Virtual Klezmer

Marcel Salomon
Klezmer in Swing

(Besprechung: Gus)

Salomon – Klezmer in Swing (1999)

Marcel Salomon, Klarinettist, kennt man aus dem Duo Salomon Klezmorim. Ein Holländer, spielt ausgesprochen gut Klarinette. Hier hat er sich an eine Konzept-CD gewagt und versucht, Swing mit Klezmer zusammenzubringen.

Klezmer mit Swing zu verbinden ist an sich keine schlechte Idee. Man muß nur aus beiden Welten die besten Brocken nehmen und zu einem Ganzen zusammenfügen. Und das ist nicht ganz einfach! Solche Konzepte können sehr schön sein und ich bin ehrlich der Letzte, der gewagte Versuche nicht zu würdigen weiß, aber ein Versuch kann gelingen, aber eben auch in die Hose gehen. So ist das eben.

Warum funktioniert es hier nicht? Swing heißt Leben, Dreck, Schnaps, Puff, eben Ursuppe und Klezmer gehört da auch hin. Hier wird Swing nicht mit dem Körper gespielt, sondern mit dem Kopf und das Ergebnis kann nicht gut sein. Gute Swing-Sachen wie Tommy und Jimmy Dorsey anno dazumal oder Zigeunerswing wie von vielen Roma-Bands erfolgreich heute noch gespielt (Bsp.: Traubeli Weiss) erfordert Herz und Seele. Bei Salomon wirkt es aufgesetzt und nicht authentisch. Akademisch eingeübt und nicht gelebt.

Die Besetzung:
Marcel Salomon (Klarinette, Gesang)
Dick van der Harst (Bandoneon)
Reninier Voet (Gitarre)
Adrie Braat (Bass)
Roberto Haliffi (Schlagzeug, Percussion)

 

Lieder:

  1. Chosn Kalle Mazzeltov (3.12)
  2. Mazzel (2.43)
  3. Joseph! Joseph! (2.55)
  4. Leena from Palesteena (3.33)
  5. Sharad (2.48)
  6. Der Rebbe Elimelech (3.42)
  7. Tayere Malkele (3.33)
  8. And the Angels sing (2.46)
  9. Doina & Doina (4.16)
  10. Vos Du Vilst (3.57)
  11. Chassidic Nign (3.49)
  12. Oyfn Pripetshik (2.56)
  13. Yes, my darling daughter (3.26)
  14. Yiddish Tarantella (3.36)
  15. Abi Gezint (2.27)
  16. Donna Donna (2.33)
  17. Hava Nagila (3.10)
klezmer in swing
 

Kommentar zu einzelnen Stücken:

Chosn Kalle Mazzeltov, bei diesem fröhlichen traditionellen Lied singt Salomon. Der Bass zupft im Hintergrund eine schöne Melodie.

Mazzel fängt langsam an und fällt im zweiten Teil in einen banalen Swing.

Joseph! Joseph! Zigeunerswing holländisch gesungen. Jede Roma-Gruppe spielt besser. Enttäuschend!

Leena from Palesteena ist ganz gut gespielt, da kann man nichts sagen. Aber viel zu langweilig. Da fehlt der Sand im Getriebe, es knirscht ganz und gar nicht.

Sharad ist ein Stück von Salomon mit einer wunderschönen Melodie. Gespielt klassisch klezmerisch ohne swing, aber dafür sehr gut. Paßt.

Der Rebbe Elimelech, ein Stück das ich generell nicht mag! Skip.

Tayere Malkele eines der wenigen gelungenen Stücke der CD.

And the Angels sing schlägt im zweiten Teil des Liedes knochenhart auf dem Swing-Boden auf. Grauselig. Skip.

Doina & Doina Banal.

Vos Du Vilst swingt in keinster Weise.

Yes, my darling daughter – hier sind ganz feine kleine Ansätze zu hören, daß klezmer und swing gut funktionieren könnte; besonders gut gefällt mir Adrie Braat am Bass. Aber nur der erste Teil der Stückes ist OK. Dann verliert sich der feine Faden wieder.

Yiddish Tarantella, der italienische Spinnentanz. Tarantella ist Leben pur und ich liebe es; aber das hier ist keine Tarantella sondern eine echte Zumutung! Da muß ich mich mit Grausen abwenden. Skip!

Hava Nagila, eines der bekanntesten Stücke aus dem jüdischen Repertoire, kann sehr lebendig und mitreißend sein. Hier ist es einfach schlecht. Und noch dazu englisch gesungen. Oh no! Endgültig Skip.

Fazit:
Altherren-Swing mit Klezmer traurig zu einer faden Pampe vermischt. Finger weg von dieser CD! Taugt nur als Negativbeispiel.
Die Liner-notes kann man getrost in der Pfeife rauchen. Die Aussagekraft ist gleich Null. Eine lieblos hingeknallte CD! Von Marcel Salomon bin ich besseres gewohnt und daher war ich echt enttäuscht. Deshalb gibt’s auch keine guten Noten:

Bewertung:
1-schlecht

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