Kommentar zu einzelnen
Stücken:
Heiser Bulgar zählt zum Repertoire
vieler Klezmer-Gruppen. Sicherlich eines der
bekanntesten Stücke überhaupt. Naftule Brandwein
ist bekannt für sein technisch ausgesprochen
schwieriges Spiel. In diesem Stück hört man
besonders gut seine schnellen komplizierten
Phrasen.
Freit sich, Yiddelach ist
ein relativ langsames Stück mit schönen Läufen.
Der Terkisher-Bulgar Tanz
ist ein Bulgar mit einer schönen Melodie.
Bei Kolomeika handelt es
sich um einen Fröhlichen Tanz aus der Ukraine.
Ein ausgesprochen gutes Lied, das zum Tanzen
animiert. Hier wird die Leichtigkeit, mit der
Naftule Brandwein schwierige Passagen spielt
sehr deutlich. Es hört sich so leicht und luftig
an, aber jeder, der schon einmal versucht hat,
ein Stück dieser Art zu spielen weiß, wie schwierig
die Läufe sind.
Naftule Spielt Far Dem Rebin
ist relativ langsam und getragen, leicht angedeutete
Träller als Ausschmückung fallen auf.
Nifty’s Freilach ist ein
Stück aus Naftules zweiten Schaffensperiode.
Oi Taze, S’is Gut zeigt mit
den leichten hingeworfenen Läufen und spielerischen
Trällern besonders Naftules Stärken.
Der Terk in Amerika ist
auch eines von den Stücken, die in dem Buch
“the complete klezmer” von Henry Sapoznik enthalten
sind. Es ist ein sehr schönes Stück mit einer
wunderschönen Melodie und gar nicht mal so schwer
zu spielen. Ich empfehle demjenigen, der sich
mit dem Schaffen von Naftule auch einmal spielerisch
auseinander setzen möchte, mit diesem Stück
zu beginnen. Auch wenn die Träller im zweiten
Teil des Stückes ungemein schwer sind, so macht
es dennoch Spaß, dieses Stück zu versuchen.
Es sind noch weitere Stücke in dem Buch von
Henry Sapoznik auf dieser CD enthalten (Nr.
1, 2, 12, 16 und 21). Ich kenne das Stück auch
aus einer Aufname von Joseph Moskowitz aus dem
Jahre 1916. Möglicherweise ein Vorbild für Brandwein.
Anmerkung j.fahlenkamp, kantor
der jüd.gem. zu berlin: Das Leitmotiv ist
in Südosteuropa weit verbreitet. Ein langsamer
Marsch, der ulan-ulan oder uskudar (Türkei)
heißt. Insofern symptomatisch für
die jüdische Volksmusik im weitesten Sinne,
als es dort, wie auch bei synagogaler Musik
weitverbreitet war, Anleihen aus der weltlichen
Marschmusik zu entnehmen.
Das Teureste in Bukowina
ebenfalls ein Stück mit einer schönen Melodie.
Der Heisser ist ein Tartar-Tanz.
Ein bekannter und oft gespielter Standard.
A Hora mit Tzibeles hätte
auf vollkommen ohne Orchesterbegleitung gespielt
werden können, so stark treten die übrigen Musiker
in den Hintergrund.
Das Stück Fun Tashlach wurde
in der letzten Zeit von einigen modernen Gruppen
wieder aufgegriffen. Meiner Ansicht nach haben
die Klezmatics die schönste Wiederaufnahme eingespielt.
Ich persönlich mag das Stücknicht besonders
gerne.
Leben Zol Palestina, besonders
schnell gespielter Tanz und leider von der Aufnahmequalität
auch besonders schlecht. Klingt wie unter einem
Tuch gespielt. Möglicherweise liegt das aber
an der Schellack –Platte, von der die Rohfassung
für diese CD abgezogen wurde.
Bulgar Ala Naftule diente
ebenfalls vielen Gruppen als Vorlage für zeitgenössische
Klezmer-Aufnahmen. Die Melodie trifft man immer
wieder.
Kleine Princessin ist auch
ein Stück aus der zweiten Schaffensperiode.
Dieses Lied ist meiner Ansicht nach eher enttäuschend
im Vergleich zu älteren Liedern.
Naftule, shpiel es noch amol
ist eine Art Gassenhauer unter den Stücken von
Naftule Brandwein. Na Ja...wer‘s mag.
Eine sehr schöne moderne Interpretation
des Stückes Araber Tanz gibt es von den
Klezmatics auf deren zweiter CD “rhythm + jews”
Nifty’s Eigene gefällt mir
von den neueren Aufnahmen Naftuels eigentlich
noch am besten. Schöne Melodie, auch wenn das
Spiel nicht mehr so leicht und unbeschwert ist
wie ehedem.
Fufzehn Yahr Fon Der Heim Awek
, ein russischer Tanz zum Herz zerreißen. Wunderschön.
Fazit:
Zusammenfassend kann man sagen, daß diese
CD auf jeden Fall für jeden, der sich intensiv
mit der Klezmer-Musik auseinander setzen möchte,
eine unbedingte Pflicht ist. Hier liegen die
Wurzeln des heutigen Klezmer. Sehr viele Aufnahmen
auf der CD erkennt man in der einen oder anderen
Art in Aufnahmen zeitgenössischer Künstler wieder.
Abgesehen davon macht es viel Spaß, die wunderschönen
Melodien anzuhören und die spielerische Leichtigkeit
zu hören.
Bewertung:
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