Virtual Klezmer

Schnaftl Ufftschik
Oi Tate

(Besprechung: Gus)

Schnaftl Ufftschik - Oi Tate klezmerakustischer dance brass
2002 bei Global Village Music New York - Global Village 182

Auf der zweiten Platte der berliner Bläser-Formation finden sich fast ausschließlich bekanntere Klezmer-Standards.

In gewisser Weise ist die Gruppe sicherlich in der Tradition osteuropäischer Bläserorchester, wie es viele gab - und noch gibt. (Blechbläser waren nicht nur im Russland des 19. Jhds. sehr beliebt.)

Auch in der zeitgenössischen Klezmer-Musik sind gerade in den letzten Jahren eine ganze Reihe von Gruppen entstanden, die vorwiegend auf Blech und auf den derben, lauten (und Publikums-wirksamen) Charme setzen. Gute Beispiele dafür sind Di shikere Kapelye, Grinsteins Mischpoche oder de Amsterdam Klezmer Band.

Das ist kein Phänomen, das sich auf den Bereich der Klezmer-Musik beschränkt.
Viele osteuropäische und Tzigainer- Gruppen haben ihren Platz in der Weltmusikszene gefunden (Taraf de Haidouks, Zlatne Uste oder Fanfare Ciocarlia). Erfolgreich weil sie authentisch sind, ein Publikum für authentische Musik vorhanden ist und weil sie hervorragende Musik spielen.

Schnaftl Ufftschik nimmt zwar keine Tradition exklusiv für sich in Anspruch, man kann jedoch eine ganze Menge Einflüsse an vielen Ecken bemerken.
Diese reichen von den bereits erwähnten Bläserorchestern (entfernt) bis hin zu jazzigen Einflüssen (Willem Breuker Kollektiv).
(Auch hat mir Reinhard Gundelwein von Einflüssen von Don Byrons Neueinspielungen alter Mickey Katz-Stücke geschrieben. Ich kann weder Don Byron und schon gleich gar nichts von Mickey Katz finden...egal!)

 

Lieder:

  1. Old Nigun
  2. Araber Tanz
  3. Folk Song
  4. Psalm
  5. Ura Chevodi, Ura Hanevel
  6. Ot Azoi
  7. Oi Tate
  8. Keren
  9. Kolomeike
  10. A Lid Fun Scholem
  11. Firn Di Mekhutonim Aheym
  12. Zey Hobn Gevolt / A Khasne Tentsel
  13. A Nakht In Gan Eydn

 

Fazit:
Auch wenn man sich fragt, wie die Gruppe auf Klezmer Musik gekommen ist - die CD ist sehr gut. Die Musiker beherrschen nicht nur ihr Instrument, sie spielen auch mit gehöriger Freude und Gefühl. Die vorwiegend traditionellen Stücke sind mit viel Sensibilität modernisiert und an die Bläser-Orchestrierung angepasst.
Alles in allem macht die Musik sehr viel Spass und einen runden Eindruck..
Sicherlich eine der lebendigsten deutschen Neuerscheinungen dieses Jahres.

Bewertung:
Interpretation
Virtuosität
Spielfreude
Aufmachung

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