Virtual Klezmer

von der Khupe zum KlezKamp
3. A world of Klezmer
Henry Sapoznik

   

Henry Sapoznik

Henry Sapoznikgehört ebenfalls der ersten in den USA geborenen Generation seiner Familie an und wuchs in einem religiösen jiddischen Umfeld auf. Sein Vater war Vorsänger in der Synagoge und nahm seinen Sohn bereits als Sechsjährigen in den dortigen Chor mit. 1977 legte Sapoznik an der City University of New York seinen Abschluß in Musik mit Schwerpunkt Musikethnologie ab. Er spielte Banjo und Geige und war wie viele junge Juden zu dieser Zeit an traditioneller amerikanischer Musik interessiert. Obwohl er mit traditioneller Musik aufgewachsen war, brachte erst ein markantes Erlebnis ihn auf die Idee, sich mit ihr bewußt zu beschäftigen:

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    “In the summer of 1973, I went to visit with and learn from Tommy Jarrell, a 73 year old master of traditional American music (...) One day [three years later] he asked me in all candor: `Hank, don’t your people got none of your own music?´” (Sapoznik 1987:15)

Diese zufällig hingeworfene Bemerkung brachte Henry Sapoznik dazu, sich in der eigenen Familie einmal umzuhören und schließlich auf den Rat seines Großvaters hin das YIVO aufzusuchen. Dort führte ihn seine spätere Mentorin, Barbara Kirschenblatt-Gimlett, in die hauseigenen Tonarchive, wo eine ungeordnete Menge alter Schellackplatten mit jiddischer Musik verborgen lagen.

    “Hundreds and hundreds of records (...) these 78s were of similar vintage to the ones I was learning old-time country music from. The same pops. The same scratches. The same ancient, far away sound that made the image of opening a long-sealed crypt so appealing (...) What was different was that this music was mine.” (Sapoznik 1987:15)

Im Jahre 1977 bekam Henry Sapoznik einen Vertrag um für die Musikabteilung des “Steinberg Centers” unter der Schirmherrschaft des “American Jewish Congress’” im Bereich traditioneller jüdischer Musik zu forschen. Im Laufe seiner Nachforschungen entdeckte er The Klezmorim und wurde auf Lev Liberman aufmerksam, mit dem er bald einen regen Austausch hatte. Zwei Jahre später erhielt Sapoznik die Anfrage, für ein Konzert eine Klezmer-Band zusammenzustellen.

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Die sechsköpfige Kapelye entstand. Von Anfang an war das musikalische Interesse von Kapelye nicht allein auf die instrumentale Hochzeitsmusik konzentriert, sondern schloß immer einen großen Teil Gesang mit ein. Dadurch konnten Mitglieder der Band Lieder und Melodien in das Programm aufnehmen, die ihnen von Kindheit an vertraut waren. Für sie stellte diese Band eine öffentliche Fortsetzung ihrer eigenen Erfahrungen dar.

    “Playing with Kapelye - when I sang I felt absolutely outside of a revivalist tradition. For me when I sang this unaccompanied song - I heard this song 500 times in my house from my father and I was just singing this song - period - nothing self-conscious about it.” (Interview Waletzky)

Während der nächsten Jahre war Sapoznik mit Kapelye erfolgreich, organisierte verschiedene Festivals, forschte und verbrachte viel Zeit im Tonarchiv des YIVO. Nach 1981 wurde er fest vom YIVO als “Director of Archives of Recorded Sound” eingestellt. In den folgenden dreizehn Jahren veröffentlichte er einen großen Teil seiner zahlreichen Veröffentlichungen zum Thema Klezmer-Musik. Seine in Zusammenarbeit mit Pete Sokolow erstellten Notensammlungen mit Hintergrundinformationen sind bis heute beliebte Grundhilfen für angehende Klezmorim. Auch seine Texte zu den Wiederauflagen alter Aufnahmen als CDs zählen zu den ausführlichsten und grundlegendsten ihrer Art. Als Initiator und Organisator des KlezKamp hat er außerdem vor zehn Jahren ein Forum geschaffen, das große Bedeutung für die musikalische Entwicklung des Revivals von Klezmer-Musik hat.

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