Publikum
Ein weiteres Problem mit
dem moderne Klezmorim mehr zu kämpfen
haben als andere jüdische Musiker ist
die Eingrenzung ihres Publikums.
Es gibt hier eine viel weniger klare Zielgruppe
als z.B. bei den orthodoxen oder Chassidischen
Gemeinden. Das bunt zusammengewürfelte
Publikum bei Hochzeiten, wie bei Konzerten
ist nur schwer einschätzbar.Bei Hochzeiten
kommen die Anwesenden nicht wegen der
Musik, sondern in erster Linie wegen des
Anlasses. Ebenso ist es unmöglich festzustellen,
wer sich welche CDs oder Kassetten kauft.
Das einzige Forum, bei dem man etwas aufschlußreichere
Studien über die Personen machen kann,
die sich für Klezmer-Musik interessieren,
sind Konzerte. In den meisten Fällen
findet man dort ein älteres Publikum
. Diese Situation ist weder in New
York, noch in anderen amerikanischen
Städten ungewöhnlich. Die Überlebenden
der Einwanderungszeit oder auch der ersten
Generationen, deren Eltern noch die alte
Kultur repräsentierten, sind mit Abstand
das größte und treuste Publikum jiddischer
Musik.
Veranstalter wie Moishe Rosenfeld
richten sich in der Auswahl der Gruppen,
den Sälen und den Eintrittspreisen nach
den Senioren. Als Programm werden
vor allem die großen Hits der Theaterzeit,
Volkslieder, Bulgars und Freilachs verlangt,
bei denen die Zuhörer manchmal laut mitsingen
und nicht selten begeistert mittanzen.
Nostalgisch verklärte Erinnerungen
an die “Alte Welt” haben sich bei diesem
Publikum stetig gehalten und wurden seitdem
häufig als Vermarktungsstrategie bei Konzerten
benutzt. Schon zu Beginn des Klezmer-Revivals
gab es Veranstalter, die ganz bewußt auf
diese Personengruppe zielten.
“However,
such phrases as `you become young again´
and `(...) you will think that you are
standing with your loved one (...) ´
suggest that the music has taken on
a new function - that of feeding the
nostalgia of immigrants for the old
country.” (Sapoznik/Feldman/Statman
1980:3)
Gruppen wie Brave Old
World und The Klezmatics,
die nicht mit dem Nostalgiefaktor arbeiten,
mußten sich ihr eigenes Publikum heranziehen.
The Klezmatics z.B. holt bei Konzerten
in Manhattan meist einen bunten Haufen
nicht-jüdischer und jüdischer Twens und
einiger älterer Juden, die nicht selten
eingeschworene Fans der Gruppe sind, in
die Zuschauerreihen. Die meisten Musiker
erzählen, daß Konzerte, die außerhalb
einer jüdischen Gemeindestruktur stattfinden,
nicht die Regel sind. Nur in der “Knitting
Factory”, dem avantgardistischen
Jazzclub in Lower Manhattan, finden sich
Konzerte unter dem Vermarktungsnamen “Klezmer”
inzwischen als regelmäßigen Programmpunkt.
Allerdings treten hier nur Musiker und
Bands auf, die zum Kreis des Clubs gehören
oder die seinem Image entsprechen.
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