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Di goldene Pawe
jiddische Lieder

(Besprechung: Andreas)

Di goldene Pawe – jiddische Lieder ( 1996 )

Ist eine mir bisher noch nicht bekannte Gruppe, die wie ich festgestellt habe, recht gute Lieder spielt und singt. Das Trio (Jalda Rebling, Stefan Maass und Hans Werner Apel ) arbeitet seit 1981 zusammen und trat mit Literatur und Musikprogrammen jüdischer Thematik hervor. In den letzten Jahren wandten sich die drei Interpreten verstärkt der Aufführung sephardischer und jüdisch-deutscher Lieder, Balladen und Romanzen zu. Mehrere Gastspielreisen führten sie bisher nach Frankreich, Litauen, Österreich, Polen, Schweden, Schweiz und in die USA. Die CD wurde 1991 im Gemeindehaus der Paulusgemeinde in Halle aufgenommen.

Die Besetzung:
Jalda Rebling – Gesang
Stefan Maass – Gitarre
Hans-Werner Apel – Gitarre

 

Lieder:

  1. Die goldene pawe ( 4:31 )
  2. Kinderjorn ( 2:43 )
  3. Sibn farlojrene jorn ( 3:37 )
  4. Schterndl ( 3:06 )
  5. Ergets wajt ( 2:23 )
  6. Rojs, rojs ( 3:23 )
  7. Scholem alejchem ( 2:34 )
  8. ´Ch will nit gejn in cheder ( 2:29 )
  9. Jontewdike teg ( 2:51 )
  10. Schir ha-schirim ( 3:49 )
  11. Di mezinke is ojsgegebn ( 1:36 )
  12. Rabejnu Tam ( 2:32 )
  13. Unter di chruwes fun pojln ( 5:37 )
  14. Schtiler ownt, tunklgold ( 3:15 )
goldene Pawe
 

Fazit:
Die Lieder des Trios sind sehr gut ausgewählt. Sie singen die bekanntesten Lieder, die auf den meisten CDs zu finden sind. Jetzt das große ABER. Die meisten Titel hören sich vom Stil her gleich an. Dies kommt sicherlich auch durch die Auswahl zweier gleicher Instrumente, die die ganze CD sehr monoton machen. Gesungen sind die Titel wirklich sehr gut, aber die gesamte Ausarbeitung ist zu mager. Ein zusätzliches Instrument wäre hier nicht fehl am Platze. Jalda Reblings Stimme kann die Platte auch nicht mehr “retten”. Vielleicht ist die CD so gedacht – einfache Lieder. Einen Gesamteindruck kann ich mir nach mehreren Hördurchgängen auch nicht verschaffen. Einfach und gewöhnungsbedürftig.

(Ich wollte die einzelnen Lieder nicht einzeln kommentieren, weil vermutlich überall das gleiche stehen würde.) Somit habe ich mich auf kurze Erklärungen der Texte beschränkt. (Damit man weiß, was die Texte der bekanntesten Lieder aussagen sollen.)

 

Texterläuterungen der einzelnen Stücke:

1.Die goldene pawe Der goldene Pfau fliegt nach Osten und fragt einen alten Türken nach den “nechtign teg”. Dieser lacht ihn nur aus. Ebenso der Fischer im Norden und der Neger im Süden. Im Westen schließlich erblickt er eine Frau in Schwarz, die trauernd vor einem Grabhügel kniet – die Witwe der “nechtign teg”.

2.Kinderjorn Die Pferde möchte ich anspannen und zu euch fahren, ihr Kinderjahre. Wo sich Weiden umarmen und das Wunder durchs Kornfeld streift. Vöglein, dein Fliegen im Sommer macht Freude und Mühe – und mit Freude und Mühe spielt die Geige uns auf.

3.Sibn farlojrene jorn Ich irrte ziellos umher und bin ihnen begegnet: Sieben verlorenen Jahren, sieben gefundenen Tagen, egal ob sie kostbar gewandet waren oder in Sackleinen einherkamen, ich blicke ihnen wehmütig nach, und Freude paart sich mit Schrecken. Ich habe sieben Jahre verloren und fand sieben Tage dafür.

4.Schterndl Sternchen, Sternchen, sei mir ein Bote und scheine in den Straßen meines Heimatstädtchens. Suche mein Weib, das traurig am Fenster sitzt. Tröste sie, leuchte ins Haus und grüße die Kinder. Der Sohn soll zur Schule gehen und das Totengebet lernen. Vielleicht hat Gott ein Erbarmen.

5.Ergets wajt Irgendwo, fern von hier, liegt das verbotene Land. Silbrig schimmern die Berge, die noch niemand betrat. Tief in der Erde ruhen verborgene Schätze. Fern von hier liegt ein Gefangner, auf dessen Haupt die Sonne erstirbt. Ein Verlorener irrt irgendwo durch den Schnee und er findet nicht heim – ins verbotene Land.

6.Rojs, rojs Rose, Rose, wie weit bist Du? Wald, Wald, wie groß bist Du? Wäre die Rose nicht so weit gewesen, wäre der Wald nicht so groß gewesen. Schechina, wie weit bist Du? Verbannung, wie lang bist Du? Wäre die Schechina nicht so weit gewesen, wäre das Exil nicht so lang gewesen.

7.Scholem alejchem Friede sei mit Euch! – Friede sei mit Euch! Woher kommt Ihr? Aus Kasrilewke! Was gibt es Neues dort? Ach, man trinkt Schnaps, man lärmt, sitzt vergnügt und tanzt im Kreise!

8.`Ch will nit gejn in cheder ! Schlechte Zeiten folgen den guten, nach dem Sommer naht der Herbst, und ich muß wieder zum Unterricht. Im Winter plagt uns der Lehrer mit der Geschichte unserer Erzväter, und ich würde viel lieber aufs Eis schlittern gehen. Der Rebbe aber straft uns mit der Peitsche, weil wir nicht lernen. Ich will nicht in die Schule!

9.Jontewdike teg Wenn die Feiertage nahen, werde ich ein anderer Mensch. Ich lege Schere und Nadel beiseite und trinke ein Gläschen Schnaps. Die Kinder sind satt und sielen. Wenn ich vom Bethaus komme, spreche ich den Tischsegen, und wir essen leckeren Fisch. Doch wenn die Festtage vorüber sind, beginnt erneut der Alltag. Ach Chane, Liebste, ist noch etwas vom Festmahl übrig geblieben?

10.Schir ha-schirim Aus dem Lied der Lieder Salomos: Er küsse mich mit Küssen seines Mundes ! Ja, köstlicher sind deine Zärtlichkeiten als Wein, an Duft sind deine Salböle köstlich, Salböl bist du selbst. Drum lieben dich die Mädchen.

11.Di mezinke is ojsgegebn Tanzt nur, tanzt und vergrößert den Kreis ! Selbst die Großmutter stampft ihren Kasatschok. Bittet die Armen zu Tisch und bewirtet sie aufs beste ! Spielleute, zeigt was ihr könnt ! Komm, gib mir einen Kuß, Töchterchen ! Was für eine Freude, die Jüngste ist verheiratet !

12.Rabejnu Tam Ein goldener Pfau fliegt übers Meer und Briet einen Brief von der türkischen Königin. “Ich vergehe vor Sehnsucht nach Dir,” heißt es darin, und Rabbi Tam streicht sich versonnen den Bart. Seine Frau aber macht ihm mit dem Nudelholz klar, dass er glücklich vermählt ist.

13.Unter di chruwes fun pojln Unter den Trümmern von Polen – das blonde Haupt meines Mädchens. Auf die Ruinen fällt Schnee, es verbrennt mich der Schmerz. Über den Trümmern von Polen kreist ein Trauervogel auf seinen zitternden Schwingen trägt er dies Lied.

14.S´is nischt do kejn nechtn Es gibt kein Gestern und kein Morgen, nur dieses winzige Stück Heute. Zerstört es euch nicht mit Sorgen !

15.Schtiler ownt, tunkgold Stiller Abend – dunkles Gold. Ich sitz beim Gläschen Wein. In meinem Lied klingen der Widerschein des Tages, das Gebet eines alten Juden und Stück meiner Trauer.

 

Eine Bewertung der CD möchte ich an dieser Stelle auslassen.

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