Virtual Klezmer

Nigunim

(Besprechung: Gus)

Nigunim (Frank London – Lorin Sklamberg – Uri Caine)
tzadik records TZ7129

Die CD “Nigunim” ist ein Werk des Musikers Frank London, Trompeter und Komponist, der hauptsächlich mit den Klezmatics zusammenspielt und Musik für diverse Filme komponiert hat. Er ist auch immer wieder auf der New Yorker Jazz-Bühne (und Plattenlabel) Knitting Factory zu finden. Außerdem spielt Lorin Sklamberg mit, ebenfalls Mitglied der Klezmatics. Am Klavier ist Uri Caine zu finden.

“Hallelujah! Praise God, O my soul!” beschreibt das Motto der CD treffend. Es sind eine ganze Reihe liturgisch angehauchter Intonationen zu finden, gesungen vorwiegend auf Hebräisch.

Die Besetzung:
Frank London (Trompete und diverse andere Instrumente)
Lorin Sklamberg (Gesang, Accordeon)
Uri Caine (Klavier, Harmonium, diverse Orgeln)
(Gast: Brian Mitchell – Orgel)

 

Lieder:

  1. Eyli Ato (3.59)
  2. Belzer Medley (6.14)
  3. Mipney Ma / Peysakh Nign (6.24)
  4. Gerer Medley (5.19)
  5. Esn Est Zikh (3.38)
  6. Nign Leshabes Veyontev (9.23)
  7. Tsomo Lekho Nafshi (7.09)
  8. Zkhor Dovor (3.04)
  9. Avorom Ben Shmuel (4.40)
  10. Tayere Brider (4.14)
nigunim

Kommentar zu einzelnen Stücken:

Eyli Ato, komponiert von dem Lubovitcher Rebbe Shneur Zalman eröffnet die CD mit einer Lobpreisung Gottes “Du bist mein Gott und ich werde Dir danken; Du bist mein Gott und ich werde Dich preisen”, gesungen von Lorin Sklamberg.

Belzer Medley wurde für die Bar Mitzvah Aaron Mordechai’s von Joseph Tsvi Breier komponiert. Dieses Lied wird ebenfalls in hebräischer Sprache von Lorin gesungen.

Mipney Ma / Peysakh Nign zerfällt in zwei Teile. Im ersten Teil wird eine mystische Melodie aus Vitebsk angespielt. Im zweiten Teil schließt sich eine Komposition von Frank London an.

Gerer Medley fängt mit einem schönen Intro auf der Orgel an und wechselt in einen schnellen Tanz, gesungen wieder auf Hebräisch mit der wunderschönen Klezmer-Stimme von Lorin Sklamberg. (Lorin wohnt übrigens in New York in einer schönen Wohnung mit seinen Katzen und einer riesigen Plattensammlung. )

Mein persönlicher Favorit auf der CD ist das auf jiddisch gesungene Lied Esn Est Zikh, eine Klage darüber, daß das lernen und studieren der Torah so anstrengend ist. Ein ruhiges und andächtiges Lied.

Ein Nign für Sabath und Feste, so ist Nign Leshabes Veyontev überschrieben. Es handelt sich um eine freie Improvisation mit einem Schwerpunkt auf das Klavier von Uri Caine. Frank unterstützt ihn nur leise im Hintergrund auf der Trompete. Man merkt die Wurzeln aus der Jazz-Musik.

Ein Lubovitcher, hebräisch-russisches Lied ist Tsomo Lekho Nafshi. Auch dieses Lied hier fängt als jazzig-minimalistische  Improvisation an und wechselt später in einen Gesang zur Lobpreisung des allmächtigen Gottes über nach Motto “Meine Seele dürstet nach Dir, mein Fleisch verlang nach Dir”. Wenn man das mal nicht falsch versteht...; Nein, es ist ein schönes rythmisches Stück, mitreißend. Auch hier wieder, wie bei fast allen Stücken kann man die Lieder so (Religion) und so (Musik) hören.

Nahtlos geht die Melodie in Zkhor Dovor über. Ein Genuß, der Stimme Lorins zuzuhören, auch wenn man kein Hebräisch versteht. Eine himmlische Stimme, sozusagen.

Dei, Dei, Deidei Dei, dei, Dei Deidei dei, usw. Avorom Ben Shmuel wurde von Frank London im Gedenken an seinen vater komponiert.

Tayere Brider, wenn Gott es will, dann werden wir uns wiedersehen. Ein schöner Abschluß, oder nicht?


Fazit:
Es handelt sich, wenn man es genau nimmt, nicht um eine Klezmer-Platte, sondern vielmehr um moderne jüdische-israelisch-amerikanische Musik. Natürlich hat diese ihre Wurzeln auch in den alten Klezmer-Aufnahmen.  Diese Musik ist ein hervorragendes Beispiel dafür, wie sich die amerikanischen Juden versuchen mit ihrer Vergangenheit, Identität und Religion auseinanderzusetzen.
Eine wunderschöne CD ist es zudem, bei der es eigentlich ganz nebensächlich sein könnte, woher sie kommt. Hauptsächlich schöne Musik.

Das Einzige, was mir unangenehm aufgefallen ist, ist die noch weniger als spärliche Beschreibung in den Liner-Notes. Gerade mal die Länge der einzelnen Stücke ist dort zu finden. Aber das scheint ein Motto von John Zorns Plattenlabel Tzadik zu sein. Die meisten Platten dieses Labels haben fast keinerlei Beschreibung beigefügt. Eine üble Unsitte!

Bewertung:
5-ausgezeichnet 
Virtuosität
5-ausgezeichnetInterpretation
5-ausgezeichnetSpielfreude
Aufmachung

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