Kommentar zu einzelnen
Stücken:
Lamma Badah orientalisches
Geflecht und typisch für die ganze CD.
La Rosa spanisch gesungenes
fast schon bedrückend wirkende Phantasie mit
hartem Schlagwerk, Gitarrenbegleitung und gelegentlichen
leisen Kinderschreien im Hintergrund. Gefällt
vielleicht nicht unbedingt jedem-ist aber damit
eine Ausnahme auf der Platte.
Ayyu-Ha S-Saqi hier singt
mal Oren Bloedow. Das Stück stammt aus der Feder
von Abu Bakn ibn Zuhr al-Hafid.
Quize Anos spanisch gesungener
roter Faden, der sich durch die gesamte CD spinnt.
Wunderschön. Auffällig Aaron Heick (Flöte)
El Ladron arabischer Popsong
instrumental.
Salome ist ein von den beiden
geschriebenes und auf englisch gesungenes lyrisches
Stück im ¾-Takt. Minimalistisch arrangiert steht
der zerbrechlich hingehauchte Gesang Jennifer
Charles’ im Vordergrund, begleitet hauptsächlich
von Bloedow und ein paar dezenten Streichern
(a la Portishead). Wohl das fragilste Teil auf
der Platte.
Los Marineros neben El
Ladron das einzige instrumentale Stück.
Trotz der prägenden (hier fehlenden) Stimme
passt es gut zu den restlichen Liedern.
A la uno yo naci mit Kenny
Wollesen und Steven Bernstein spielen hier 2
bekannte Musiker aus dem Knitting-factory Umfeld
mit. Eines der schönsten auf der CD. Wieder
auf spanisch gesungenes Traditional.
Porke yorach gesungene Passagen
gut passend zu einer durchregneten Nacht mit
einer Zigarette und einem Glas Port träumend
am Fenster stehend.
Yo M’enamori d’un aire ruhiges Duett
der beiden Musiker zum Abschluß. Hervorragend.
Fazit:
Es ist eine melancholische, lyrische,
ruhig nachdenkliche, unaufdringliche Musik.
Kein Klezmer. Nicht einer. Aber
eine der interessantesten Aufnahmen jüdischer
Musik der letzten Zeit. Die sephardische Tradtition
ist nicht übermächtig, schwingt eher aus Grundrauschen
mit. Trotz der langen Liste von Gastmusikern
(die spielen meist nur bei einem Lied mit –
außer Kenny Wollesen) bleiben Jennifer Charles
und Oren Bloedow immer stilprägend.
Die ganze CD ist hervorragend und
enthält nicht einen einzigen Durchhänger. Freilich
braucht man offene Ohren dazu und die Tiefe
und Schönheit der Stücke erschließt sich erst
nach mehrmaligem Hören.
Die Liner notes könnten (wie immer bei Tzadik...)
ausführlicher sein. Man erfährt nichts über
Lieder und Drumherum.
Bewertung:
Interpretation
Virtuosität
Spielfreude
Aufmachung
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