt auch seine Kürze. Der Text hatte einen anderen Hintergrund. Eine Rezension verbinde ich immer auch mit einem Fazit und einer daraus resultierenden Bewertung. Darauf habe ich hier ausdrücklich verzichtet. Es ging mir in erster Linie darum, eine neu erschienene Platte vorzustellen – und das so schnell wie möglich, da es ein wirklich wichtiges und lang erwartetes Werk ist. Stefan hat dafür eben etwas Zeit gebraucht, sonst wäre der Text schon einen Tag nach Veröffentlichung der CD erschienen. So sieht es jetzt doch eher nach einer übereiligen Rezension aus. Ich sehe es eher als eine Ankündigung der Platte, und das kommt auf Klezmer.de nicht oft vor. Sicherlich, unter Deinen aufgeführten Gesichtspunkten und unter Berücksichtigung des Inhaltes und dessen Entstehung, darf eine Rezension nicht so wenige Ausführungen erhalten. Das ist mir auch klar. Es wäre sicher denkbar und auch wünschenswert, eine detaillierte Besprechung nachzuschieben. Du hast so eben damit angefangen...vielleicht möchtest Du es gerne weiter ausführen und auf die Titel eingehen, es würde mich freuen. Viele Grüße Andreas
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Christian Dawid | Mittwoch, den 21. September, 2005 - 10:36 Zu Andreas' Rezension der Brave Old World CD 'Dus Gezang Fin Geto Lodzh' Lieber Andreas, ein einzigartiges Werk, da sind wir uns einig. Aber darf das wirklich der einzige Kommentar zu einem Werk dieser Größenordnung sein? Eine musikalisch einfach gehaltene Sammlung melancholischer Lieder? Das ist zu wenig, und verkennt den künstlerischen Ansatz des Werkes vollkommen. Dieses Programm ist musikalisch um Welten reicher. Schon das Material erzählt soviel mehr als 'Geschichten aus dem Lodzer Ghetto'. Da sind Satire, Widerstand, versteckte Anklagen, Humor, Poesie, Zorn. Angst. Und all das spiegelt sich in Brave Old Worlds Interpretationen, schon da, wo sie musikalisch einfach gehalten sind. Ich gebe Dir recht: einige der Höhepunkte der CD sind auch für mich die schlichten, nur von Akkordeon begleiteten Lieder. Die finden eine Ausdrucksstärke, wie sie in dieser Ecke nur Michael Alpert hat, und seine Stimme ist auf dieser CD fantastisch eingefangen. Alan Bern und Michael Alpert kennen sich mittlerweile so gut, daß sie blind zehn verschiedene Versionen eines solchen Liedes improvisieren könnten, und das hört man! Keineswegs musikalisch einfach, wenn auch leicht verständlich, ist aber die zweite Ebene, mit der dieses Programm spielt: Reflektionen aus heutiger Sicht, die theaterhaft immer wiederkehren (Berlin-Song) und in der musikalischen Sprache weit über das jiddische Lied hinausgehen. Zwischen Brahms, Mahler, Weill und arabischem Pianostil liessen sich hier reichlich Assoziationen finden. Wechsel von schlichtestem, minimalistischem Spiel mit virtuosen Stürmen. Hochkomplex, aber dramaturgisch sofort zugänglich. Und auch Klezmermusik kommt nicht zu knapp vor, unter anderem als Zitat einer polnisch-jüdischen Vorkriegswelt. Brave Old World bewegt sich beinahe traumartig zwischen diesen Welten hin und her und schafft durch das Erforschen so vieler tieferer Ebenen etwas, das ich für großartig halte. Daß dieses Programm EBEN NICHT in lähmender Melancholie ertrinkt, den Zuhörer NICHT in dumpfer Betroffenheit zurücklässt, sondern Zorn, Bitterkeit, Hass, Spott, Kälte, Humor, Liebe und Leichtigkeit erzählt, macht seine Größe aus. Es gibt wohl keine Gruppe wie Brave Old World und keinen musikalischen Kopf wie Alan Bern in der heutigen jiddischen Musikwelt, die sich auf so gleichzeitig intellektuelle, emotionale, künstlerische und musikantische Weise mit einem übergroßen Thema wie diesem auseinandersetzen können. Es hat 15 Jahre gedauert, dieses Programm bis zu seiner heutigen Form zu bringen, und es war gut, mit dieser CD so lange zu warten. Die Lieder von Yankele Herszkowicz und anderen Ghettoopfern verdienen all die musikalische Reife, die Brave Old World heute erreicht hat. Für mich die beste aller Brave Old World CDs, bewundernswert aufgenommen und gemastert von Adrian von Ripka und Stefan Winter himself, überragend gestaltet von Stephen Byram und Warren Linn. Ein wichtiges Dokument jiddischer Musik. Christian Dawid (Ich bin voreingenommen? Und wie. Ich kenne dieses Programm wie meine eigene Musik, und ich hatte das Glück, es selbst ein dutzendmal oder so aufführen zu können. Und nun versuche mal einer, sich von dieser Musik NICHT einnehmen zu lassen!) |