Virtual Klezmer

Ensemble Draj
Lieder aus den Ghettos

(Besprechung: Gus)


Ensemble Draj – Lieder aus den Ghettos
Ethno Art Ruhr 20021

Die CD wurde im Januar 2000 aufgenommen.

Homepage der Gruppe: www.draj.de

  Kontakt:
Augemus Musikverlag
Ralf Kaupenjohann
Wuppertaler Str. 424b
45259 Essen
Tel.: 0201-467276

Die Besetzung:
Ralf Kaupenjohann (Akkordeon)
Anette Krüger (Gesang)
Ludger Schmidt (Cello)

 


Lieder:

  1. Schtiller (2.37)
  2. Huljet, huljet kinderlech (1.49)
  3. Milners Trern (2.57)
  4. Wilna (3.57)
  5. Margaritkes (3.37)
  6. Fejgl (3.47)
  7. Friling (4.26)
  8. Donaj (1.59)
  9. Der Appell (2.51)
  10. Oj, dortn (4.52)
  11. Di grine kusine (4.15)
  12. Na polu wiezba (3.57)
  13. Schtil, die nacht (4.40)
draj-ghetto
 

Kommentar zu einzelnen Stücken:

Schtiller ruhiges Lied mit einem nachdenklichen Text. (Erinnert mich an Jizchak Katzenelson “Dos lied vunem oisgehargetn jidischen volk” - ausgezeichnete Gedichte des 1944 in Auschwitz gestorbenen Dichters.) Ralf Kaupenjohann am Accordeon gefällt mir gut.

Das fröhlichere zweite Stück Huljet, huljet kinderlech wirkt nach dem ersten etwas deplaziert. Text und Melodie stammen von Mordechaj Gebirtig.

Milners Trern ist wieder ein nachdenkliches Stück. Andächtig gesungen wird Anette Krüger nur vom Accordeon zurückhaltend begleitet. Ein schönes Stück.

Wilna: eine durchgängige Melodie ist nur am Anfang zu erkennen, aber auch die sehr moderne Interpretation kann  mir nicht besonders gut gefallen. Der scat- Gesang im zweiten Teil wirkt auf mich etwas komisch. Das Stück paßt nicht zusammen.

Fejgl, Jiddische Kammermusik, etwas schleppend gespielt. Na ja.

Friling, das seit der CD Transmigrations von Wolf Krakovski bekannte Lied ist hier kaum wiederzuerkennen. Kann in keinster Weise mit Wolfs Version mithalten. Zu schwer und depressiv wirkt die Interpretation, wo es doch gerade die Leichtigkeit sein muß, die dieses Lied in Gegensatz zum Text setzt. Der Refrain “Friling” muß zuckersüß sein, damit er bitter wird. Meiner Ansicht nach also gerade der falsche Ansatz für dieses Stück.

Donaj freie jazzige Improvisation, anstrengend anzuhören. Der Schluß ist sehr abrupt.

Der Appell ruhige, fast schon niederdrückende Atmosphäre.

Oj, dortn : der instrumentale Teil kann überzeugen, vor allem das Accordeon-solo.

Die Version der Di grine kusine ist auch nicht mein Fall. Ein Klassiker sehr eigenwillig interpretiert. Im zweiten Teil schließt sich eine freie instrumentale Passage an. Wenn diese alleine stehen würde, dann wäre das OK.

Na polu wiezba: wieder mit freejazz-scat- Gesang. Das ist echte Geschmackssache (meiner nicht!)

Schtil, die nacht ruhig, frei, guter Abschluß.


Fazit:

Alle drei Musiker beherrschen ihr Instrument sehr gut, durchgehend klarer Rhythmus und saubere Betonung. Besonders Kaupenjohanns Spiel gefällt mir gut und auch Schmidt ist einigermaßen mein Geschmack. Anette Krüger singt sehr jazz-lastig und ist meiner bescheidenen Meinung nach die Schwachstelle des Trios (obwohl sie eine gut trainierte Stimme hat – die Art des Gesanges ist es, der mir nicht gefallen will). Andererseits ist der Gesang der Gruppe das jüdische Element...

Hörer, die ein Faible für moderne klassische Kammermusik haben, auch dem Jazz nicht abgeneigt sind und jüdischen Gesang mögen, werden sicherlich Gefallen an den eher kopflastigen Interpretationen finden. Aber eine “fröhliche” Angelegenheit ist es nicht.

Das booklet zur CD ist ansprechend gestaltet und zu allen Liedern findet sich der jiddische Text und die deutsche Übersetzung.

Bewertung:
3-gut
 Interpretation
5-ausgezeichnet Virtuosität
2-schwach Spielfreude
4-sehr gut Aufmachung

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