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The Klezmorim

   

The Klezmorim

Die Band “The Klezmorim” gilt für viele als die eigentliche Pioniergruppe des amerikanischen Revivals , weil sie die erste Platte mit neu interpretierter Klezmer-Musik in den USA veröffentlicht hat. Lev Liberman, Gründer der Gruppe, entdeckte Klezmer-Musik über alte Plattenaufnahmen, die er bei einem befreundeten Sammler in Kalifornien in die Hand bekam.

    “They lived like Gypsies and played like demons. You could find them stirring dancers to a frenzy at a week-long village wedding, marching in brass-buttoned splendor with the Tsar’s military band, entertaining aristocrats at a Viennese spa, or jamming at a waterfront tavern in the Moldovanke, the thieves’ quarter in Odessa. They were called klezmorim and they had a style all their own, full of unorthodox tonalities and crazily-interlocking rhythms. (...) We are The Klezmorim. We play klezmer music. It’s been underground for fifty years. Now it’s back!” (Liberman 1981)

In diesem Zitat, das von einem frühen Plattencover von The Klezmorim stammt, wird deutlich, wie romantisiert und übertrieben Liberman zu Beginn die “Alte-Welt” Tradition noch sah. Er war wie der größte Teil der damaligen Generation in einer säkular orientierten, amerikanisierten Familie groß geworden und sein Bezug zur Musik hatte nur am Rande eine Verbindung zu seinem jüdischen Hintergrund. Die ihm vorher unbekannten Lieder und die wichtigsten Elemente von Klezmer-Musik lernte er anhand von alten wiedergefundenen Platten. Er tat sich mit dem Geiger David Skuse zusammen, der durch seine Erfahrung mit Musik aus dem Balkan in seinen früheren Bands schnell einen Zugang zu Klezmer-Musik fand. Bald darauf begannen die beiden in Cafés, auf Tanzparties und auf Straßen in Kalifornien ihr osteuropäisches, aber nur zum Teil jüdisches Repertoire zu spielen. 1975 erweiterten sie das Duo zu einer fünfköpfigen Band. Da jeder der Musiker zwei oder drei Instrumente spielen konnte, ließ sich ein vielseitiges Programm zusammenstellen.

    “The original name of the group which became The Klezmorim (L. Liberman, D. Skuse, D. Gray, L. Chastain, & G. Carageorge) was “the Sarejevo Folk Ensemble” - this aggregation changed its name to “The Klezmorim” in late Jan. of '76 dedicated to old time Yiddish dance band music (which was not yet called “klezmer music” by anyone).” (Lev Liberman, wie zitiert in Davidov 1998)

Ihre ersten offiziellen Klezmer-Konzerte gaben The Klezmorim in der Berkeley Public Library im April 1976, kurz darauf erschien ihr erstes Album East Side Wedding bei Arhoolie Records.

    “With humor and passion, these recordings document the first eggshell-chirpings of the klezmer renaissance.” (Liberman 1989)

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Die Interpretation von Klezmer-Musik, die The Klezmorim vor allem in den ersten Jahren populär machte, hat bis heute einen starken Einfluß auf das Bild einer typischen Klezmer-Band in den USA. Bei ihren frühen Aufnahmen sind alle Tempi sehr schnell und eine Ornamentierung der Melodien ist nur in Ansätzen vorhanden. In Berichten über damalige Konzerte wird hervorgehoben, daß The Klezmorim neben der Musik auch großen Wert auf eine ausgefallene und durchchoreografierte Bühnenshow legten, für die sie geschriebene Anleitungen wie für ein Theaterstück hatten.

    “The Klezmorim were pitching it to a mainstream crowd by doing it as this parody with a lot of broad movements, a lot of bad jokes and rubber chickens. (...) So the Klezmorim set a particular standard for this kind of vaudeville-musical presentation (...) For a while they were popular, more popular than anyone else.” (Interview Sapoznik)

The Klezmorim wurden durch diesen showbetonten Ansatz bei einem breiten, nicht nur jüdischen Publikum bekannt. Sie spielten bald weit über die Westküste der USA hinaus. Von einem Konzert in Kanada berichtet der Schriftsteller Michael Wex, der dort aus einer Chassidischen Familie stammt, wie überraschend es für ihn damals war, diese Musik in einem säkularen, unjüdischen Rahmen zu erleben:

    “What surprised me about this concert was who was playing the music, and where they were playing it. (Harbourfront in Toronto tends to book very hip-type bands) (...) The audience was almost 100% Jewish (...) The fact that the Klezmorim were not very good (...) was a secondary consideration at the time; the fact that they were there at all was what mattered to me.”

Die Tatsache, daß eine Band existierte, die diese verschwundene Musik in irgendeiner Form wieder spielte, war damals gleichzeitig überraschend und bedeutsam. Das Publikum zeigte Interesse und im Jahre 1983 traten The Klezmorim in der berühmten New Yorker Carnegie Hall mit einem Solokonzert auf.

    “We loved performing in fezzes and tossing rubber chickens into the crowd. It's true that Ken Bergmann used plastic Halloween bones as drumsticks. Yes, I did solo on the HarpoMarxophone. Yes, we did conduct a mock Socialist rally, holy-roller revivalist meeting, and kabuki drama onstage. And it is indisputable that we stole our moves from Betty Boop. So sue me. (...) The Show enabled us to break out of the moribund folk circuit and into musical theatre, concert halls & music festivals, arts residencies, national TV, rock & jazz audiences, Europe, etc. It made us visually appealing. It was a media hook. It made us not just a band, but an event. And let me reiterate: we never compromised the authenticity of the music. When we played klezmer music, we honestly tried like hell to penetrate the mindset of the old players, & do what they would have done (or at least, what they would have done if they'd been us). That was important to us, and the Show existed independent of that.” (Lev Liberman, 5/9/96, wie zitiert in Davidoff 1998)

Obwohl die Art und Weise wie The Klezmorim die Musik interpretierten und auf die Bühne brachten immer wieder kritisiert wurde, ist doch ihre Bedeutung für das Revival der traditionellen Klezmer-Musik unumstritten. Auch heute noch finden sich junge Musiker nach dem Vorbild von The Klezmorim zusammen. Ihre Platten gelten inzwischen als Klassiker des Klezmer-Revivals. Doch nach den ersten Jahren relativ großer Erfolge begann sich die Gruppe durch permanente Neubesetzungen ständig zu verändern, bis sie sich schließlich 1996 auflöste.

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