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Wolf Krakowski
Transmigrations: Gilgul

(Besprechung: Heiko Lehmann )

Wolf Krakowski - Transmigrations: Gilgul
1995, 1996 KAME´A MEDIA
KAM7001 (www.kamea.com)
2001 TZADIK - TZ 7150

Vor drei oder vier Jahren schenkte man mir eine CD, von der ich nach erstem Hören behauptete: Die wirst du niemals rezensieren. Vor drei Monaten bekam ich die CD noch mal vom Label und mit dem Wunsch, sie für klezmer.de zu besprechen. Da ich mich jedoch scheue, einfach so auf fremde CD´s zu sprechen, werde ich stattdessen etwas darüber schreiben. Der Zufall will es, daß es sich dabei um dieselbe Platte handelt, von der die Überschrift erzählt.

Die Besetzung:
Wolf Krakowski: vocals, rhythm guitar
Jim Armenti: guitars, mandolin, violin, bouzouki, saxophone
Ray Mason: bass guitar
Bob Grant: drums
Daniel Lombardo: percussion
Jaye Simms, Pamela Smith: backup vocals
Fraidy Katz: Vocal on track 8, backup vocals

 

Lieder:

1. Tsen Brider (5:38) fulminanter Einstieg
2. Varshe (3:38)
3. Regndl (5:10)
4. Friling (7:22)
5. Shabes, Shabes (3:57)
6. Alts Geyt Avek Mitn Roykh (5:20) mein Favorit
7. Yeder Ruft Mikh Zhamele (4:57)
8. Her Nor, Du Sheyn Meydele (4:48)
9. Yidishe Maykholim (3:05)
10. Blayb Gezunt Mir, Kroke (3:28) in der Vertonung von. M. Lemm
11. Ven Du Lakhst (6 :31)
12. Zol Shoyn Kumen Di Geule (6 :11)
Total Time : 60:54

 

In Amerika hatte Wolf Krakowski mit seiner ersten jiddischen CD „Transmigrations“ so großen Erfolg, daß sie 2001 zum „Tzadik“-Label geholt wurde. Nun bin ich kein großer John-Zorn-Fan, und schon gar nicht dieses Labels; jedoch bedeutet es für einen Künstler schon eine kommerzielle Aufwertung, wenn seine beim eigenen Autorenlabel erschienene Platte von dem größeren Label eines weltweit bekannten Musikers gekauft wird.

Krakowski arbeitet mit einem anspruchsvollen Repertoire, das man zum großen Teil von einer Reihe von Aufnahmen kennt. Es ist nicht das Repertoire, das ihn unterscheidet, sondern die Musik. Es existiert eine Aufnahme von Carlos Santana mit dem Benzion-Witler-Hit „Ikh Hob Dikh Tsufil Lib“; es ist das Vergleichbarste, was ich zu Krakowskis Interpretationen kenne.

Krakowski spielt mit einer Band, die in den sechziger und frühen siebziger Jahren Popmusik gespielt haben könnte: Country, Rhythm & Blues, Blues, ein wenig Reggae. So sind auch die Arrangements. Krakowskis Stimme paßt da gut hinein. Es fehlt nichts: der Sound einer Garagenband, die typische Rhythmisierung, das Stromgitarrensolo, sogar der Backup-Chor bestehend aus den drei Mädels. Im Original-Booklet gibt es einen Teil mit Danksagungen, eine geht interessanterweise an Richie Havens. Man hat manchmal den Eindruck, Krakowski karikiert, ganz besonders bei „Shabes, Shabes“; der Einsatz des Chors sucht seinesgleichen im jiddischen Lied. Krakowski karikiert jedoch nicht, er nimmt die Musik genauso ernst wie die jiddischen Texte. Das merkt man spätestens bei den Liedern, die er als Blues arrangiert: „Alts Geyt Avek Mitn Roykh“ oder „Ven Du Lakhst“ sind starke Interpretationen und Highlights der CD, zu gleichen Teilen von Krakowski und der Band.

Das ist keine fusion, wie wir sie von unzähligen Gruppen kennen; hier versucht einer, zwei Liebschaften zu vereinen: seine Liebe zu amerikanischer Musik und die Liebe zum jiddischen Lied seiner zu einem großen Teil in Polen von den Nazis ermordeten Familie. Im Fall von Wolf Krakowski, der in einem Flüchtlingslager in Österreich geboren wurde und in Schweden und Kanada aufwuchs, bevor er in die USA zog, ist das nichts Ungewöhnliches. Das künstlerische Ergebnis ist ungewöhnlich: die vorliegende CD.

Es gibt gelungene und einige weniger gelungene Stücke darauf, aber meine persönliche Meinung zu jedem Stück wiederzugeben, wäre müßig: ich habe sie zu oft gehört, als daß ich ein einigermaßen ausgewogenes Urteil abzugeben in der Lage wäre. Vielleicht ist es das: die CD ist so ungewöhnlich, daß man sie immer wieder hervorholt, um sie noch einmal zu hören.

Ernst nehmen muß man das Album auf jeden Fall, ganz gleich ob man es mag oder nicht. Es gehört zu meinen am meisten gehörten jiddischen Platten, und jedesmal wieder sehe ich mich sprachlos. Fakt ist eines: selten waren in den letzten Jahren jiddische Lieder so lebendig wie bei Wolf Krakowski. Letztlich wird jedoch der Markt entscheiden, ob er mit seinem Konzept erfolgreich ist -- und diesem Markt übergebe ich nun die Rezension, auf daß er sie vollende.

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