Phrasierung/Ornamentierung
Die instrumentale hat mit
der vokalen aschkenasischen Musik
neben dem Tonsystem auch die grundlegende
Ästhetik der Verzierung und Ausarbeitung
eines einfachen Melodiegerüsts gemeinsam,
was man allgemein unter den Begriffen
Phrasierung oder Ornamentierung
zusammenfaßt. Bestimmte klangliche
Elemente tauchen immer wieder auf und
haben ihren Ursprung in den emotionsgeladenen
synagogalen Gesängen. Das in vielen literarischen
Vorlagen beschriebene Schluchzen, Seufzen
und Weinen, das kunstvolle Verzieren der
Melodie durch Geige oder Klarinette wird
von Klezmorim mit den jiddischen Begriffen
Krechz, Dreidlech, Tschok,
Kneitsch oder Kwetsch umschrieben.
Es sind allerdings nicht nur die Elemente
selbst, die für die Musik bezeichnend
sind, sondern vor allem wie ein Musiker
sie einsetzt.
Grundsätzlich kann man feststellen, daß
Melodien bevorzugt staccato und nur in
bestimmten, meist kurzen Passagen legato
gespielt werden. Man setzt die Töne nicht
immer genau auf den Rhythmus, sondern
spielt die Melodie ein wenig zu schnell,
so daß eine rhythmische Spannung zwischen
Melodie und Metrum entsteht. Dasselbe
macht man mit schnellen kurzen wie langen
Trillern. Sie werden entweder auf langen
Noten innerhalb einer Phrase metrisch
gesetzt, oder, vor allem am Ende einer
Phrase, auch gegen das Metrum.
Ein besonders häufiges Klezmer-Element
sind “triolenartige” Figuren von Achtelnoten.
Diese werden entweder gleich lang gespielt
und gleich stark betont oder, wie bei
osteuropäischen Musikern üblich, als “unechte”
Triolen in zwei Sechzehnteln und einem
Achtel zusammengefaßt.
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