Den ersten "MACH DAS SOFORT AUS!"-Test
mit meiner Frau hat die CD auf Anhieb bestanden.
Ich durfte sie sogar bis zum Ende durchspielen,
was bei dem Lärm 3er Kinder durchaus nicht
selbstverständlich ist. Soweit so gut.
Was ich damit sagen will ist, daß man
die CD auch dann hören kann, wenn man sich
nicht mit Kopfhörer auf dem Sofa konzentriert.
Oder: Es ist eine kommerzielle CD mit kommerzieller
Musik, die sich ein wenig an osteuropäischen
und verschiedenen anderen Traditionen orientiert.
Klezmer ist es nicht, will es auch gar nicht
sein. Die Gruppe bedient sich aus einem Baukasten
bunter Traditionen und setzt daraus ihr Werk
zusammen.
"Weltmusik" also.
Ja. Eine Art Klezmer Musik mit Anleihen aus
dem arabischen (oud á la Rabih Abu Khalil
in Nachtbus), Kodo-Klänge (in Provo
Horo), eine rockige Gitarre und jazzige
Klänge. Unter anderem.
Nun könnte man versucht sein zu sagen:
ALLES MIST! - Klappe zu, Ofen aus.
Einfach wäre das.
Doch das würde dem Werk nicht gerecht
werden. Ob eine Musik kommerziell ist oder "Kunst",
ist ein Punkt über den man diskutieren
kann, der jedoch wenig über Qualität
aussagt und hier auch völlig deplaziert
erscheint.
Ich gehe einmal davon aus, daß sich die
Gruppe bewußt entschieden hat, eine Musik
zu spielen, die ein breiteres Publikum anspricht,
dass es sich herzlich wenig um Traditionen schert.
Das ist völlig legitim!
Martin Zels hat einen Großteil der Stücke
selbst verfasst.
So unterschiedlich die einzelnen Stücke
sind (auch qualitativ), eine einheitliche Linie,
eine gemeinsame Stimmung, ein Wiedererkennen,
einen Stempel weisen sie auf. Die 10 Stücke
gehören zusammen. Ein roter Faden verbindet
sie.
Es sind schöne Melodien zu einem Werk zusammengefasst,
das sich wirklich sehen lassen kann.
Und: Die Stücke verbreiten eine leicht
melancholische Stimmung, eine Traurigkeit, die
einen dann eben doch wieder an Klezmer erinnert.
Besonders gut hat mir A vikhtikes geseis
(natürlich!) gefallen, weniger In Jerusalem.
Aber das sind persönliche Präverenzen.
Fazit:
Es ist eine gute CD. Das Beste bis dato von
Huljet!
Ich kann nur sagen: Respekt!
Eines kann ich mir
nicht verkneifen: Nachdem sich Martin doch so
sehr von uns inspirieren hat lassen, daß
er uns sowohl in den Credits erwähnt, als
auch ein Stück gewidmet hat (A vikhtikes
geseis) nehme ich mir einfach die Freiheit
die ich Dank meiner "Wichtigkeit"
habe (hust) und gebe ihm einen jovialen Tip:
Vielleicht sollte sich die Gruppe zu demselben
Schritt wie ehemals "Kol Simcha" entscheiden
und Ihren Namen ändern. Denn es hat soviel
mit jüdischer Kultur zu tun wie z.Bsp.
mit arabischer.
Es ist irgendwo zwischen allem. Vielleicht ist
da eine Namensbindung an Klezmer eher hinderlich?
;-)
Bewertung:
Interpretation
Virtuosität
Spielfreude
Aufmachung
|