Virtual Klezmer

David Krakauer
Klezmer Madness

(Besprechung: Gus)

David Krakauer & the Krakauer Trio “Klezmer Madness”

Neben David Krakauer ist einer der innovativsten Klarinettisten in der New-Yorker Klezmer-Szene, spielen mit David Licht (Schlagzeuger von den Klezmatics) und Michael Alpert noch zwei weitere bekannte Klezmer-Musiker mit. David Licht ist für sein exaktes, zurückhaltendes und dennoch kraftvolles Spiel bekannt. Michael Alpert (hat früher mit Henry Sapoznik zusammen gespielt) ist Mitbegründer und Leiter von Brave Old World.   Davia-Krakauer-Band

Die Besetzung:
David Krakauer (Klarinette und Bass Klarinette)
Michael Alpert (Accordeon, Gesang)
David Licht (Schlagzeug)
Mit diversen Gästen (z.B.: Anthony Coleman, Juan Ortega, Adam Rogers)

 

Lieder:

  1. Africa Bulgar (3.42)
  2. Bogota Bulgar (4.06)
  3. A few bowls Terkish (4.37)
  4. At the Rabbi’s table (5.14)
  5. Doina / death march suite (10.32)
  6. Funky Dave (5.53)
  7. The ballad of Chernobyl (5.19)
  8. Gong Doina (2.19)
  9. Living with the H tune (6.03)
  10. Rachab (1.27)
Davia-Krakauer-Klezmer-Madness

Kommentar zu einzelnen Stücken:

Africa Bulgar ist eine Interpretation des Stückes Tsurik fun der milkhome von Naftule Brandwein.

Bogota Bulgar basiert ebenfalls auf einem Stück des Klarinettisten Naftule Brandwein: Heyser Bulgar. Die Aufnahme ist fröhlich mit viel Percussion.

A few bowls Terkish , aus Naftule Brandweins Repertoire wurde das Stück Terkisher Yale V’yove Tants von David Krakauer neu interpretiert.

At the Rabbi’s table ist eines meiner Klezmer-Lieblinge überhaupt. David spielt dieses wunderschöne Stück auf ungewöhnliche Weise langsam und gezogen. Die in dem Stück immer wieder vorkommenden Träller werden nur angedeutet aber so leicht und geschickt, daß man sie kaum wahrnimmt. Eine sehr gelungene Version des traditionellen Stückes. (Noten des Liedes sind im Complete Klezmer von Henry Sapoznik zu finden).

Doina / death march suite setzt sich aus verschiedenen Teilen zusammen. Es fängt mit der Hora Mayn tayere Odessa von Dave Tarras an, darauf folgt die Doina death march und wird abgeschlossen vom Bobover wedding march. Ebenfalls ein anstrengendes Stück, das man sich öfters anhören sollte.

Funky Dave ist eine funkige Interpretation basierend auf dem Lied a heimischer Sher von Dave Tarras. Seltsam wirken anfangs vor allem die gelegentlichen Accordeon-Einwürfe, die gar nicht so recht zum Stück passen wollen aber im weiteren Verlauf den langsamen Anfang in einen schnellen Tanz kippen. David spielt gelassen und es sind schöne Läufe zu hören (und im Hintergrund eine verzerrte Gitarre, was gut paßt).

The ballad of Chernobyl ist ein von Michael Alpert umgeschriebenes traditionelles ukrainisch-jüdisches Stück. Der Text stammt ebenfalls von ihm und dreht sich um den Unfall im Atomkraftwerk Tschernobyl. Es gibt auch eine Aufnahme dieses Stückes von Brave old World. Diese gefällt mir besser.

Gong Doina ist ein Duett von Krakauer und Licht.

In Living with the H tune kann David Licht im ersten Teil endlich mal so richtig glänzen und alle Register ziehen. Gefällt mir sehr gut. Eines der stärksten Stücke auf der CD. Alle singen zusammen und es kommt richtig Stimmung auf - Mitreißend.

Rachab schließlich stammt aus der Feder von Mastermind John Zorn. Es ist in der Masada-Reihe auf der zweiten CD “Beit” enthalten. Die hier vorliegende Interpretation im Solo David Krakauers gefällt mir eigentlich besser als das Original.

Fazit:
Die im Tzadik-Label von John Zorn erschienene CD bietet eine moderne Mischung von Klezmer-Stücken gewürzt mit viel Jazz, Funk, R&B, Rock und Avantgarde. Ein gelungener Versuch einer Weiterentwicklung traditioneller Musik. Stellenweise ist die CD etwas anstrengend zu hören, konzentriertes Zuhören ist unumgänglich!

Bewertung:
 Interpretation
 Virtuosität
 Spielfreude
 Aufmachung

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