Virtual Klezmer

von der Khupe zum KlezKamp
5. Fully Klezmerized
KlezKamp

   

KlezKamp

Als das Klezmer-Revival Mitte der achtziger Jahre Fuß gefaßt hatte und auch von einer breiteren Öffentlichkeit wahrgenommen wurde, konzipierte Henry Sapoznik einen jiddischen Kulturworkshop, ein sogenanntes “camp”. Es sollte von Anfang an für die weitere Entwicklung von Klezmer-Musik eine wichtige Rolle spielen. Unter der Schirmherrschaft des YIVO, einer der jiddischen Kultur gewidmeten Institution in New York, fand im Dezember 1985 das erste “Yiddish Folk Arts Program” statt. Bereits im ersten Jahr bürgerte sich aber der inoffizielle Titel “KlezKamp” ein, der auf den Schwerpunkt von Klezmer-Musik hinweist.

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Dieses erste KlezKamp zählte 90 Teilnehmer und fand in einem der alten jüdischen Hotels der Catskill Berge zur Weihnachtszeit in einem Zeitraum von fünf Tagen statt. 30 Lehrer wurden engagiert, um die zahlreichen Workshops zu Musik, jiddischer Sprache, Theater, Film u.a. zu leiten.
1988 meldeten sich bereits über 270 für die inzwischen jährlich organisierte Veranstaltung an. Nach inhaltlichen und finanziellen Unstimmigkeiten endete 1994 die Zusammenarbeit mit dem YIVO. Sapoznik führt seitdem das KlezKamp mit seiner Firma “Living Traditions” in eigener Regie durch. Die Nachfrage ist mit weit über 400 Registrierten und vierzig Lehrern inzwischen über die Kapazität des Hotels hinaus gewachsen. 1995 mußten aus diesem Grund zum ersten Mal Anfragen abgelehnt werden.

Die Popularität des KlezKamp gründet sich neben der intensiven und anregenden Atmosphäre besonders auf der Qualität und Abwechslung der angebotenen Kurse, die sich jedes Jahr einem thematischen Schwerpunkt widmen.

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 “The program changes its emphasis every couple of years. First few years it was music and then our goal became more broad based program, more folklore, more history, more lectures, more Yiddish. Then we saw the emerging children’s community - so we started expanding the kids’ program and day care and all the other stuff for families. And then the last couple of years we saw that the music was suffering again - so we went back and touched up the music (...) We had a 50% turnover this last year. That’s a lot. All at once 200 new people and 200 who had been twice or more. A lot of the new people were brought by old people (...) People bring family. And I would guess there is maybe a dozen people who’ve come every year.” (Interview Sapoznik)

Mit mindestens einem guten Drittel der gesamten Teilnehmerzahl stellen Musiker die größte Einheit dar. Kaum jemand denkt an Schlaf. Tag und Nacht findet in Zimmern Einzel- oder Gruppenunterricht statt, tun sich spontane Ensembles zusammen, wird geübt, ausprobiert, improvisiert und getanzt. Angesehene Musiker leiten die Kurse und ziehen Interessierte aus ganz Amerika und in zunehmendem Maße auch aus Europa an.

Viele Mitglieder jüngerer Bands haben Klezmer-Musik überwiegend im KlezKamp gelernt. Einzelne Lehrer üben bei ihren Schülern dadurch einen beachtlichen Einfluß auf das stilistische Empfinden der Musik aus. Alicia Svigals, die erste und lange Zeit einzige Geigenlehrerin im KlezKamp, erzählt von der Wirkung ihrer Kurse:

    “When the revival started people really got into the clarinet thing and there was very little violin-activity happening until I started teaching (...) And it used to be that there were 50 clarinet students and 5 violin students. And there were always 3-4 clarinet teachers and I was the only violin teacher. Now every year I get around 30 students and there are maybe 5 or 6 clarinet students. I think it’s because I’m a good teacher and word of mouth attracted the violinists. So that’s the impact that one person can have on a small musical culture.” (Interview Svigals)

Auch der Trompeter Frank London ist sich seiner Einflußnahme bewußt. Er legt daher großen Wert darauf, daß nicht sein persönlicher Stil die Studenten prägt, sondern daß sie vielmehr die Grundprinzipien der Klezmer-Musik begreifen und auf ihrem Instrument umsetzen lernen.

    “When I teach classes at KlezKamp in trumpet it has nothing to do with personal style at all. I take some classical examples. I take some of the early (...) recordings, (...) and some of this middle-period Dave Tarras and try to talk about exactly what they’re doing. And also actually a lot of big band stuff like Abe Schwartz which is very good for listening to the trumpet. Basically getting people to ornament according to what their strict instrumental role is.” (Interview London)

Im KlezKamp haben sich viele Musiker zum ersten Mal getroffen und eine Reihe von Gruppen, wie z.B. Brave Old World, sind aus den vielen Jamsessions hervorgegangen. Das KlezKamp und sein Betreiber Henry Sapoznik haben dadurch unbestritten einen erheblichen Beitrag zur Entwicklung der zeitgenössischen Klezmer-Szene geleistet.

    “KlezKamp (...) is the training grounds for the revival (...) Henry Sapoznik is incredibly influential ‘cause he runs KlezKamp.” (Interview Svigals)

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