Virtual Klezmer

Jontef
Im Traum ist mir heller

(Besprechung: Andreas)

Jontef - Im Traum ist mir heller (2004)

3 Jahre nach der letzten Platte "s´is gut" ist die nächste CD "im Traum ist mir heller" erschienen.
Die Platte erzählt mit Liedern und Geschichten das Leben des Samuel Singer, der von Polen nach Amerika auswandert. Hierbei beschränkt sich die Platte auf die musikalischen Stücke und nicht auf die vorgetragenen Geschichten, die es beim Live Auftritt zu hören gab.
Am 26.11.2004 habe ich dieses Programm erstmals live in Stuttgart gesehen. Zu der Platte gehören einfach die Geschichten, trotzdem gibt die CD einen Vorgeschmack auf das, was man auf der Bühne erwarten darf. Wie von Jontef gewohnt, sehr schön arrangierte Stücke.

Die Besetzung:
Michael Chaim Langer - Percussion, Gesang
Joachim Günther - Klarinette, Akkordeon
Wolfram Ströhle - Violine, Gitarre
Peter Falk - Kontrabass, Gesang

 

Lieder:

  1. Kalenyu veyn zhe, veyn (3:30)
  2. Maseltov (1:19)
  3. Shpilt a freylakh (1:26)
  4. Heyser bulgar (3:01)
  5. Itsik hot shoyn khasene gehat (2:42)
  6. Undzer shtetl brent (2:37)
  7. Shvartse vent (2:45)
  8. Zol zayn (2:17)
  9. Grine karshelekh (4:50)
  10. Der vinter iz shoyn ariber (2:17)
  11. Frunse verde (3:47)
  12. Lower East Side Nigun (3:29)
  13. Rebecca´s wedding nigun (4:51)
  14. Di grine kuzine (2:35)
  15. Naftalis nigun (3:29)
  16. Shmilik, Gavrilik (3:06)
  17. Shaynt oyf der himl (2:07)
  18. Mistika (3:57)
 

Kommentar zu einzelnen Stücken:

1. Kalnyu veyn zhe, veyn
Langsames gesungenes Stück nach dem Text von Mark Warshavsky (1840-1907). Das Stück leitet die bevorstehende Hochzeit ein. Nicht oft zu hören, schön arrangiert.

2. Maseltov
Traditionelle Hochzeitsglückwünsche, kurz und bekannt.

 

3. Shpilt a freylakh
Sehr schön gespieltes und seltenes Stück aus Russland. Die Musik des Stückes ist von Motl Polansky, den Text dazu schrieb Itsi Khanik. Schönes Tanzstück, hervorragend gesungen und arrangiert. Irgendwie typisch Jontef. Gefällt mir ausgesprochen gut, eines der besten Stücke der Platte.

4. Heyser bulgar
Der wohl bekannteste Bulgar von Naftule Brandwein im schnellen 2/4 Takt. Ein schwer zu spielendes Stück. Joachim Günter gibt sich auf der Klarinette viel Mühe, die anderen Instrumente geben einen durchgehenden und zurückhaltenden Rhythmus. Das Stück ist gut gespielt, hat man nur schon zu oft gehört.

5. Itsik hot shoyn khasene gehat
Bekanntes Stück unbekannter Herkunft über eine Hochzeit. Gefällt mir in der Jontef Version recht gut, erinnert mich auch immer wieder an Zahava Seewald und Talitha Nawijn, die ebenfalls bekannte Versionen des Stückes veröffentlicht haben. Michael Langer´s Gesang gefällt mir besonders gut.
Das musikalische Arrangement ist sehr schön, nicht zu dröhnend und als einfaches Lied gehalten.

6. Undzer shtetl brent
Mordkhe Gebirtig (1877-1942). Eines der bekanntesten Stücke von Gebirtig über das Progrom in Przytk 1938. Nicht schön (das Lied) aber nicht wegzudenken. Leider ist über die Entstehung des Stückes bzw. über Mordkhe Gebirtig nichts im Booklet zu lesen.

7. Shvartse vent
Sehr langsames und dramatisches Instrumentalstück des Jontef Violinisten und O. Zahavi. Etwas zu depressiv, trotzdem gut gespielt.

8. Im Traum ist mir heller
Das Titellied der Platte und auch das schönste Stück auf der CD, nach dem Text und der Musik von Yosef Papernikov (1897-1993). Bis jetzt habe ich das Stück noch nie gehört, es lässt sich auch nicht beschreiben. Ein einfaches und schlichtes Stückes mit kurzem Text.

9. Grine karshelekh
Flottes Stück von Wolfram Ströhle, virtuos auf der Violine gespielt, erinnert das Stück an eine schnelle Sirba. Natürlich steht hier die Violine im Vordergrund, aber sie ist nicht zu aufdringlich. Schönes Zusammenspiel und Eigenkomposition.

10. Der vinter iz shoyn ariber
Eine weitere Eigenkomposition von Joachim Günter, der hier beeindruckend seine Klarinette spielt. Das Stück finde ich äußerst gut gelungen und hervorragend gespielt. Ebenfalls eines der schönsten Lieder der Platte. Hoffentlich gibt es bald noch mehr davon....

11. Frunse verde
Schnelles Stück mit knappem vierzeiligem Text. Angeblich ist das Lied von I. Horowits und war bisher nur im Repertoire von Ben Zimet zu finden. Ein traditionelles Stück, von Jontef aufbereitet. Weiß ich nicht, was ich davon halten soll.

12. Lower East Side Nigun
Der erste Teil ist ein sehr schöner Nigun mit bekannter Melodie. Das Stück erinnert mich sofort an die Klezmer Suite von Andy Statman, auf der das Stück ebenfalls zu finden ist. Sehr schönes Stück für Violine und Akkordeon, hier auch sehr gut gespielt. Ich meine, es sind insgesamt 3 verschiedene Stücke deren einzelne Titel mir nicht einfallen. Gegen Ende wird das Medley etwas hektisch, aber insgesamt ein nettes Stück.

13. Rebecca´s wedding song
Instrumentales Stück von Joachim Günther, bestehend aus mehreren Teilen.

14. Di grine kuzine
Hier mal anders.. auf englisch mit selbstgebautem Text, teilweise mit yiddish gemixt. Finde ich jetzt sehr gut, ist mal was anderes. Auch die Musik ist nicht so überladen wie man es oft hört. Mit den vorhandenen Instrumenten eher etwas zurückhaltend, gerade das gefällt mit. Der Gesang macht hier das Lied.

15. Naftali´s nigun
Von Wolfrm Ströhle. Schönes rasantes Stück, soviel ich weiß, auch noch auf einer anderen Jontef CD zu finden (ich glaube Naftali´s doina). Gefällt mir jedenfalls sehr gut.

16. Shmilik Gavrilik
Sehr schön gesungenes Stück über zwei Freunde, die nach Amerika ausgewandert sind. Das Stück stammt von Isaak Reingold (1873-1903) und ist bereits auf der Jontef CD "der Himmel lacht" zu finden.

17. Shaynt oyf der himl
Klarinettenstück von Joachim Günther.

18. Mistika
Ausklang der CD durch eine langsame Eigenkomposition von Joachim Günther. Dramatisch und schleppend.


Fazit:
Insgesamt eine schöne CD mit teilweise auch sehr schönen Eigenkompositionen. Die Auswahl der Stücke gefällt mir ganz gut, da es Lieder sind, die nicht jeder hat. Stücke von Polansky und Papernikov hat schließlich nicht jeder in seinem Repertoire. Wie immer ist alles schön und professionell gespielt, im typischen Jontef Stil aufbereitet.
Eine sehr schöne Platte, die man doch auch live gesehen und gehört haben sollte, da sie mit einer Geschichte verbunden ist, die auf der CD nicht "rüberkommt".

Bewertung:
Interpretation
Virtuosität
Spielfreude
Aufmachung

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