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Margaritkes
"Jiddisch war die Sprache des Herzens,
die Sprache des Leidens, der Inbegriff tausendjähriger
jüdischer Geschichte und Trauer".
Leo Rosten
Margaritkes, das sind:
Sabine Stümpert, Gesang, Percussion
Uli Holzhausen, Gesang, Gitarre, Klarinette
Viktor Schmidt, Bajan
Herwig Mayerhofe, Violine
Gerd Vormfelde, Baß, Gesang
Kontakt:
Telefon: 0671-2086 (abends) oder 06727-720
Mail: Margaritkes@nahenet.de
CD: "Moyshele, mayn fraynd"
(2003)
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Programme:
" In "Shpil-she mir a Lidele in Jiddish"
stellt die Gruppe eine Auswahl von Liedern aus dem
osteuropäischen Raum (Polen, Litauen, Russland,
Rumänien vor. Einen Schwerpunkt in diesem Programm
bilden Lieder aus dem Widerstand, aus Konzentrationslagern
und Ghettos.
" "Jiddische Lieder aus dem Shtetl"
spannen den musikalischen und textlichen Bogen von
Osteuropa, der alten Heimat, über die Emigration,
Deportation bis hin zur neuen Welt nach Amerika.
" "Mit einer Wunde als Wort... verfolgte
jüdische Dichterinnen in Deutschland". Unter
diesem Titel präsentieren Dr. Petra Urban und
Margaritkes Lyrik von Rose Ausländer, Gertrud
Kolmar, Else Lasker-Schüler und Nelly Sachs im
Dialog mit jiddischen Liedern und Instrumentalmusik.
" "Wieviel Brot hast Du gebacken? Wieviel
Wärme hast Du gespendet?" Eine szenische
Collage zu Janusz Korczak mit dem Schauspieler, Regisseur
und Sprecher Wolfram Frommlet. Texte & Produktion:
Wolfram Frommlet. Musik: Maragritkes.
Zur Sprache, Geschichte und den Liedern
Die Grundlage der jiddischen Sprache war ein mittelhochdeutscher
Dialekt, mit dem hebräische, aramäische
und slawische Sprachelemente kombiniert wurden. Durch
die Jahrhunderte hindurch entwickelten sich eigene
Strukturen und ein besonderer Stil. In jeder neuen
Umgebung nahm man Elemente der örtlichen Mundart
auf, veränderte sie, damit sie in das jiddische
Idiom paßten. Man sprach jiddisch, schrieb und
las hebräisch und verhandelte z.B. in polnisch
oder ukrainisch. Das besondere an der jiddischen Sprache
ist, daß sie an Atmosphäre und Farbe so
reich und ausdrucksstark ist.
Nach der Machtergreifung 1933 durch die Faschisten
in Deutschland und des Holocaust, in dem 6 Millionen
Menschen jüdischen Glaubens ermordet wurden,
gerieten die Lieder in Vergessenheit. Es war keiner
mehr da, der sie singen konnte. Die Kleinstadt - das
Shtetl - die kleinen Dörfer und Ghettos, in denen
die Juden lebten, waren die Hochburgen dieser Liedkultur,
sie gibt es nicht mehr.
Die Lieder erzählen von Schmerz, Liebe, Sehnsucht,
Trauer, Melancholie und von der Eigenart, dem Brauchtum
und der Geschichte der Menschen, die Jiddisch sprachen.
Eindrucksvoll auch die jiddischen Lieder, die beim
Untergang des Krakauer und Warschauer Ghettos, in
den Konzentrationslagern der Nazis oder bei den Widerstandskämpfern
in Wilna entstanden sind.
Seit den sechziger Jahren hört man in Deutschland
wieder jiddische Lieder. Gesammelt und vorgetragen
z.B. von Peter Roland, Hai & Topsy Frankl, Elsbeth
Janda und Max M. Sprecher, Zupfgeigenhansel und Espe.
Die bündische Jugend sang sie und mit dem Folk-Revival
kamen über die USA und England einige jiddische
Lieder zu uns zurück.
Die Melodien haben ihren Ursprung in den Jahrhunderte
dauernden Wanderungen der Juden. So gab es eine babylonische,
eine persische, eine italienische, eine spanische
(sephardische) und eine aschkenasische (d.h. deutsche)
Tradition. Dieses alte Musikerbe hat eine Rolle im
Gottesdienst in der Synagoge gespielt. Wenn ukrainische,
slawische, deutsche und baltische Elemente aus der
Volksmusik ihrer Umgebung hinzutraten, so entstand
gerade aus dieser Mischung und dem Arrangement der
spezielle jüdische/jiddische Ton. Das jiddische
Wort Klezmorim (Klezmer) stammt von den althebräischen
Wörtern kley (Werkzeug) und zemer (musizieren,
singen) und bezeichnet Wandermusiker, die bei den
einwöchigen jüdischen Hochzeiten und anderen
Festen spielten. Die jüdische Zeremonie war ohne
Instrumentalmusik nicht denkbar. Man erfreute sich
aber auch an der Musik der kapelyes (Orchester) in
Herbergen, Tanzhäusern, Hinterhöfen, Kurorten
und in jiddischen Theatern. Trotz der eindeutigen
Verwandtschaft mit verschiedenen musikalischen Traditionen
der Völker Osteuropas, insbesondere denen in
der Moldau-Walachei und in Bessarabien, weist die
Klezmer-Musik spezifisch jüdische Merkmale auf.
Typische Instrumente der Klezmer-Musik sind u.a. Klarinette,
Saxophon, Baß, Posaune, Geige, Schlagzeug, Tsimbal,
Trompete, Akkordeon und Klavier. Seit Anfang der siebziger
Jahre gibt es ein Klezmer-Revival in den USA, und
in den letzten Jahren finden sich auch in Deutschland
immer mehr Freunde dieser Musik.
Der Schreiner Mordechaj Gebirtig (1877 - 1942), der
Partisan und Dichter Hirsh Glik (1920 - 1944), Mark
Warschawsky (1848 1907) und Abraham Goldfaden (1840
- 1908) seien hier stellvertretend für die vielen
Texter und Komponisten jiddischer Lieder genannt.
Letztgenannter war z.B der Begründer des jiddischen
Theaters in Rumänien, der durch Musicals die
wenig informierten Juden über ihre Geschichte
und das jüdische Leben unterrichtete, Von diesen
Textern und Komponisten stammen u.a. Sog nisht keijnmol,
Arbetlose-Marsch, Shtil, die Nacht is oisgeshternt
und Ojfn Pripetschik.
Viele Lieder sind in Zeiten großer Not, Verzweiflung
Angst und Hoffnungslosigkeit entstanden. Nach der
populären Melodie eines Straßenliedes hat
Reuven Lifshitz (1918 - 1975) Der Hoyfzinger Fun Varshever
Geto geschrieben. Von Kasriel Broydo (1907 - 1945)
stammt Geto, getextet im Ghetto von Wilna, wo am 5.
April 1943 4000 Juden - Männer, Frauen und Kinder
- in Ponar, der Vorstadt von Wilna (Litauen), von
der SS erschossen wurden. Shtiller, Shtiller das (Ponar-Wig-Lid)
erinnert an ein unglaubliches, tragisches Ereignis,
das nur ein Teil des ganzen Geschehens, der Ausrottung
von sechs Millionen Juden war. Die Melodie schrieb
ein elfjähriger Junge anläßlich eines
Wettbewerbs im Ghetto 1943 zu dem Gedicht von Sholem
Katscherginsky. Dieser gab 1948 in New York die bekannteste
Sammlung jiddischer Lieder aus der Zeit des Zweiten
Weltkrieges heraus: Songs of the Ghettos and Camps.
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