Virtual Klezmer

Joseph Moskowitz

(Besprechung: Gus)


the music of Joseph Moskowitz 1916-1953

 

Einleitend ein paar Worte zum Instrument:

  Moskovitz

Beim Cymbalom handelt es sich um ein Instrument, bei dem die ähnlich einem Klavier aufgespannten Seiten mit Hilfe von Schlegeln zum Klingen gebracht werden.

Es stammt ursprünglich von der persischen Santur ab, die sich im Laufe der Jahrhunderte in viele Länder verbreitet hat und in die Volks- und Populärmusik Eingang gefunden hat. Es gibt in den verschiedenen Kulturen Abwandlungen des Instruments: Die Santouri in Griechenland, die Cymbel in der Ukraine, die jüdische Tsimbel und das Hackbrett in Bayern, Österreich und der Schweiz, wobei jedes seinen eigenen unverwechselbaren Klang hat.

Ähnlich wie das Accordeon galt es immer als Instrument für das “niedere” Volk und fand entsprechend auch keinen Eingang in konventionelle Synphonie-Orchester fand. Besonders beliebt wurde das Cymbalom im neunzehnten Jahrhundert in Ungarn und Rumänien, insbesondere eine größere Version des Instruments mit 2 Brücken und 35 Seiten. Es wurde viel in den Csárdás-Gruppen gespielt.

Zu Joseph Moskowitz:

Über Joseph Moskowitz gibt es nur wenige Biographische Informationen. Er wurde im Jahre 1879 in Rumänien geboren. Sein wichtigster Lehrer war offensichtlich sein Vater. Als Kind spielte er viel in ganz Europa. Gegen 1908 wurde er in Boston engagiert und reiste nach Amerika, wo er einige Jahre tourte. 1913 eröffnete Joseph Moskowitz in Manhattan einen Weinkeller, der auch bald ein Treffpunkt rumänischer Juden wurde, nicht nur weil er dort auftrat. 1943 reiste er nach Washington. Am 27.6.1954 segnete er das Zeitliche.

 

Lieder:

  1. Anicuta Draga (3.06) - 27.März 1916
  2. Buhusher Chusid (2.53) -  27.März 1916
  3. Inspiration (3.15) – 19. Juli 1916
  4. Sirto (3.06) - 19. Juli 1916
  5. Operatic Rag (2.32) – 4. Februar 1916
  6. Wichojiu Adin ia na Dorogu (2.57) – 12. Dezember 1917
  7. Popurri iz Russkich Piesen (2.52) – März 1927
  8. Bàtuta Oltenilor  (2.52) – 12. Dezember 1917
  9. Hungarian Czardas (3.02) - 4. Februar 1916
  10. Hungarian dance No.5 (2.28) - 4. Februar 1916
  11. Pai, Pai, Pai, Pai / Elevo Haralambi / Iarumbi: Medley of greek song (2.54) - 27.März 1916
  12. Nu-Ma-Calca-Pe-Picior (3.01) – 9. Mai 1928
  13. Flora Hora (3.14) - 1953
  14. Ukrainian Melodies (3.00) – 12. Dezember 1917
  15. Chasen Senem (3.05) - 19. Juli 1916
  16. Panama pacific drag (2.42) - 4. Februar 1916
  17. Doina (5.19) - 1953
  18. Doina (3.15) - 19. Juli 1916
  19. Argentine Dance (3.18) - 4. Februar 1916
  20. Medley of turkish melodies (3.00) – 27. März 1916
  21. Prinz Carol (2.37) – 9. Mai 1928
  22. Sadiguerer Chusid (3.09) - 27.März 1916
  23. Sirba Clasica (3.10) - 19. Juli 1916
  24. Sirba Matey Matey (3.05) - 19. Juli 1916
Moskovitz-cymbalom
 

Joseph Moskowitz gilt als einer der größten Musiker auf diesem außergewöhnlichen Instrument.

Er hatte ein sehr breites Repertoire an Stilen. Es reichte von Klassik über Ragtime bis hin zu rumänischen Zigeunerweisen und Klezmerstücken. Ihn nur im Zusammenhang mit Klezmer-musik zu sehen, würde ihm nicht gerecht werden. Besonders in Amerika hat er die dortige Musik adaptiert, auch weil es das dortige Publikum wünschte.

Die meisten Aufnahmen wurden in den Jahren 1916 bis 1917 eingespielt. Für die Aufnahmetechniker muß es damals eine Herausforderung gewesen sein, diese relativ seltene Musik auf Schellack zu bannen.

Besonders hervorstechende Stücke der CD:

Buhusher Chusid ist ein Freilach mit einer schönen Melodie.

Inspiration, ein spanischer Walzer aus der Feder von Moskowitz, mit wunderbarer Melodie; leider eine schlechte Aufname.

Operatic Rag, kein klezmer, sondern ein Rag, wie er zur damaligen Zeit populär war.

Wichojiu Adin ia na Dorogu (strolling on my way alone – Ich schlendere meinen Weg allein), im ersten Teil ein nachdenkliches Stück, wechselt in einen fröhlichen Tanz. Sehr schöne schnelle Läufe, leider auch von der Tonqualität nicht sonderlich gut.

Das Stück Popurri iz Russkich Piesen kennt vielleicht der eine oder andere unter dem Namen “schwarze Augen”, ein populäres russisches Volkslied. Moskowitz spielt vor Allem im zweiten Teil virtuos. Ein sehr schönes Stück.

Hungarian dance No.5, ein flotter Tanz von Brahms.

Nu-Ma-Calca-Pe-Picior spielt Joseph Moskowitz mit dem Alex Olshanetzky’s Orchestra zusammen. Eine der wenigen Aufnahmen  mit einem Orchester. 

Bei Flora Hora handelt es sich um eine späte Aufname. Daher ist auch die Tonqualität relativ gut. Moskowitz wird am Klavier von Bela Hargy begleitet. Sehr schön.

Chasen Senem wurde sehr sensibel von Moskowitz gespielt. Mir kommt das Stück sehr bekannt vor. Es erinnert mich an das Lied “Gut Morgn” von Budowitz (“Klezmer Musik der 19. Jahrhunders”), auch wenn dieser Kostakovsky als einzige Quelle seiner Interpretation angibt. Möglicherweise ein Indiz dafür, das das Klezmer-repertoire zur damaligen Zeit allgemein bekannt und frei verwendet wurde. (Aber das ist Spekulation)

Doina aus dem Jahre 1953 sehr schön gespielt.

Medley of turkish melodies wurde später unter dem Namen “der terk in America” von Naftule Brandwein aufgenommen. Würde mich interessieren, ob Brandwein die Aufnahme von Moskowitz gekannt hat. Schließlich Moskowitz das Stück gut 8 Jahre früher eingespielt.

Prinz Carol wurde zusammen mit dem Alex Olashanetsky’s Orchestra aufgenommen. Sehre schnelle Sirba.

Sirba Matey Matey taucht auch auf der CD “possessed” von den Klezmatics wieder auf. Diese verwenden sogar Originalaufnamen von Moskowitz als Intro.

Fazit:
Die CD ist vor allem für Liebhaber der Cymbel unumgänglich. Die Tonqualität der Aufnamen ist verglichen mit anderen Aufnamen aus der Zeit durchaus sehr befriedigend. Man sollte berücksichtigen, daß es sich um alte Schellack-Vorlagen handelt. Aus interpretatorischer Sicht und auch für Musikliebhaber ist die CD sehr empfehlenswert.

Bewertung:
5-ausgezeichnet

 

© 2002 by Gus. All rights reserved.; Disclaimer
Veröffentlichen und Zitieren außerhalb von www.klezmer.de  nur mit Genehmigung des Autors.
 Aktuelles
 Deutschland
 Besprechungen
 Download
 Links
 Neuigkeiten
 Veranstaltungshinweise
 Einleitender Aufsatz: Klezmer in Deutschland
 Deutsche Gruppen
 Gruppen stellen sich selbst vor
 Linksammlung: deutschen Gruppen
 Liste aller besprochenen Gruppen
 Gruppen/Platten<
 Konzerte
 Bücher
 Filme
 MP3
 Noten
 Liedertexte>
 Linksammlung: internationale Gruppen
 Linksammlung: deutschen Gruppen
 Aufwind
 a Tickle in the heart
 Chalil
 Colalaila
 Di Chuzpenics
 Di grine Kuzine
 Duo Avierto
 Helmut Eisel
 Gebrider Moischele
 Giora Feidman
 Harrys Freilach
 Huljet
 Jerewan
 Kasbek
 Khupe
 Klezgojim
 KlezmerOrchester
 Klezmers Techter
 Klezmorim (Tübingen)
 Kol Simcha
 MasselTov
 Mesinke
 Ojojoj
 Tacheles Klezmer Company
 Schnaftl Ufftschik
 Yankele Kapelle
 Yiddish Blues
 Zwetschgendatschi
 Neue Titel
 Übersetzungshinweise
 Titel A-E
 Titel F-L
 Titel M-S
 Titel T-Z
 Übersicht
 Historisch (vor 1940)
 in der Versenkung (1940-75)
 Revival (1975-90)
 Traditionalisten (ab 1990)
 Erneuerer (ab 1990)
 jüdische Lieder
 Aufnahmen für Kinder
 Stile und Formen
 persönliche Top 10