Konzerte nehmen nur für die bekannten
Bands wie Brave Old World,
Kapelye , The Klezmatics,
The Andy Statman Klezmer Orchestra,
The Epstein Brothers und
The Klezmer Conservatory Band
sowie einer Handvoll weiterer Bands einen
nennenswerten Platz ein. Bis vor zwei
Jahren war der Konzertmarkt für Klezmer-Musik
in Europa größer, als in den Vereinigten
Staaten. Erst durch den Erfolg einer Fernsehdokumentation
und CD bei der mehrere Bands zusammen
mit dem klassischen Geiger Itzhak Perlman
auftraten, haben Konzerte vor allem in
den USA und hauptsächlich für die an dem
Projekt beteiligten Bands beträchtlich
zugenommen.
Klezmer-Konzerte finden in vielen unterschiedlichen
Veranstaltungsorten statt, von jüdischen
Gemeinden angefangen, über Colleges bis
hin zu den üblichen Konzertsäälen. Die
Kapazität schwankt dabei von unter 100
bis über 2.000, bei Konzerten mit Itzhak
Perlman sogar bis zu 15.000 Personen.
Der New Yorker Veranstalter jüdischer
Konzerte, Moishe Rosenfeld,
gab aus seiner Perspektive noch 1996 an,
daß er keinesfalls allein von der
Präsentation von Klezmer-Konzerten leben
könnte. Er buchte damals im Durchschnitt
nicht mehr als zwei bis drei Klezmer-Veranstaltungen
pro Jahr und beobachtete in ganz New York
nur ca. dreißig bis vierzig öffentlicher
Konzerte jährlich, die mit dem Stichwort
“Klezmer” angekündigt wurden.
Neben den Einzelkonzerten
haben sich inzwischen ein paar Festivals
etabliert, bei denen regelmäßig bekannte
und weniger bekannte Klezmer-Bands oft
aus der ganzen Welt präsentiert werden.
Besonders zu erwähnen ist hierbei das
seit 1992 bestehende Festival von Krakau
in Polen, das jedes Jahr gegen Mitte Juni
eine Reihe amerikanischer Bands einlädt.
Das “Ashkenaz Festival”
in Toronto, Kanada, ist seit 1995 ein
Treffpunkt der innovativen, aber stark
in den jiddischen Wurzeln verhafteten
Künstler. Die experimentelle jiddische
Musik hat seit 1993 bei John Zorn’s “Radical
Jewish Culture Festival” in New
York ihren Platz gefunden. Es findet immer
zu einer anderen Zeit im Jahr jeweils
an einem der wichtigen jüdischen Feiertage
statt.
Für die Mehrheit der Klezmer-Bands sind
Hochzeiten und Parties wieder
(bzw. immer noch) die wichtigeren Arbeitsquellen,
auch wenn insgesamt DJs mit Musik aus
der Konserve die Musiker immer mehr von
der Bühne verdrängen. Selbst für bekannte
Bands sind diese “funktionalen Anlässe”
neben Konzerten oft noch ein wichtiger
Bestandteil ihres Einkommens. Alicia Svigals
berichtet, daß The Klezmatics
durchschnittlich zwei bis drei Auftritte
im Monat bei Parties zu spielen pflegten.
Wegen des zunehmenden Erfolgs und damit
ansteigenden Preises für die Band und
durch längere Abwesenheit auf Tourneen
sei dies in den letzten zwei Jahren proportional
zur Zunahme an Konzerten allerdings etwas
zurückgegangen. Sie betont jedoch, daß
The Klezmatics bei Parties ihr übliches
Programm spielen und sich nur bedingt
an die Wünsche des Publikums anpassen.
“When the
Klezmatics play weddings and parties.
What we do is, either we do all kind
of party music (...) We do like klezmer
party music, not Yiddish theater stuff,
not the Lambada (...) Just klezmer in
the style of New York Psycho Freylakh.
Or we do that and stuff like the Fisherlied,
depending on the audience. A lot of
audience hire us now because we’re the
Klezmatics obviously and they want to
hear all our stuff. It’s all stuff that
we do on stage, but just in different
proportions.” (Interview Svigals)
Im Gegensatz zu der Situation
seit den fünfziger Jahren, als Klezmer-Musik
eine unverbindliche Untermalung bei Tisch
war, hat Kurt Bjorling beobachtet,
daß heute viele Gruppen wieder zu den
zeremoniellen Teilen und beim Tanz eingesetzt
werden. Instrumentale aschkenasische
Musik wird inzwischen nicht mehr als exotisch
angesehen und ist wieder ein selbstverständlicher
Bestandteil des ansonsten nach wie vor
buntgemischten Tanzrepertoires. In New
York finden sich einzelne Musiker oft
spontan zusammen, um Parties mit der jeweils
gewünschten Besetzung und dem jeweils
bevorzugten Repertoire zu bedienen.
“We all
freelance around (...) People call for
something not for the Klezmatics so
I call my friends (...) and we form
a little ad hoc trio just for that event.
For weddings and parties and stuff like
that.” (Interview Svigals)
Neben Live-Konzerten spielt
das Einkommen durch CD-Veröffentlichungen
eine gewisse Rolle. Allerdings sind sie
für viele Bands mehr als Werbematerial
bedeutsam und weniger, weil sie viel Geld
einbringen. Mark Kligman,
der Statistiken zu Verkaufszahlen von
Tonträgern im jüdischen Markt von unterschiedlicher
jüdischer Musik zusammengetragen hat,
stellte fest, daß der größte Teil der
Klezmer-Bands durchschnittlichen nicht
mehr als ca. 5000 Exemplare einer
Aufnahme in Form von CD oder Kassette
verkaufen. Die Tonträger scheinen nur
bei den erfolgreichsten Klezmer-Bands,
die bestenfalls zwischen zehn- und zwanzigtausend
Exemplaren pro Titel verkaufen, über die
Herstellungskosten Gewinne einzubringen.
Im Gegensatz dazu stehen Produktionen
der orthodoxen und Chassidischen jüdischen
Gemeinden, von denen viele um die zwanzigtausend
und einige Stars sogar mehrere hunderttausend
Tonträger verkaufen.
Deutlich erkennt man den vor allem in
den jüdischen Kreisen scheinbar niedrig
eingeschätzten Marktwert von Klezmer-Musik
daran, daß selbst in den wichtigsten jüdischen
Buch- und Plattenläden in New York selten
Tonträger von mehr als einer Handvoll
verschiedener Klezmer-Gruppen geführt
werden. Bei Streifzügen durch diese Läden
trifft man am häufigsten auf Tonträger
von Itzhak Perlman, Kapelye
und The Klezmer Conservatory Band.
Auch in den großen, allgemeinen Musikläden
ist es nicht anders. An dieser Situation
hat sich, zum Unverständnis der Musiker,
seit Jahren nichts geändert.
“I dare
you to walk into a record store and
be able to find 5 decent klezmer records
in one store - forget it.” (Interview
Sklamberg)
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