Virtual Klezmer

Jontef
S´is gut

(Besprechung: Andreas)

Jontef – S´is gut  ( 2001 )

Endlich die lang erwartete Platte der Tübinger Gruppe Jontef. Bei der Vorpremiere in Hechingen war die Platte zwar auf Dezember 2001 angekündigt worden, ist aber schon im März 2001 erschienen. Aufgenommen wurde die Platte bereits im Januar 2001. Die Besetzung der Gruppe hat sich um den Bassisten Peter Falk erweitert.

Eine klassische Jontef Platte in gewohntem Stil.
Bis jetzt ist die CD nur über Jontef direkt zu beziehen.

Die Besetzung:
Gesang, Percussion – Michael Chaim Langer
Klarinette, Akkrodeon – Joachim Günther
Violine, Kontrabass – Wolfram Ströle
Kontrabass – Peter Falk

Einige Jontef Mitglieder haben auch Soloprogramme, wie z. B. Michael Chaim Langer, der auch als Solo Kabarettist auftritt. Joachim Günther ist auch in der Gruppe „Duo Savage Rose“ zu sehen. Beide Gruppen sind über die Homepage von Jontef zu erreichen.

 

Lieder:

  1. Lomir sich iberbetn ( 4:11 )
  2. Kapelesch scher ( 3:02 )
  3. Ejnsam ( 3:44 )
  4. Dem Monastrischter rebins chosidl ( 2:43 )
  5. Rebbes tanz ( 2:30 )
  6. Bels ( 3:28 )
  7. Naftalis doine ( 4:03 )
  8. A jor nach majn chasene ( 2:02 )
  9. Tanz der zadikim ( 2:40 )
  10. Jidisch wider ( 4:07 )
  11. Unter di pojlische grininke bejmelech ( 3:31 )
  12. Polnischer freilach ( 2:11 )
  13. Kroke ( 3:36 )
  14. S´is gut ( 2:13 )
  15. Rustemol ( 2:21 )
  16. Elimelech doine ( 3:56 )
  17. El male rachamim ( 5:14 )
 

Kommentar zu einzelnen Stücken:

1. Lomir sich iberbetn Traditionelles Stück von Jontef überarbeitet, hier in einer stark veränderten Version. Die älteste mir bekannte Aufnahme stammt aus dem Jahr 1920 von dem Kantor Yossele Rosenblatt. Die Jontef Version ist gewöhnungsbedürftig und etwas mit Instrumenten überladen.

2. Kapelesch scher Ein Sher, der wohl von Jontef selbst stammt. Sehr interessantes und schön gespieltes Stück.

3. Ejnsam Eines der schönsten Lieder der Platte. Habe ich bis jetzt nur auf Aufwind CD “Gassn Singer” gehört. Allerdings ist mir der Sinn des “ruhigen” Liedes über einen nächtlichen Kneipenbesuch noch immer nicht klar. Trotzdem ein klasse Stück und sehr schön gesungen von Miachel Cahim Langer. Gefällt mir sehr gut.

4. Dem Monastrischer rebins chosidl Ebenfalls ein super Stück – perfekt auf der Klarinette gespielt. Wurde wohl erstmals von Dave Tarras ca. 1940 auf Schellack aufgenommen. Es erinnert an die Melodie “Najer Sher”. Die Version hier kann wohl mit der Dave Tarras Aufnahme gut mithalten, einfach klasse gespielt.

5. Rebbes tanz Eigentlich heisst es “dem rebns tanz” und wurde bis jetzt bei den Jontef Konzerten immer als Eröffnung und Abschluss des Konzertes gespielt. Eine schöne Melodie, die auch von Jontef sehr gut wiedergegeben wird. Eine weitere gute Version gibt es von “den Flyganden Bokrullen” auf der CD “20th Century Klezmer”.  Eines meiner Lieblingsstücke überhaupt, kann sich auch von Jontef hören lassen. Super Stück !

6. Bels “Majn shtetele belz” ein Standardstück, dass wohl jede Gruppe in ihrem Repertoire hat. Es mag schön gesungen und auch gut gespielt sein, aber ich kann es nicht mehr hören.

7. Naftalis doine Eine sich lang schleppende Doina. Für meinen Geschmack zu langatmig. Es dauert sehr lange, bis das Stück in eine bekannte flotte Meldodie übergeht. Trotzdem souverain gespielt.

8. A jor nach man chasene Wieder eines meiner Lieblingslieder. Die Jontef Version des Liedes ist sehr schön und anders als die vielen schnellen Versionen des Stückes. Das Akkordeon passt sehr gut zu dem Lied, jedoch vermisse ich den “zweiten Teil” des Stückes, der doch eher schnell gespielt wird. Das Stück gibt auf der Kapelye CD “Future & Past” auch in einer sehr schönen gesungenen Version zu hören. Ein sehr schönes und ausgesprochen kurzes Stück.

9. Tanz der zadikim Ein Stück von Hans Joachim Günther. Mir fehlt der Pepp bei dem Stück.

10. Jidisch wider Traditionelles Stück das ich zuvor noch nicht gehört habe. Sehr schön anzuhören, vor allem Michael Chaim Langers Gesang kommt hier sehr schön zur Geltung – allerdings ist das Stück in der Live Version wesentlich fülliger als auf der CD Aufnahme. Typisch Jontef - Klasse!

11. Unter die grininke pojlische bejmelech ( Unter den grünen Bäumen Polens ) Michael Chaim Langer zeigt in diesem nachdenklichen Stück wie gut er singen kann. Seine unverwechselbare Stimme passt perfekt zu dem Stück.

12. Polnischer Freilach ..ist wieder ein Top-Stück der Platte. Etwas jazzig, aber das passt sehr gut zu dem Lied. Joachim Günther entlockt seiner Klarinette sehr angenehme tiefe Töne….ein richtiger Ohrwurm.

13. Kroke “Krakau” nach dem Text von Mordechaj Gebirtig ist ein sehr langsames Stück, für meinen Geschmack  zu langsam. Auch der voluminöse Gesang von Miachel Chaim Langer kann das Lied nicht mehr retten. Trotzdem hört es sich interessant an.

14. S´is gut Das Titellied der CD stammt wieder von Mordechaj Gebirtig. Die Melodie gefällt mir nicht und der Gesang ist mir zu eintönig. Ein seltsames Stück, anstrengend anzuhören.

15. Rustemol Pausenloser übergan von Titel 14.

16. Elimelech doine Anfangs anstrengend durch das Klarinetten “Intro” aber dann doch ein sehr schönes flotteres Stück. Könnte gelegentlich mit einem Feidman Titel verwechselt werden, dann aber doch ein typisches Jontef Stück, muss man auch gehört haben. Auch Peter Falk hat hier die Gelegenheit für ein kurzes Kontrabass Solo. Sehr gut.

17. El male rachamim Ein Stück über das ich mich etwas gewundert habe. Kein Lied, sondern ein Gebet. Ich finde, es gehört nicht auf die CD, auch wenn es kein Lied von Jontef gibt, das besser gesungen ist. Der Gesang von Miachel Chaim Langer ist hier wirklich reif für die Oper. Bemerkenswert.

Fazit:
Eine sehr schöne CD, an der es am Ende nichts zu auszusetzen gibt. Typische Jontef CD mit durchwachsenem Inhalt, mal schnelle und langsame Stücke im Wechsel. Wie gewohnt sind alle Stücke professionell und ohne Patzer gespielt. Trotzdem ist die Platte interessanter, wenn man sie „Live“ sieht und hört. Wie auch auf den anderen Jontef Platten muss man manche Stück öfters hören, keine CD zum „kurz reinhören“. Eine Platte, die man bedenkenlos empfehlen kann. Der Inhalt des Booklets ist wenig informativ, trotzdem bin ich  sicher, dass die Platte irgendwann auch zu meinen Lieblings CDs gehört.


Bewertung:
 
Interpretation
 Virtuosität
 Spielfreude
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