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Duo Avierto
Madrugada

(Besprechung: Heiko Lehmann )

Duo Avierto - Madrugada
sephardisch – türkisch – hebräisch – eigen
1997 duo avierto LU 2207-97

Homepage der Gruppe: www.avierto.de

Die Besetzung:
Katharina Müther (Stimme, Gitarre)
Martin Schmidt (Mandoline, Baß, Bouzouki)


Lieder:

  1. madrugada (Martin Schmidt) (2:03)
  2. puncha, puncha (3:39)
  3. avrix mi galanica (4:06)
  4. hamisha asar (Flory Jagoda) (3:47)
  5. burjula (2:16)
  6. bir bahar ak¥am¥ (6:23)
  7. karakadao (Martin Schmidt) (7:31)
  8. d’ror yik’ra (5:40)
  9. E’s (Martin Schmidt) (8:04)

Total: 43:29 min (lt. CD; der CD-Player zeigt über 70 Minuten an)

 

Besprechung:

„Madrugada“ ist eine CD  mit in der Mehrzahl sephardischen Liedern in den Arrangements des Duo Avierto (avierto ist Ladino und bedeutet „offen) sowie drei instrumentalen Eigenkompositionen von Martin Schmidt. Die Künstler werden nicht von Gastmusikern unterstützt, wie z.B. auf ihrer CD „Sarajevo, du blühende Stadt“, die leider vergriffen ist.

Katharina Müther beschäftigt sich seit vielen Jahren mit jüdischen Liedern, bekannt wurde sie in den frühen neunziger Jahren vor allem durch ihre Interpretationen jiddischer Lieder. In dieser Zeit spielte sie u.a. im Duo mit Helmut Eisel. Sie verfügt über eine angenehm klare und „unverbildete“ Stimme -- dies soll nicht heißen, die Stimme sei nicht ausgebildet, sondern lediglich andeuten, daß sie nicht den Weg über die amerikanische Stimmbildung genommen hat. Ihrem Gitarrespiel hört man die langjährige klassische Ausbildung an. Während dies bei jiddischen Liedern manchmal störend wirkt, kommt es den sephardischen Liedern entgegen.

Martin Schmidt kommt vom Jazz, der Neuen Musik und der freien Improvisation. Er ist Teil der Jazz-Szene im Raum Saarbrücken und spielte in vielen eigenen und anderen Projekten. Anfang der neunziger Jahre spielte er mit Helmut Eisel in dessen Band JEM.

„Madrugada“ ist eine überaus gelungene CD, die Katharina Müther sicher als führende Interpretin sephardischen Liedguts in Deutschland etabliert hat. Einige der Sätze im Booklet klingen esoterischer, als die CD tatsächlich ist: hier sind zwei Künstler am Werk, die den Kern der Lieder aufspüren und mittels ihrer Interpretationen und Arrangements Eigenes hinzuzufügen vermögen. Die Eigenkompositionen von Martin Schmidt sind durchweg gelungen und stark instrumentiert.

Das Booklet arbeitet mit Gemälden, darüber kann man geteilter Meinung sein, es übersetzt die Texte (möglicherweise ein Übersetzungsfehler in der 4. Strophe von „Avrix mi galanica“?) und ist informativ.

Empfehlenswert

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