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Di Galitzyaner Klezmorim
Trio Galicyjskie

(Besprechung: Heiko Lehmann )

Di Galitzyaner Klezmorim - Trio Galicyjskie
© 1999 WYDAWNICTWO MUZYCZNE “Art CD”
31-107 Kraków, ul. Retoryka 22, artcd1@poczta.onet.pl
ACD 016

Die Besetzung:
Mariola Spiewak – Klarinette
Grzegorz Spiewak – Akkordeon (ein “Weltmeister”-Knopfakkordeon)
Rafal Seweryniak – Kontrabaß

 

Lieder:

  1. Bei mir (4:37)
  2. Der Shtiler Bulgar/Shpil Es Nokh Amol (2:16)
  3. Di Sapozhkelekh/Chassidic Dance (4:17)
  4. The Happy Nigun (3:27)
  5. Frejlach (3:57)
  6. The Wedding Dance (3:03)
  7. The Rabbi´s Dance (6:19)
  8. Romanian Dance (1:45)
  9. No. 1 (in diesem Fall Vu bistu geveyn far prohibition) (3:22)
  10. Shpil Klezmer (Hava Nagila inside!) (8:00)
  11. Epstein´s Sirba (3:42)

Total Time: 44:54

 

Kommentar zu einzelnen Stücken:

Das Gesicht einer Band ist ihr Repertoire – beim Trio Galitzyaner Klezmorim frage ich mich, wieso noch eine Instrumentalversion von Di Sapozhkelekh dem allgemeinen Repertoire hinzugefügt werden mußte, und was wohl Hava Nagila auf der CD sucht.

Eine überaus interessante CD. Die Szene um das Krakówer Kazimierz-Viertel wächst und wächst, zu verdanken den numehr 12 Jahren Jüdisches Festival in der alten polnischen Königsstadt. Ein Trio ist es diesmal, auch das gab es von dort bereits, wieder stammen die Musiker von der Musikakademie. Drei hervorragende Instrumentalisten, zudem – vorzugsweise spreche ich hier von der Klarinettistin und dem Akkordeonisten – äußerst besattelt in Sachen Stilistik und Ornamentierung. Der Ton der Klarinette ist sehr schön, stilistisch und seitens der Arrangements stehen sich Klarinette und Akkordeon sehr nahe. Man ist versucht, nach Kurt Bjorling und Alan Bern als Mentoren hinter den Musikern zu suchen, die mit BOW jahrelang Workshops beim Festival spielten, was den Musikern ihre Eigenständigkeit nicht abspricht, sondern die Qualität ihres Stils noch betont.

Der Bassist, so er begleitet, zupft den Baß zumeist in geraden Rhythmen, was einigen der Stücke einen “israelischeren” Charakter verleiht, als sie ihn möglicherweise beanspruchen. Im letzten Stück wird der Rhythmus gestrichen und gibt eine angenehme Bodenhaftung. Alles in allem souverän und virtuos gespielt, ohne die Homogenität des Duos aus Klarinette und Akkordeon zu erreichen.

Alle Instrumente spielen Solis, die den Stücken meist vorangestellt sind. Eine gewisse Gleichförmigkeit der Arrangements mindert zwar den Reiz, jedoch nicht die stilistische Qualität der CD. Die Klarinettistin kann man womöglich als Entdeckung betrachten. Im Gegensatz zu vielen ihrer Kollegen bedenkt sie die tonalen Tiefen des Instruments mit der gleichen Aufmerksamkeit wie dessen tonale Höhen.

Über die Arrangements erfährt man im Booklet nichts, obwohl es, besonders bei einigen der Bearbeitungen traditioneller Stücke, einiges zu erfahren gäbe. Im Gegensatz zur Bookletinformation (“trad.”) stammt die Musik von Bei mir… von Sholem Secunda.

Eine in den Arrangements und der Auswahl des Repertoires nicht hundertprozentig stimmige, jedoch interessante und hochwertige CD. In Kraków tut sich einiges.

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