Virtual Klezmer

Joshua Waletzky
Crossing the Shadows

(Besprechung: Heiko Lehmann )

Crossing the Shadows
Words and music by Joshua Waletzky
© 2001 Joshua Waletzky/Waletzky Music Publishing Company (BMI)
WM001CD

www.crossingtheshadows.com

Die Besetzung:
Joshua Waletzky: lead voice, piano
Deborah Strauss: violin, voice
Jeff Warschauer: mandolin, guitar, voice, percussion

 

Lieder:

  1. ikh heyb mayn fus (6:19) Sehr schöner Einstieg.
  2. tantsn kales  (5:13)
  3. der tats   (2:40) 
  4. der nisnboym  (4:20)
  5. in mayn gortn  (3:40)
  6. shabes-koydesh  (5:07) Mein persönlicher Favorit.
  7. in grinem veg  (4:46)
  8. kobrin   (4:51)
  9. sholem-toyb  (4:40)
  10. troyer-tants  (3:33)
  11. irland, 5758  (4:06)
  12. mekhutn-tants  (3:55)
  13. eyns un tsvey  (5 :26
  14. der tom (6 :33) mit einer Gitarrenbearbeitung des « Gasn Nign »

Total Running Time: 66:35

 

Erinnert man sich an Kapelye´s erste Platte „Future & Past“, so kommt man nicht umhin, sich auch an Josh Waletzky zu erinnern. Waletzky gab dieser Platte ein eigenartig warmes, tiefes Timbre, das auf keiner der Kapelye-Nachfolger mehr zu finden war, weil sein Schöpfer die Band verlassen hatte. Zu hören war er wieder 1989 auf der von ihm koproduzierten CD „Partisans of Vilna“, ein ausgezeichnetes und einziges jiddisches Album, das je für einen Grammy nominiert worden war. Als Regisseur hörte man von ihm, z.B. der Dokumentarfilme „Image Before My Eyes“ (1980) und „Partisans of Vilna“ (1986). Ich hatte nicht mehr damit gerechnet, wieder von ihm als Sänger zu hören.

Und nun ist er wieder da, mit einem Album eigener jiddischer Lieder. Jiddisch, die Sprache im Exil vom Exil, läuft Gefahr auszusterben, die Bedeutung einer ganzen Platte mit neuen jiddischen Liedern ist kaum zu übertreiben. Waletzkys Stimme ist nicht mehr so stark wie zur ersten Kapelye-Platte, doch Deborah Strauß und vor allem Jeff Warschauer stehen bereit, in vokal zu unterstützen. Dies führt zu einigen sehr interessanten Satzgesängen.

Ein paar schöne Stücke sind ihm da gelungen, und einige davon werden mit Sicherheit ins allgemeine Repertoire übergehen. Es ist ein sehr persönliches Album geworden. Und mit der Veröffentlichung wird das Persönliche zum Besitz des Käufers. Waletzky benutzt ein Jiddisch, das vielen verständlich ist, das nicht strotzt von Hebraismen und Zitaten, doch keineswegs ohne sie auskommt. Diese Texte werden sich schnell verbreiten, höchstes Lob für einen Liedermacher. Außerdem gibt es ein paar instrumentale Passagen in der Besetzung Violine/Piano/Mandoline oder Gitarre.

Leider ist die Platte nicht sehr abwechslungsreich arrangiert, bis auf ein paar Ausnahmen wirkt vor allem Deborah Strauss unterfordert. Es gibt zwei Lieder, die sich mit aktuellen Ereignissen auseinandersetzen: einmal mit Selbstmordattentaten in Israel (welches die musikalische Potenz zum Volkslied hat), zum anderen mit dem Friedensprozeß in Nordirland; diese Lieder funktionieren nicht, es ist das typische Dilemma des Dichters in einer Sprache ohne den Kontext einer Heimat. Besonders schön jedoch sind die allegorischen und die Liebeslieder. Das Persönliche gibt diesen Kontext her. Die Liedtexte sind in drei Versionen (englisch, Transliteration, jiddisch),
das Booklet sehr informativ und sehr übersichtlich von Ari Davidow gesetzt.

Es ist eine schöne und wichtige CD, die Josh Waletzky da gemacht hat. Zwar erreichen die Songs nicht ganz die Ausstrahlung von beispielsweise Celia Dropkins „Es vilt zikh mir zen“, dem „Harbstlid“ von Beyle Schaechter-Gottesmann oder Michael Wex´s/Frank Londons „Mizmor shir le-hanef“, doch mag das der Interpretation geschuldet sein: es ist schwer, als Sänger mit Lorin Sklamberg oder Adrienne Cooper verglichen zu werden, die womöglich noch die Klezmatics (oder Joyce Rosenzweig) als Band im Hintergrund haben. Trotz allem: ein wichtiges und gutes Album, dem hoffentlich ein nächstes, musikalisch ausgereifteres folgen wird.

© 2002 by Heiko Lehmann. All rights reserved.; Disclaimer
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