Keiner erlernte damals die Musik,
um durch sie die eigene Musikalität
zum Ausdruck bringen zu können.
Schließlich waren obendrein die
langen und harte Arbeit bedeutenden
Stunden auf Hochzeiten selten gut
bezahlt, die Musik war dem Tanz
untergeordnet und wurde vom Publikum
wenig beachtet. Wenn ein guter Instrumentalist
brillieren wollte, blieb ihm schließlich
nur die Doina.
“Klezmer
music when it was in its heyday
was never a kind of music that
one would play just for the fun
of it. Yes - certain tunes did
come up which were much more complicated,
because the musicians were kind
of showing off.” (Interview Sokolow)
Auch heute noch
ist die Arbeit bei Hochzeiten und
anderen Parties keine künstlerisch
befriedigende Tätigkeit. Klezmer-Musik
wird für solche Anlässe wieder,
bzw. immer noch hauptsächlich als
Dienstleistung angefragt.
Für die Musiker, die sich mit ihrer
Interpretation von Klezmer-Musik
künstlerisch ausdrücken wollen,
sind Parties nach wie vor keine
geeignete Bühne.
“I wasn’t really
interested in playing weddings.
Because playing weddings is kind
of mean little work in a lot of
ways (...) It’s hard work that
people don’t necessarily like
to pay for and because a lot of
the times if you play klezmer
at a wedding maybe the people
who ask you want to hear it but
a lot of other people don’t. If
you’re playing klezmer at a concert
you have the feeling that everybody
who’s there wants to hear what
you’re playing.”(Interview Byron)
Bei Konzerten ist das Repertoire
nicht den rituellen Zwängen
von Hochzeiten oder Parties unterworfen.
Auswahl, Tempo, Ablauf und Dynamik
der Stücke werden nicht von Tänzern
diktiert, sondern allein nach dem
ästhetischen Empfinden der Musiker
arrangiert.
“The
symbolic meaning of the music
has no meaning in the concert
hall. You’re taking each piece
on its face-value without any
surrounding ritual. So each piece
has to be an important piece of
music rather than fulfilling a
ritual function (...) And there
has to be a shape to the music
that you present in a concert
that would make no sense in a
wedding, because you have to vary
the tempos in concert, you have
to mix the keys up a little bit,
you know you have to give the
thing a variety, a texture. You
don’t think about those things
when you’re playing wedding music
as such ‘cause people aren’t listening
to it.” (Interview Sapoznik)
Auf Hochzeiten zu spielen,
ist deswegen vor allem für die Bands
zweitrangig, die ihr Programm ganz
nach eigenen Vorstellungen gestalten
und die mit ihrer Musik einen individuellen
Ausdruck anstreben. Sie erkennen
Klezmer-Musik als “Kunstmusik”
an und finden durch sie einen befriedigenden
Ausdruck ihres künstlerischen wie
handwerklichen Könnens. Gruppen
wie z.B. Brave Old World,
die nur auf Konzerten auftreten,
kombinieren überzeugend einen an
die Tradition bewußt angelehnten
Stil mit kunstvoller und anspruchsvoller
Spielweise.
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