Kommentar zu einzelnen
Stücken:
Yugent-Himen ( Hymne der Jugend
), und Zog nit keyn mol ( Sag nicht: nie ) Der
Texter Kaczerginski hat dieses Lied den Kindern
des Jugendclubs im Ghetto von Wilna gewidmet.
Das Partisanenlied “zog nit keyn mol” stammt
ebenfalls aus dem Wilnaer Gehott, jedoch schrieb
es der Komponist Bayse Rubin. Der Text des Liedes
soll den Siegeswillen beschreiben.
Jiddish Tango Eine sehr bekannte
Melodie, die fast jeder Musiker irgendwo einmal
aufgenommen hat. “Spiel mir einen jüdischen
Tango, den sogar die Großmutter kennt und dazu
tanzen kann” – So könnte man den Text übersetzen.
Ein wirklich schönes Lied, in einer etwas anderen
Form als gewohnt.
Rivkele, die shabesdike , 3b.
Der hoyfzinger fun Varshever Getto Rivkele,
die shabesdike ( Rivkele, eine vom Sabbat )
bezieht sich auf den Massenmord im Ghetto von
Bialystok am Sabbat. Die Frauen, deren
Männer dort umkamen, wurden “Shabesdike” genannt
– Eine vom Sabbat. Die Melodie zum Hofsänger
ist aus einem populären Straßenlied. Der Text
stammt von Reuven Lifshutz ( 1918-1975
) und beklagt den Tod in den Lagern. Ein sehr
interessantes Lied, gefällt mir aber in der
KCB
Version besser. Es ist dort auf der “Live”
CD zu finden. Feidman spielt das Stück auf
der Klarinette – ohne gesungene Passagen. Schade
um das schöne Lied.
Mode Ani Mode Ani ist das Gebet
der Juden nach dem Aufwachen, der Dank dafür,
daß die Seele in den Körper zurückgekehrt ist.
Oyf eybik unser lebn ( für immer
unser Leben ), 5b. Yisrolik Beide Melodien
stammen von Leyb Rosental. Weitere Informationen
sind mir leider auch nicht bekannt. Ich kann
nur soviel sagen, daß ich beide Lieder recht
gut finde.
Main shikelekh varfoylt ( Meine
Schuhe sind verfault ) b. Makh tsu di eygelekh
( Mach Deine Augen zu ) Die Texte stammen
beide von dem Dichter und Lehrer Isaiah Shpigl.
Die Lieder sind finde ich zu langsam und viel
zu leise. Man muß schon genau hinhören, um irgendwas
zu verstehen. Eine Melodie habe ich auch nicht
heraus hören können.
Minutn fun bitokhen ( Momente
der Sicherheit ) und 7b. Es shlogt di sho (
Die Stunde schlägt ) Minutn fun bitokhen
stammt von Mordechaj Gebirtig. Er wurde 1877
in Krakau geboren und war einer der bedeutendsten
Dichter des jüdischen Liedes. Er lebte als Tischler
in ärmlichen Verhältnissen und verarbeitete
in seinen Liedern zunächst nur Privates, ganz
persönliche Eindrücke und Erfahrungen. Trotzdem
wurden seine Volkslieder sehr schnell auch außerhalb
bekannt. Gebirtig wurde am 4. Juni 1942 im Krakauer
Ghetto erschossen. “Momente der Sicherheit”
entstanden 1940. Die zweite Melodie ist unbekannt,
lediglich der Text stammt von Kasriel Broydo
und ist ein Teil des Theaterstückes “Moyshe
halt zikh” das im September 1943 im Wilnaer
Ghetto aufgeführt wurde. Boydo wurde im Januar
1945 ermordet. Minutn fun bitokhen ist eines
der schönsten Stücke der CD. Auch wenn es ein
sehr langsames Stück ist, hat es doch
einen besonderen Touch. Klasse !
Tefilati ( Mein Gebet ) von
Giora Feidman. Zu langsam, zu wirr, zu wenig
Melodie. Ein Stück, daß man schnell wieder vergißt.
Schade.
Friling Das Lied wurde im
April 1943 von Shmerke Kaczerginski ( 1908 –
1954 ) im Wilnaer Ghetto geschrieben. Das Lied
wurde zuerst in dem Theaterstück “ Di Yogennish
in Fas” gesungen, später dann in Ghettos und
Konzentrationslagern. Ein trauriges Stück, die
Melodie habe ich schon öfter gehört, jedoch
in immer veränderter Fassung. Für mich ist es
zu flach.
Follow the Klezmer´s Light Und
mal wieder ein Titel von Ora Bat Chaim. Dieser
ist aber wirklich schön anzuhören. So langsam
wie die ganze CD aber nicht monoton, sondern
mit Unterstützung des NDR-Chor. Fällt unter
die Kategroie: Interessant.
Zelbike Gasn ( Dieselben Strassen
) Den Text für diese traditionelle Melodie
schrieb Kasriel Broyda. Leider ist von dem Text
bei dieser CD nichts zu hören. Man hört auch
die Instrumente kaum, wie bei vielen Titeln
dieser CD.
Tsen Brider ( Zehn Brüder ) Martin
Rosenberg schrieb diese Version als politischer
Gefangener in Sachsenhausen. Während des Krieges
wurde diese bekannte Melodie als Trauerlied
umgeschrieben; mit anderen Texten. Es soll Parallelen
zu “zehn kleine Negerlein” geben. Ich frage
mich seit Monaten wo diese sein sollen. Die
Lieder haben nun wirklich nichts miteinander
zu tun, weder vom Text, Sinn noch von der Melodie.
Diese Version des Liedes ist die schlechteste,
die ich bis jetzt gehört habe. Ist leider die
Wahrheit. Wer das Bedürfnis hat, sich die Melodie
anzuhören, sollte sie in der Version von Massel
Klezmorim anhören.
Sthiler, Shtiler ( Stille, Stille
) Alex Wolkoviski schrieb diese Melodie
im Alter von 11 Jahren und gewann damit den
ersten Preis bei einem Kompositionswettbewerb
im Ghetto von Wilna. Shmerke Kaczerginski schrieb
später den Text für dieses Lied. Der Text fehlt
leider bei der Feidman Version.
Mir veln zey iberlebn, Ovinu
Shebashomayim ( Wir werden sie überleben, Vater
unser im Himmerl ) Eigentlich handelt es
sich bei dieser Melodie um ein religiöses Werk
namens “Laß uns wieder Freunde sein, Vater unser
im Himmel !” Durch einen Zwischenfall
wurde der Text des Liedes zu einer Art Hymne
der jüdischen Unvergänglichkeit. Die ganze Geschichte
des Liedes ist sehr interessant aber wäre zu
lange für eine einfache Liederbesprechung. Jedenfalls
ein wirklich tolles Lied. Schade, daß nicht
die ganze Platte wie dieses eine Lied ist.
Ikh benk aheym ( Ich sehne mich
nach Hause ) Die Herkunft des Liedes ist
nicht bekannt. Lediglich Leyb Rosental hatte
einst den Text für dieses Lied geschrieben.
Ani Ma´amin / am Israel chai
( Ich glaube / Das jüdische Volk lebt ) Mal
davon abgesehen, daß das Lied nicht erwähnenswert
ist, basiert der Text auf den 13 Artikeln des
Glaubens von Maimonides und drückt die Zuversicht
auf das Kommen des Messias aus.
Kadish Dieses Gebet ist seit
Jahrhunderten überliefert, die Melodien auf
die es gesungen wird, richten sich nach dem
Anlaß. Der Komponist dieser Version ist M. Jasenowsky,
ein sehr erfolgreicher Songschreiber und Dirigent
jüdischer Chöre. Mikhail Alexandrovich wurde
112 bei Riga geboren und galt bereits als Achtjähriger
als stimmliches Wunder. Er ist einer der bekanntesten
lyrischen Tenöre mir mehr als 6.000 Konzerten
und 70 Schallplatten in Rußland.
Hatikva Ist die Nationalhymne
Israels.
Fazit:
Eine absolut enttäuschende CD ! Ich bin
der Ansicht, daß man höchsten 3 oder 4 Lieder
der Platte anhören und verstehen kann. Es handelt
sich meistens um Lieder ( Lied heißt für mich,
das etwas gesungen wird ) die aber nur auf der
Klarinette abgespielt werden. Viele Lieder
haben wunderbare Texte die hier einfach unterschlagen
wurden. Da die Aufnahme mit Hilfe des NDR Chors
gemacht wurden, kann man erwarten, daß Lieder
auch gesungen werden. So wie hier vieles dargeboten
wird, kann man es einfach nicht anhören. Mehr
will ich dazu gar nicht sagen, sonst ärgere
ich mich weiter.
Bewertung:
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