Majer Bogdanski wurde 1912 in Polen geboren,
lernte Schneider, wurde 1939 in die polnische
Armee gezogen, verbrachte zwei Jahre in russischer
Kriegsgefangenschaft und kam nach dem Krieg
nach London, wo er heute noch lebt. (Das Booklet
beinhaltet ein Interview, das Ruth Rosenfelder
mit Majer Bogdanski führte, durch welches man
einen genaueren Einblick in sein Leben gewinnt.)
Budowitz
veröffentlichten in diesem Jahr ihre
CD „Wedding
without a Bride“ , auf der Majer Bogdanski
meines Wissens erstmals einem größeren Klezmer-Publikum
vorgestellt wurde. Hier nun seine Solo-CD.
Sie wird es schwer haben. Majer
singt seine Lieder a capella, offensichtlich
will die CD keine kommerzielle Konkurrenz darstellen.
Das Liedmaterial, das vorgestellt wird, ist
jedoch ein Schatzkästlein, welches sie zum unabdingbaren
Bestandteil jeder Sammlung jiddischer Lieder
macht. Majer Bogdanski ist trotz seines hohen
Alters gut bei Stimme, seine Erfahrungen, die
er mit diesen Liedern weitergibt, sind unschätzbar.
Diese CD ist ein großartiges Beispiel jüdischen
Erbes, welches das Label vertreten will, und
eine wunderschöne Liedsammlung Majer Bogdanskis.
1950 kam bei Schocken Books in New
York Ruth Rubins Buch „A Treasury
of Jewish Folksong“ heraus, 1963 erschien “Voices
of a People” (herausgegeben von Thomas Yosseloff
in New York). Dazu veröffentlichte Ruth Rubin
1968 auf 5 (45er) Platten 32 Lieder (möglicherweise
sind es mehr; ich selbst habe lediglich die
erwähnten), die sie ohne instrumentale Begleitung
herausgab mit dem ausdrücklichen Wunsch, die
Lieder mögen so leichter gelernt und wieder
aufgeführt werden können. Dazu bekam man den
Text in der englischen Transliteration, sowie
eine Übersetzung. Majer Bogdanskis CD schließt
nahtlos an diese Aufnahmen an. Das Booklet gibt
eine (kurze) englische Liedübersetzung, den
vollständigen transliterierten Text, sowohl
alle Texte in Jiddisch. Vermissen könnte man
detailliertere Informationen über die Herkunft
der Lieder, jedoch erklärt sich davon einiges
aus dem Inhalt (Armee, Schlaflieder, Liebe,
Schule usw.), zum anderen kennt man den Namen
des Archivs, aus dem sie alle stammen: Majer
Bogdanski.
Einen einzigen Minuspunkt gibt es, und der
ist technischer Art: die Abmischung der CD wird
es interessierten Laien nicht einfach machen,
die CD komplett durchzuhören. Nicht nur hat
sie für meinen Geschmack ein wesentliches zuviel
an Hall, auch ist dieser gar gewöhnungsbedürftiger
Natur. In diesem Sinne sind Ruth Rubins Aufnahmen
besser. Repertoire und Interpretation sind m.
E. nach jedoch kongenial.
Gern empfehle ich allen Interessierten,
sich dieses Material zu besorgen. Man kann dies
tun über die Website des Vertriebs www.jmi.org.uk/jmd
.
oder direkt über
Jewish Music Distribution,
PO Box 67,
Hailsham, BN27 4UW,
Tel/Fax +1323-832 863
jmduk@hotmail.com
|