Virtual Klezmer

Di Gojim
Oostenwind

(Besprechung: Gus)

Di Gojim - Oostenwind
Syncoop productions SYNCOOP 5760 CD 251

Im neuesten Werk „Oostenwind“ versucht die holländische Klezmer-Gruppe „Di Gojim“ einen etwas anderen Weg zu gehen als bei den bisherigen Aufnahmen: Vorwiegend aus dem osteuropäischen Raum, dem Balkan und Russland stammende, zum Teil jüdische Melodien sind das Material aus dem eigenwillig zusammengestellte Stücke komponiert wurden.

So weit so gut. Zwei Punkte machen die Aufnahmen allerdings bemerkenswert und das Unternehmen gewagt: Das Motto der CD – Nordeuropa, Holland, Küste, Kälte, Wind. (Die Stücke zu hören ist wie Theodor Storm zu lesen – nordisch melancholisch.) Möchte man meinen, daß Klezmer da gar nicht hingehört, oder?

 
 

Zum Andern sind alle Stücke auf holländisch gesungen und nicht etwa auf jiddisch. Darf das denn sein?

Kurz: Ja es paßt, es geht und es ist wirklich gut!

Die CD in sich ein geschlossenes Werk und die Gruppe hat sich ein ganzes Stück weiterentwickelt zu einer wirklich ernst zu nehmenden Formation. Hat sie vor Jahren noch versucht, bekannte traditionelle Stücke möglichst originalgetreu nachzuspielen (auch hier schon leicht ein eigener Stil) und Arrangements etablierter Klezmer-Gruppen zu kopieren (z.B. Kapelye) , so sind sie in der letzten Zeit immer mehr dazu übergegengen, Traditionals nur noch als Vorbild zu nehmen für Eigenkompositionen und freien Arrangements.

Die Besetzung:
Vincent Knaven (Schlagzeug, Tablas und Background Gesang)
Jaap Mulder (Klarinetten, Saxophone, Trompete, Posaune, Mandoline und Gesang)
Tseard Nauta (Klavier, Gitarre, Banjo, Bass, Vialoine, Maultrommel und Background Gesang)
Sjaak van der Reijden (Trompete, Klavier und Background Gesang)
Eric Roelofsen (Tuba, Posaune und Background Gesang)
Jacob Sijtsma (Accordeon, Altsaxophon und Gesang)

 

Lieder:

  1. Oostenwind (5.12)
  2. De Aarde (9.10)
  3. Speel (3.02)
  4. Voor het eerst (4.16)
  5. Asia (6.20)
  6. Chasaposerviko’s (3.58)
  7. Wladimir (4.17)
  8. De Stranding (11.29)
  9. Omzien (4.44)
  10. Mariska (5.18)
  11. Noordzeestrand (2.54)
  12. Sonya (4.09)
  13. Rapsodie (5.14)
 

Kommentar zu einzelnen Stücken:

Oostenwind Das Titelstück beginnt mit einer ruhigen Trommel, Accordeon und Klavier folgen. Trompete und Klarinette spielen im Duett bis der Gesang einsetzt. Ausgesprochen gut arrangiertes Stück. Gleich zu Anfang eines der besten Stücke der CD, bedächtig zu Anfang, lebhaft gegen Schluß.

De Aarde gefällt mir besonders gut. Hier tritt die nordische Stimmung der Musik am deutlichsten hervor. Es beginnt mir einem sehr ruhigen Gesang, Maultrommel, Flöte und choraler Gesang folgen in einer schönen Melodie. Der zweite Teil ist ein schneller Bulgar, der im Gegensatz zum ersten Teil steht.

Speel endlich mal ein Stück so wie man es von Di Gojim gewohnt ist: Echte Partymusik, ein starker Bläsersatz, mitreißend, fröhlich und unkompliziert. Die Bläser sind hier echt stark!

Voor het eerst ein ruhiges Stück. Eher uninteressant.

Asia ist eine ruhige Phantasie mit relativ wenigen Klezmer-Elementen vorwiegend am Schluß.

Chasaposerviko’s stark von bekannten osteuropäisch griechischen Stücken beeinflußtes Instrumental. Schöne Klarinettenläufe, sehr rhythmisch. Wunderbar.

Wladimir ruhiges Stück mit russischen Wurzeln.

De Stranding Im ersten Teil ein Stück im Stil einer rumänischen Doina. Ruhige Klarinetten- und Accordeonsoli. Stark nordischer Charakter. Im zweiten Teil folgt ein flotter Freilach. Gelungen.

Omzien , schönes schnelleres Stück.

Mariska erinnert noch am ehesten an bisherige Aufnahmen Di Gojims. Sehr rhythmisch. Ohrwurm. Lustig anzuhören wegen holländisch! Vor allem er zweite Teil ist sehr schnell mitreißend gespielt so wie man es von der Gruppe kennt.

 

Noordzeestrand das wohl witzigste Stück auf der CD. Heftiger holländischer Text vom Nordseestrand, baden und rumtollen. Kongenial. Schöne Bläserpassagen.

Sonya hierüber kann man geteilter Meinung sein. Schnelles rhythmisches Stück. Die Bläsersätze sind teilweise etwas zu lässig hingeschmiert.

Rapsodie mit irre schnellen Klarinettenläufen und einem treibenden Rhythmus ein sommerlich schnelles Tanzstück zum Abschluß.


Fazit:

Wie einleitend schon gesagt ist die CD ein gelungenes Konzeptalbum mit stark eigenem Stil. Di Gojim schaffen es einen Schritt weiter zu gehen und sich dennoch treu zu bleiben. Für Puristen die auf jiddischen Gesang nicht verzichten wollen eher problematisch. Offene Ohren unerlässlich!

Im Booklet findet sich der holländische Text und auch eine (nur kurze und oberflächliche) Einführung auf Englisch. Hier hätte es durchaus Sinn gemacht, die Texte zu übersetzen und auch ein paar mehr Worte zur Entstehung der Aufnahmen zu verlieren.


Bewertung:
 
Interpretation
 Virtuosität
 Spielfreude
 Aufmachung

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