Diese CD hat oberflächlich gesehen wenig mit
Klezmer-Musik zu tun. Die Tatsache daß mit Franka
Lampe, Carsten Schelp (la´om)
und Jan Hermerschmidt (Aufwind)
drei Klezmer-Musiker Teil der fünfköpfigen Band
sind, rechtfertigt allerdings eine Besprechung
bei klezmer.de.
Franka Lampe und Carsten Schelp haben den
größten musikalischen Input zur CD geleistet.
Lampe als Bandleader hat den Rhythmus fest im
Griff, die exzellenten Ko-Musiker geben ihr
viel Freiheit, ihre Virtuosität auf dem Akkordeon
zur Geltung zu bringen. Sie nutzt dies und spielt
sich aus. Wer Aufnahmen von bulgarischer Musik
kennt (empfehlenswert: Yuri Yunakov Ensemble),
kann ermessen, wie hoch die Qualität ihres Spiels
und auch ihres Singens ist.
Obwohl mir der CD-Titel etwas an
den Haaren herbeigezogen scheint, ist er hier
Programm. Jerewan schaffen es,
Crossovers zu präsentieren, die keinem der verwendeten
Stile Gewalt antun. Dies hat Gründe, und diese
Gründe liegen bei den Musikern. In erster Linie
sind dies, von erwähnter Bandchefin abgesehen,
Carsten Schelp und Harald Chr. Thiemann. Schelps
andere musikalische Wurzeln liegen im weitesten
Sinne beim Blues: Blues, Rhythm and Blues, selbst
Country Music (das Vorspiel zum 2. Titel!).
Diese Begabungen setzt er seinen Kenntnissen
von Balkan-Musik entgegen, das Ergebnis ist
erstaunlich gut. Harald Chr. Thiemann, neu bei
Jerewan, bringt mit seinem Schlagzeug
eine professionelle Erdigkeit in die Musik der
Band, die zusammen mit Schelps Blues und den
Arrangements Verzückung auslösen kann (s. Zwischenspiel
bei Titel 3). Erwähnenswert übrigens ist Schelps
Gesang.
Jan Hermerschmidt befaßt sich seit Jahren mit
Balkan-Musik und hinterläßt auf dieser CD als
neuer Jerewan -Klarinettist einen positiven
Eindruck. Seine Ausdrucksmöglichkeiten sind
erheblich gewachsen. Walter Schütz am Kontrabaß
spielt souverän und konsequent, als mahnte er
die Band, mit den Füßen auf dem Boden zu bleiben.
Jerewan hat es mit
der zweiten CD geschafft, sich künstlerisch
endgültig zu etablieren. Hut ab vor der künstlerischen
Leistung von Franka Lampe und Carsten Schelp,
ohne zu vergessen, daß der Sound dieser CD eine
Kollektivleistung ist. Und Glückwunsch an Loewenzahn:
das Leipziger Label ist mit der Wahl dieser
Berliner Band über den eigenen Schatten gesprungen.
Bewertung:
Interpretation
Virtuosität
Spielfreude
Aufmachung
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