SHLEPPING THE EXILE ist die Geschichte
von Joine Levkes, dem Kind orthodoxer
Flüchtlinge aus Polen, und spielt Ende
der fünfziger Jahre in einem Provinznest
in den kanadischen Prärien von Coalbanks,
Alberta. Es beschreibt die große Verwirrung
des kleinen pubertierenden Joine Levkes
im Spannungsfeld zwischen der Torah und
Elvis Presley, zwischen Pejess (Schläfenlocken),
Ziziss (rituellen Fransen) und den Nacktmagazinen
früher Jugend. Joine liebt Sabina Mandelbroit,
deren Familie keinen Sabbath einhält,
sie wird zum Ziel all seiner "sündigen"
Gedanken. Er mutiert zum jiddischen Beatnik
und ist doch zu religiös, um "normal"
zu sein, zu "normal", um das
nicht zu bemerken, und zu sehr Kind, es
zu verstehen. "Geschichten, die denen
von Mark Twain oder eben von J.D. Salinger
in nichts nachstehen", urteilte das
Zürcher Israelitische Wochenblatt, die
Berliner Morgenpost meinte lakonisch:
"Und der liebe Gott schloß mit Sigmund
Freud eine Wette ab", während DIE
ZEIT es "ein Buch von erheblicher
Windstärke" nennt.
Geschrieben wurde es von Michael Wex,
dem Jiddischisten und Muttersprachler,
in Englisch. Wex dazu: "Ich hätte
es in Jiddisch schreiben können, aber
wer hätte es gelesen? Diejenigen, die
es lesen wollten, könnten es nicht, weil
sie nicht oder nur wenig Jiddisch verstehen,
die anderen, die Jiddisch können, würden
es nicht mit der Kohlenzange anfassen,
weil sie zu religiös sind." In diesem
Sinne handelt es sich tatsächlich um einen
raren Einblick in das Innere des orthodoxen
Judentums. Das Englisch aber, das über
weite Strecken verwendet wird, ist jüdisches
Englisch, "Jinglisch", ein Gemisch
aus Englisch und Jiddisch; es sind nicht
so sehr die "eingeenglischten"
jiddischen Wörter, sondern das Benutzen
der Dialektik des Jiddischen, die es zum
"Jinglisch" machen. Die deutsche
Übersetzung versucht diese Gratwanderung
nachvollziehbar zu machen, hat es jedoch
nicht einfach: trotz gleicher oder ähnlicher
Worte hat sich die Bedeutung einiger dieser
Worte im Jiddischen im Laufe der Jahrhunderte
bis hin ins Gegenteil gewandelt.
Michael Wex wurde 1954 in Lethbridge,
Alberta geboren und wuchs zweisprachig
(Jiddisch und Englisch) auf. Später kamen
Hebräisch und Französisch dazu. Er arbeitete
als Barkeeper, Taxifahrer, Pressesprecher,
Professor für Jiddisch und Professor für
englische Literatur z.B. and den Universitäten
von Michigan und Toronto. Als Exponent
und Reizfigur der jiddischen Avantgarde
lebt er in Toronto. Er war eines der Highlights
am Ashkenaz Festival of New Yiddish Culture
1995/1997 (God in Paris/Sex in Yiddish/Adventures
in Yiddish) und hat als Satiriker und
Performer auch hierzulande Kultstatus.
Seit Mitte der achtziger Jahre unterrichtet
er bei KlezKamp in den Catskills. 1995
gründete er in dem Versuch, neue jiddische
Kultur in Englisch und in Deutsch auf
die Bühne zu bringen, zusammen mit dem
Unterzeichner GOLUS STORYTHEATRE (TORONTO-BERLIN).
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