Gleichzeitig herablassend betrachtet
wegen ihrer untypischen Lebensweise und
bewundert für ihre Fähigkeiten hing den
Musikern ein gewisses Mysterium an. Auch
in literarischen Werken hat sich ein Charakter
des verführerischen Außenseiters
etabliert, der lange Zeit mit dem Begriff
“Klezmer” in Zusammenhang gebracht wurde.
Stempenju, die wohl bekannteste
literarische Figur eines Klezmer-Geigers
in einem Werk von Scholem Alejchem,
zeichnet eine seelenvolle, fast schon
diabolische Ausstrahlung aus, mit der
er die Jungfrau Rochel verführt:
“Und Stempenju
verströmt sich auf der Fiedel und schmilzt
wie Wachs: `Tjoch - tjoch - tjoch´,
mehr hört man nicht; eine Hand fliegt
hinauf und hinab, mehr sieht man nicht,
und man hört allerlei Stimmen, und verschiedene
Arten Gesang ergießen sich, und so traurige,
daß es zu Herzen geht. Das Publikum
vergeht mit allen Kräften, das Publikum
erstirbt, es stirbt mit allen Gliedern.
Das Herz wird so voll, es fließt über
(...) Rochel errötet, senkt die Augen
und antwortet ihm nur auf das zehnte
Wort. Es gehört sich nicht, sich plötzlich
mit einem Musikanten hinzustellen, und
noch dazu vor all den Leuten (...) Man
erzählt von ihm, er komme mit allen
Zauberern und bösen Geistern zurande.”
(Alejchem 1990:20-24)
Um die Jahrhundertwende herum,
in der Phase der Auswanderung vieler osteuropäischer
Juden nach Amerika, vollzog sich ein schneller
Imagewandel des Klezmers. Der Wunsch der
Einwanderer, sich an die neue Umgebung
kulturell anzupassen, bewirkte eine Abkehr
von der traditionellen Kultur. Die Arbeit
im Musikbereich veränderte sich, und neue
Anforderungen wurden für das Überleben
und den Erfolg als Musiker ausschlaggebend.
Nur diejenigen, die sich den neuen Bedingungen
anpassen konnten, fanden in der “Neuen
Welt” Arbeit und Anerkennung und konnten
die inzwischen eindeutig abwertende Bezeichnung
“Klezmer” ablegen.
“But the
khasene trade wasn’t the work of preference,
and the plummier jobs in the theaters
and clubs, and later on in radio, required
musicians who could read down a chart,
transpose, or play the tune in a different
key from the written one at sight, and
perhaps even double on a second instrument.
The player who could not rise to such
demands began to be known as `just a
klezmer´.” (Sapoznik/Dion/Sokolow 1991:9)
Der seit den vierziger Jahren
aktive Klarinettist und Orchesterleiter
Marty Levitt lernte noch
von seinem Vater, einem aus Osteuropa
stammenden Klezmer, drei Kategorien jüdischer
Instrumentalisten auseinanderzuhalten:
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