Virtual Klezmer

the Kabalas
Martinis and Bagels

(Besprechung: Gus)

The Kabalas: Martinis and Bagels (1996)

Die erste CD der Kabalas. Ein gelungenes Debutalbum. Die Musiker beherrschen ihre Instrumente im Schlaf und ein ausgeprägter eigener Stil präsentiert sich auf der CD, auch wenn die Tonqualität der Aufnahmen zu wünschen übrig läßt. (Man hat das Gefühl, man hört die Gruppe durch einen Vorhang. Das wird jedoch nur im Vergleich zu neueren Aufnahmen klar.)

Barry Wolf scheint aus einer traditionelleren jüdischen Familie zu stammen, in der schon seit seinen Kindertagen “Klezmer” gespielt worden ist. Viele Stücke traditionellerem Ursprungs stammen von ihm, gelegentlich ohne sagen zu können um welche Stücke es sich genauer handelt.

Die Besetzung:
Kabalas-band-members

 

Lieder:

  1. Freilach HaShilishi (2.11)
  2. Planet of the Apes Polka (3.21)
  3. Privat Oy! (Deli detective) (3.24)
  4. Stray Katz (1.38)
  5. BunzuvStiel Polka (5.55)
  6. Peeschoo Lee fast (2.54)
  7. Peeschoo Lee slow (2.37)
  8. Death takes an Ibuprofen (3.33)
  9. Get Maj! (3.26)
  10. Underdog (1.17)
  11. Freilach HaRishon (2.17)
  12. Wall Martt Polkaa (3.40)
  13. Rushian Waltz (3.34)
  14. Mr. Right (3.16)
  15. Tsena (1.59)
  16. Talkshow (3.37)
  17. Hey! Mr. Mambo (5.26)
  18. Russian Sherele (4.23)
Kabalas-martinis-and-bagels
 

Kommentar zu einzelnen Stücken:

Freilach HaShilishi, Lied nach traditioneller Melodie von den Kabalas arrangiert. Sehr schnell gespielter Freilach.

Planet of the Apes Polka von Scott Morschhauser geschriebene Polka. Wer kennt sie nicht - die Fernsehserie aus den 60ern und 70ern “Planet der Affen” – Atombombe, intelligente Affen dumme Menschen – Zeitreisende kommen auf den Affenplaneten usw. Moral laut Kabalas: “We’ll have to put the kibosh on the monkeys‘

Privat Oy! (Deli detective) ebenfalls Text und Melodie von Scott Morschhauser. Stück vom coolen Detektiv Deli. Privat Oy ist nicht etwa ein Ska-Stück, sondern erinnert mehr an Filmmelodien aus den 60ern.

Wo die Melodie zu dem Stück Stray Katz geklaut worden ist, ist schwer zu sagen, aber sie gehört zum musikalischen Grundwortschatz. Diese Hommage an Mickey Katz ist flott, gut (Nur was hat sie mit Katz zu tun?)

BunzuvStiel Polka . Dieses Stück enthält konzentriert so ziemlich Alles, was die Kabalas ausmacht: Schnelle Party-Passagen abwechselnd mit ruhigen Melodien und einem absurden Text.

Peeschoo Lee fast mit Anleihen traditioneller Freilachs flott gespieltes Stück. Melodieführung übernimmt die gequäckte Klariette, das Akkordeon schlägt hintergründig den Rhythmus. Sehr gut.

Peeschoo Lee slow ist eines meiner Lieblingsstücke auf der CD. Dieses Akkordeon-Solo im Walzerrhythmus mit einer wunderschönen Melodie erinnert mich an französische Musette Valse (a la Marc Peronne). Voller Sehnsucht.

Death takes an Ibuprofen: flotter Twist mit absurdem Text von der modernen Gesellschaft, in der die Menschen immer älter werden und der Gevatter pennt.

Get Maj! Ein Stück komponiert vom Saxophonisten der Gruppe Neil Smith. Er scheint eine Vorliebe für ruhigere poetischere Stücke zu haben. Jedenfalls sehr schön.

Underdog “Uhh Ahh Uhh Ah Uha” auf hip gemachter Popsong vom Unterweltmacho. Lala.

Freilach HaRishon auf einem traditionellen Freilach basierendes Stück. Das Lied, welches noch am ehesten an Klezmer erinnert. Trotzdem gut gespielt.

Wall Martt Polkaa (ja – mit 2 aa) schöner Partysong über die Konsumgesellschaft. Einer der schönsten Stücke der CD.

Rushian Waltz, langsamer Walzer mit viel Heimweh. Die Melodie ist auch bekannt unter dem Namen “Erster Vals”, stammt von Chaim Towber Banner und wurde von den Klezmatics in ihrer ersten CD “Shvaygn=Toyt” bereits einmal arrangiert. Die Version hier ist vollkommen anders und sehr schön.

Mr. Right, ordentlicher Popsong.

Tsena schnelles Tanzstück mit jüdischem Ursprung.

Talkshow ist ein eigenes Stück mit einer ansprechenden Melodie.

Hey! Mr. Mambo , oberflächlicher Mambo, nur das Saxophon ist überzeugend. Schwachstelle.

Russian Sherele das Lied basiert auf einem traditionellen Stück. Ich konnte aber auch nach längerem Suchen nicht feststellen, woher das Original stammt. Vielleicht kann mir das jemand sagen...(würde mich brennend interessieren.)

[Vielen Dank an Karen für folgenden informativen Kommentar dazu:]
Ich kenne die Melodie von mindestens 2 CDs der Klezmer Conservatory Band. Beide Male ist sie in einem Medley enthalten.  Das erste Medley ist auf der "A Touch of Klez!" und heißt "A Freylekhs from "The Three Brides"/Russian Sher". Da aber mindestens 5 Melodien in dem Medley drinstecken (und die, um die es hier geht, nicht die letzte ist), kann ich Dir nur den gesamten Text dazu schreiben: "...another medley, this time for dancing. A Freylekhs comes from an early Yiddish theatre hit (Gilrod-Sandler); the Russian Sher is a kind of Jewish square dance well known by older immigrants." Das zweite Medley ist auf der "Dancing in the Aisles" und heißt "Freylekh Jamboree". Dazu heißt es: "(traditional, arr. Mickey Katz and Nat Farber) A rousing opener originally recorded by Mickey Katz and his "Kosher Jammers" in the early 1950s."

Fazit:
Sowohl die flotten Tanzstücke, als auch die ruhigeren Lieder sind durchweg überzeugend. Die meisten Stücke stammen aus der Feder von Scott Morschhauser.

Bewertung:
5-ausgezeichnet

 

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