In der Klezmer-Musik steht man wieder
vor dem Problem, daß es nur wenige
allgemein anerkannte Grundregeln für Arrangements
gibt. Gewisse Anfänge und Schlüsse haben
sich eingebürgert, aber alles was dazwischen
passiert, ist traditionell von der Funktion
des Stückes geprägt. Beispielsweise wurde
die Länge eines rituellen Musikstückes
von der Dauer der jeweiligen Handlung
bestimmt. Bei einem Tanzstück war die
Länge von der Begeisterung der Tänzer
abhängig. Die Musiker brauchten hierfür
kein detailliertes Arrangement,
sondern mußten sich nach der Dynamik des
Augenblicks richten und entsprechend improvisieren.
In den USA entwickelten sich neue Vorstellungen
darüber, wie ein Ensemble zusammenzusetzen
ist, d.h. welche Instrumente benutzt werden
und welche Funktion diese haben. Die Plattenaufnahmen
trugen weiter dazu bei, daß sich festgelegte
Erwartungen über den Ablauf eines bestimmten
Stückes einbürgerten.
Es war und ist bei Klezmer-Stücken generell
üblich, nicht nur einen einzigen Tanz
mit einer einzigen Melodie von Anfang
bis Ende durchzuspielen, sondern verschiedene
Kompositionen ineinander übergehen
zu lassen. So wird z.B. die Doina
fast immer mit einem darauffolgendem Freilach
verbunden. Medleys oder Potpourris von
verschiedenen Tänzen oder unterschiedlichen
Melodien des gleichen Tanzes waren ebenfalls
schon in Osteuropa und verstärkt in Amerika
üblich.
An den Beginn eines Stückes kann eine
einführende, kurze oder ausladend improvisierte
Einleitung gestellt werden oder es
werden in einer kleinen Variation Teile
der Melodie vorweggenommen. In den alten
Aufnahmen osteuropäischer Musiker hört
man hingegen meist einen kurzen Auftakt
oder es wird direkt mit der Hauptmelodie
begonnen. Als Abschluß hat sich ein typischer
chromatischer Lauf eingebürgert, der mit
einer aus drei Noten bestehenden Abwärtsbewegung
über eine Oktave als 1’-5-1 Abstufung
abgeschlossen wird.
Die letzten drei Noten können kurz gespielt
werden, wie im älteren Stil üblich. Die
von amerikanischen Musikern lange bevorzugte
Variante verbindet zweimal eine kurze
Note mit einer Pause und schließt auf
einer langen Note.
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