Virtual Klezmer

Kasbek
Bagels & Bublitschki

(Besprechung: Andreas)

Kasbek – Bagels & Bublitschki ( 1997 )

Die zweite CD des Ensembles Kasbek aus dem Jahr 1997.

Seit den achtziger Jahre spielt das Ensemble Kasbek Klezmermusik. Eine weitere interessante Platte der Berliner Gruppe.

 

Lieder:

  1. Wander ich mir lustik ( 3:13 )
  2. Rumenje Rumenje ( 3:25 )
  3. Dwe Gitary ( 4:33 )
  4. Verka Kaludzerka ( 2:50 )
  5. Warshawer Broygez Tanz ( 6:55 )
  6. Boris Karloff´s Racenica ( 2:41 )
  7. Majn Schtetele Beltz ( 3:39 )
  8. Bis in wajssn tog ( 3:40 )
  9. Buran ( 4:04 )
  10. Hora a la Fromm´s ( 4:05 )
  11. Der Kortnschpiler ( 4:03 )
  12. Poljuschko ( 3:34 )
  13. Majn schejne Bessarabianka ( 5:03 )
  14. Niska Banja ( 3:11 )
  15. Wodka Gorkaja ( 4:30 )
 

Kommentar zu einzelnen Stücken:

Wander ich mir lustik Das bekannte russiche „Jablotschko“ (Äpfelchen) mit einem jiddischen Text des amerikanischen Sängers Nathan „Prinze“ Nazaroff. Der Held des Liedes hat alles verloren: Sein Geld an der Wall Street, seine Mühle durch den Sturm. Weib und Kuh durch den Tod. So braucht er sich um nichts mehr zu kümmern und kann unbeschwert durch die Welt wandern. Die einzige mir bekannte Version des „Shlimasslnik“ (Pechvogel) ist von Francois Lilienfeld auf der Platte „Schpil dos lidl“. Sehr schöne Melodie verständlicher Text, gut gesungen und lustig gespielt. Für meinen Geschmack eines der schönsten jiddischen Lieder überhaupt. Super!

Rumenje Rumenje Glanznummer des legendären Stars auf dem jiddischen Broadway, Aaron Lebedeff. Sehr schnell und sauber gespielt. Die Geige ist teilweise etwas wirr und nervt recht schnell.

Dwe Gitary Das berühmte russische Zigeunerlied „Zwei Gitarren“. Anders als der Titel hier vermuten lässt, in einer Version für Solo Balalaika. Durchwachsenes Stück mit angenehmer russischer Melodie, teilweise langsamer und mal schneller gespielt, eher mäßig.

Verka Kaludzerka Romalied der Sängerin und Schauspielerin Olivera Vuco aus einem sozialkritischen jugoslawischen Film über das „Zigeunerleben“ in der Vojvodina. Die Herren der Schöpfung verspotten eine Frau namens Vera, die freiwillig oder unfreiwillig das bei den Roma ungewöhnliche Los einer Unverheirateten getroffen hat. Das Lied ist ein schönes gesungenes Stück, leider ist mir die Sprache nicht bekannt. Es erinnert stark an spanische Volksmusik. Schön anzuhören, gefällt mir sehr gut.

Warshawer Broygez Tanz Klezmer Trilogie wie sie oft bei Hochzeiten gespielt wurde. Zuerst der bekannte der „Warshawer Freilach“ von Abe Schwartz geht in den Brojgess Tanz über, wobei das Wort „brojgess“ (böse) hier auf die Schwiegermutter zu beziehen ist. Als Ausklang der Trilogie folgt das Stück „Chossn Kale Massel Tow“ in einer veränderten Version. Das Stück stammt von Henri Gerro aus Buonos Aires, einem bekannten jiddischen Sängers der Nachkriegszeit. Insgesamt eine sehr schöne Interpretation bekannter Stücke. Den Gesang bei „Chossn Kale Massel Tow“ hätte man weglassen können, ist das Stück doch eher als instrumentale Version bekannt, und der Gesang ist sehr ungewohnt und passt auch nicht recht zu dem Stück.

Boris Karloff´s Racenica Eine Sammlung von Racenica Melodien, einer bulgarischen Tanzform im 7/16 Takt nach dem Akkordeonisten Boris Karloff. Als Gast ist bei diesem Stück Franka Lampe am Akkordeon zu hören. Ein fröhlicher Tanz, der überhaupt nicht zum Rest der Platte passt. Gefällt mir persönlich überhaupt nicht.

Majn Schtetele Beltz Uralter Klassiker aus Amerika. Standardtitel.

Bis in wajssn tog Festlicher Hochzeitsmarsch unbekannter Herkunft. Typischer Marsch, schön gespielt aber kein Ohrwurm. Ganz gut gemacht. Ist soviel ich weiss auch auf der Platte „Channukah Festival of Lights „ von Ot Azoy zu hören. Die Version von Ot Azoy ist aber wesentlich angenehmer zu hören. Hier etwas schleppend und leirig, da die Instrumente zu dem Titel einfach nicht passen.

Buran Unbekanntes Lied mit russischem und romainischem Text. Etwas wirre und seltsame Melodie. Gefällt mir überhaupt nicht.

Hora á la Fromm´s Langsame Hora und schnelle fröhliche Sirba aus Rumänien auf der Violine gespielt. Hört sich interessant an, aber das Stück ist mir zumindest in dieser Version nicht bekannt. Sehr fröhlich gespielt mit viel Engagement.

Der Kortnschpiler Henri Gerros Chanson über das Laster des Spielens ist ein typischer Vertreter jiddischer Salonmusik, wie sie seit den fünfziger Jahre gespielt wurde. Das ganze Lieben wird hier mit einem Kartenspiel verglichen, bis man vor dem Tod sein Blatt auf den Tisch legt und passen muss. Schön gesungenes Lied mit verständlichem Text, aber für meinen Geschmack zu unmelodisch. Trotzdem ein sehr seltenes Lied, das es bis jetzt von keiner anderen Gruppe zu hören gibt.

Poljuschko Laut Kasbek eine Kreuzberger Kneipenversion eines der beliebtesten russischen Melodien, die man hierzulande kennt. Typisch russische Melodie, habe ich zuvor noch nicht gehört, gefällt mir aber sehr gut.

Majn schejne Bessarabianka Diese rumänische Doina zählt heute zu den Nationaltänzen Moldaviens, monotone Melodie und Gesang. Anstrengend anzuhören....teilweise grauenhafte Töne auf der Violine - überhaupt nicht mein Geschmack, viel zu unmelodisch.

Niska banja Gewöhnungsbedürftiges Lied in Romani und Serbisch. Die Melodie ist bei genauem Hinhören bekannt, aber ansonsten...

Wodka gorkaja Noch eine russisch jiddische Weise des fahrenden Sängers Nathan „Prince“ Nazaroff. Russische Melodie mit jiddischem Text, sehr langsam gesungen. Nicht mein Fall.

Fazit:
Ein Fazit fällt hier nicht leicht. Die Gruppe Kasbek hat einen völlig eigenen Stil, der gefällt oder auch nicht. Die ersten Lieder der CD sind typisch jiddische Titel, die erstklassig umgesetzt sind. Viele weitere Lieder sind wohl bekannte russische Titel, die teilweise schön aber auch anstrengend anzuhören sind. Im Gegensatz zu der Platte „Klezmer a la russe“  ist diese Platte eine bunte Mischung verschiedener Lieder aus mehreren Ländern. Eine Interessante Zusammenstellung der Titel, und sicherlich nicht nur für Klezmer-Fans gedacht. Man braucht viel Zeit für die CD und muss sich selbst seine Meinung darüber bilden. Die Informationen im Booklet sind umfangreich und interessant.

Bewertung:
 Interpretation
 Virtuosität
 Spielfreude
 Aufmachung

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