Der erste Künstler, der bei uns Klezmer-Musik
auf die Bühne brachte, war in den frühen
achtziger Jahren der Klarinettist Giora
Feidman. Er hat mit seiner besonderen
Interpretationsweise durch zahlreiche
Konzerte und Workshops die deutsche Klezmer-Szene
bei Publikum wie Musikern nachhaltig geprägt.
Im Laufe der Jahre hat er einen sehr persönlichen
Klarinettenstil entwickelt, der nur ursprünglich
von Klezmer-Musik ausging. Er verbindet
seine Musik inzwischen stark mit spirituellen
Inhalten und hat sich beträchtlichen internationalen
Erfolg erspielt. Für viele blieb er lange
der erste und einzige Kontakt zu Klezmer-Musik.
Gegen Ende der achtziger Jahre wurden
erstmals Klezmer-Gruppen aus den USA,
unter ihnen auch the Klezmatics, zu Konzerten
und Festivals nach Deutschland eingeladen.
Ihre Musik klang anders als die von Giora
Feidman. Lauter, wilder, frecher kamen
sie daher: junge, amerikanische Musiker
unterschiedlichster Herkunft, aber mit
einer gemeinsamen Musik. Sie waren von
dem Interesse das ihnen hier entgegenschlug
ebenso überrascht und fasziniert wie das
Publikum von ihnen. Jüdische Kulturtage,
Festivals jüdischer Musik, Konzerte, Musik-
und Tanzworkshops brachten mehr und mehr
Gruppen über den Ozean nach Europa. Ein
reger Austausch begann.
Fasziniert von der Musik besuchte ich
jedes Konzert, Seminar und jeden Tanzworkshop,
die besonders in Berlin reichlich stattfanden.
Mit der Zeit bekam ich immer mehr den
Eindruck, daß in den USA Klezmer-Musik
etwas anderes bedeutete als in Deutschland.
Die Musiker sprachen von einem “Revival”
der musikalischen Traditionen aus Osteuropa.
Viele von ihnen spielten nicht nur die
Musik, sie waren auch mit reger Forschungsarbeit
beschäftigt. In Gesprächen mit ihnen begann
ich zu erahnen, daß es hier nicht
nur darum ging gute Musik zu spielen.
Wie verwoben und vielschichtig die Klezmer-Tradition,
ihre Hintergründe und gegenwärtigen Zusammenhänge
sind, sollte mich immer wieder überraschen.
Die Gründe für Anfänge und Auswirkungen
dieses “Klezmer-Revivals” interessierten
mich immer stärker. Wer steckte hinter
diesem “Revival” und worum ging es dabei?
Meine Suche nach Texten, die meine Unklarheiten
beantworten könnten, blieb bis auf ein
paar kurze Artikel erfolglos. Auf meine
vielen Fragen fand ich in Berlin keine
Antworten und mir wurde klar, daß ich
sie in den Staaten selbst suchen mußte.
Kurzentschlossen machte ich mich auf den
Weg und verbrachte mehrere Monate zur
Recherche in New York.
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