Besprechung:
„Madrugada“ ist eine CD mit
in der Mehrzahl sephardischen Liedern in den
Arrangements des Duo Avierto (avierto
ist Ladino und bedeutet „offen) sowie drei instrumentalen
Eigenkompositionen von Martin Schmidt. Die Künstler
werden nicht von Gastmusikern unterstützt, wie
z.B. auf ihrer CD „Sarajevo, du blühende Stadt“,
die leider vergriffen ist.
Katharina Müther beschäftigt sich seit vielen
Jahren mit jüdischen Liedern, bekannt wurde
sie in den frühen neunziger Jahren vor allem
durch ihre Interpretationen jiddischer Lieder.
In dieser Zeit spielte sie u.a. im Duo mit Helmut
Eisel. Sie verfügt über eine angenehm klare
und „unverbildete“ Stimme -- dies soll nicht
heißen, die Stimme sei nicht ausgebildet, sondern
lediglich andeuten, daß sie nicht den Weg über
die amerikanische Stimmbildung genommen hat.
Ihrem Gitarrespiel hört man die langjährige
klassische Ausbildung an. Während dies bei jiddischen
Liedern manchmal störend wirkt, kommt es den
sephardischen Liedern entgegen.
Martin Schmidt kommt vom Jazz, der Neuen Musik
und der freien Improvisation. Er ist Teil der
Jazz-Szene im Raum Saarbrücken und spielte in
vielen eigenen und anderen Projekten. Anfang
der neunziger Jahre spielte er mit Helmut Eisel
in dessen Band JEM.
„Madrugada“ ist eine überaus gelungene CD,
die Katharina Müther sicher als führende Interpretin
sephardischen Liedguts in Deutschland etabliert
hat. Einige der Sätze im Booklet klingen esoterischer,
als die CD tatsächlich ist: hier sind zwei Künstler
am Werk, die den Kern der Lieder aufspüren und
mittels ihrer Interpretationen und Arrangements
Eigenes hinzuzufügen vermögen. Die Eigenkompositionen
von Martin Schmidt sind durchweg gelungen und
stark instrumentiert.
Das Booklet arbeitet mit Gemälden, darüber
kann man geteilter Meinung sein, es übersetzt
die Texte (möglicherweise ein Übersetzungsfehler
in der 4. Strophe von „Avrix mi galanica“?)
und ist informativ.
Empfehlenswert
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