Virtual Klezmer

Schikker wi lot
Freitag 17.12.2004 im Hackechschen Hoftheater

(Besprechung: Andreas)

Homepage der Gruppe: http://www.silberblick-musik.de/schikkerwilot.html

Am Freitag abend trat im Hackeschen Hoftheater in Berlin das noch recht unbekannte Duo Schikker wi lot auf. Das Duo setzt sich aus zwei Musikern zusammen. Zum einen Franka Lampe am Akkordeon, deren Name sicher bekannt sein dürfte, da sie doch sehr oft zu hören ist. Unter anderem spielt sie auch bei Klezmerstechter. Der Sänger Fabian Schnedler hatte mir bisher nicht viel gesagt, er singt auch bei Tantz in Gartn Eydn. Ich war anfangs skeptisch wegen des Konzertabends, da ein Liederabend mit nur Gesang und einem Instrument ein gewagtes Spiel ist. So etwas kann schnell eintönig werden, aber man lässt sich gerne eines Besseren belehren.

Der Liederabend begann um 22 Uhr und wie immer gestaltete sich der Kartenkauf im Hoftheater als besonderes Erlebnis.
Erst kein Vorverkauf, dann doch Vorverkauf, dann 20 Minuten vorher da ein, aber da lief noch Theater. Also nochmal gehen und fünf Minuten vorher kommen. Kurz vor Beginn war noch nicht klar, wer wann und wie Karten verkauft, da schließlich die Kasse noch nicht da war. Es ging dann irgendwie, jemand brachte eine Kasse und es gab plötzlich Karten.
 

Der Liederabend bekann um 22:15 Uhr und ich war gleich nach dem ersten Lieder sehr angenehm überrascht. Franka Lampe am Akkordeon war mir bekannt, und dass sie einfach eine der besten Akkordeonistinen in Deutschland ist, das war mir auch klar. Ich hatte Zweifel am Gesang, aber die waren schnell bei Seite geräumt. Fabian Schnedler hat eine hervorragende Stimme, die mich sofort an Michael Alpert von Brave old World erinnert hat. Bei manchen Stücken hätte man ihn wirklich verwechseln können. Sein Gesang ist wirklich hervorragend, ohne elektronische Verstärkung.
Je mehr er gesungen hat um so besser hat mir alles gefallen. Schon lange habe ich nicht mehr einen so guten Sänger gehört, ich bin sicher, er wird in dieser Musikrichtung noch sehr bekannt werden.
Der Liederabend war ein Beispiel, wie man mit minimalem Aufwand ein wirklich gutes Konzert bieten kann.

Besonders gut hat mir die Auswahl der Lieder gefallen. Da wurde nicht einfach ein Standard runtergesungen, es waren ausgewählte und seltene Stücke. Zum Teil habe ich an diesem Abend Lieder gehört, die wirklich Seltenheitswert haben oder an die sich sonst niemand ranwagt, außer Lorin Sklamberg von den Klezmatics. Darunter war gleich zu Anfang das Stück "a kholem", das wohl von Reubin Shapiro stammt und nur sehr selten zu hören ist. Unter anderem war auch das Stück "zol zayn" zu hören. Diese schöne alte Lied von Yosef Papernikov (im Traum ist mir heller) ist so gut wie verschwunden. Auch ein Nigun "esn est zikh" war zu hören, ein Stück das bereits Lorin Sklamberg breitgetreten hat. Lange Rede kurzer Sinn, die Lieder waren alle herovrragend, der Gesang nicht mehr zu toppen und Franka Lampe hatte am Akkordeon ein viruoses und flottes Spiel hingelegt.

Fabian Schnedler hatte immer wieder veruscht, das Prublim zum Mitklatschen zu bewegen, aber bei den leider nur 15 anwesenden Gästen stieß dies nicht auf Erfolg. Schade eigentlich, die beden hätte ein größeres Publikum verdient. Es wurde angekündigt, dass im Januar die erste Live CD im Hoftheater aufgenommen wird. Da kann man gespannt sein, endlich mal wieder eine Gruppe, bei der sich das Warten auf eine neue Platte lohnt.

© 2004 by Andreas. All rights reserved.; Disclaimer
Veröffentlichen und Zitieren außerhalb von www.klezmer.de  nur mit Genehmigung des Autors.