Er kündigt sich selbst an und er schafft es,
seinen Einsatz in die bereits lautgebende Rhythmusgruppe
zu verpatzen; die Rhythmusgruppe rettet ihn.
Danach wird plötzlich der gesamte Sound völlig
geändert, ohne jedoch wesentlich besser zu werden...das
ist die erste Minute dieser CD. Und es wird
nicht besser. Schechter stürzt von Klischee
zu Klischee, sein Stil erinnert an Unarten,
die Feidman zuweilen in seinem Spiel hat, nur
auf höherem Niveau, und seine Arrangements (oder
sollte man besser von „Umtah-isierungen“ sprechen?)
sind im besten Falle russisch, doch möchte ich
meine russischen Kollegen nicht verärgern. Etwas
Abwechslung bringt der Schlagzeuger in den Rhythmus,
wie man überhaupt gegen die Musiker nichts vorbringen
kann: sie machen den Job, der von ihnen erwartet
wurde.
Dabei kann Schechter spielen. Ein-
oder zweimal blitzt es auf, verschwindet dann
aber wieder, um dem nächsten Klischee Platz
zu machen. Auch stilistisch kann er besser sein,
wie man an einer Stelle hört. Offensichtlich
ist dies aber nicht sein Anliegen. Die CD klingt
wie ein Strauß bunter, beliebiger jüdischer
Melodien (nur Hava Nagila fehlt), von
denen einige russisch sind. Und genauso ist
die CD produziert (der Produzent ist unbekannt):
auf Estrade. Da werden Titel einfach abgeschnitten
und Beifall eingeblendet, schlimmer als auf
einer LP von Melodija. Der Mitschnitt
klingt leider wie ein Privatvideo von einer
Hochzeit unter russischen Juden in Israel.
Das Booklet ist dreisprachig (englisch, französisch
und deutsch), enthält viele Informationen und
könnte der Höhepunkt der CD sein, wäre es nicht
von Mißverständnissen und Übersetzungsfehlern
(im Deutschen) durchsetzt, deren Aufzählung
ich uns ersparen will. U.a. wird Schechters
Geburtsort Alma-Ata von Kasachstan nach Rußland
verlegt, und mein Favorit im deutschen Teil
ist „19. Der Shtiler Bulgar (Der stille
Bulgare)“. Die Nachteile eines Übersetzungsbüros:
woher sollen sie es besser wissen? Ansonsten
ist das Booklet mit einer kurzen Einführung
in Klezmer-Musik (sehr unterhaltsam), Anmerkungen
zur Band und zu den Musikern, sowie zum National
Sound Archive durchaus anspruchsvoll und gut
gegliedert.
Eine schwache CD, die dem Label nicht gut
zu Gesicht steht.
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