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The Wholesale Klezmer Band
Shmir Me

(Besprechung: Andreas)

The Wholesale Klezmer Band - Shmir Me (1992)

Die Wholesale Klezmer Band ist eine in Europa unbekannte Band. Ich hatte die Platte nur wegen eines Liedes gekauft und war der Meinung, sie ist doch eine Besprechung wert. Die Scheibe beinhaltet neben bekannten Stücken auch noch eine Rarität. Es ist eine sehr amerikanische Platte, teilweise mit englisch gesungenen Titeln.

homepage der Gruppe: www.wholesaleklezmer.com
Die Besetzung:
Brian Bender - Posaune
Owen Davidson - Akkordeon, Balalaika, Banjo
Peggy Davis - Flöte, Gesang
Richie Davis - Schlagzeug
Yosl (Joe) Kurland - Violine, Gesang
Lynn Lovell - Bass
Sherry Mayrent - Klarinette, Gitarre
 

 

Lieder:

  1. Freylekhs nokh der khupe (4:14)
  2. Shmir me (4:29)
  3. Di lebedike eltste (3:18)
  4. Der strayker (3:57)
  5. Medley (10:18)
  6. Mamalige (4:07)
  7. Yismakh Moyshe (4:37)
  8. Mit fuftsik yor tsurik (2:46)
  9. Arbetlozer marsh (4:22)
  10. Wholesale Hora (4:34)
  11. Bessarabian honga (2:49)

 

Kommentar zu einzelnen Stücken:

1. Freylekhs nokh der khupe
Ein sehr seltenes Stück, da die "freylekhs nokh der khupe" einfach nicht mehr zu finden sind. Es sind nur die "freylekhs fun der khupe" bekannt, dieses Stück ist leider in Vergessenheit geraten. Das war auch der Grund für den Kauf dieser Platte. Die "freylekhs nokh der khupe" waren nie interessant gewesen, da sie eine ungewöhnliche Spielweise im zweiten Teil bei Posaune und Bass hatten. Diese Version ist der des Joseph Frankel Orchesters (1919 Colombia Records) nachempfunden. Das schönste Stück überhaupt.

2. Shmir me
Ein gesungenes und ebenfalls sehr unbekanntes Stück. Über den Text kann man streiten, aber musikalisch gesehen ein tolles Stück. Durch das Banjo erinnert das Stück zum Teil an Kapelye. Ähnlicher Stil, typisch amerikanische Bigband.

 

3. Di lebedike eltste
Sehr schöner Khosidl, geschrieben von der Klarinettistin Sherry Mayrent. Bei typischem Rhythmus kommt die ganze Big Band zum Einsatz. Sehr schönes Zusammenspiel aller Instrumente. Könnte auch von der Klezmer Conservatory Band sein, wäre es noch etwas schneller.

4. Der strayker
Ein Stück geschrieben von Yankl Brisker (1893-1965) über einen streikenden Arbeiter, der eine schönere Welt fordert (ähnlich wie der arbetloze marsh). Sehr schöne Melodie und gut gesungen.

5. Medley
Langes Medley aus 4 verschiedenen LiederN. Beginnend mit der fayerdiken libe (verbotene Liebe), einem Stück aus der Ukraine, dass auch es auch von Adrienne Cooper zu hören gibt. Gefolgt durch "kale bazetsn" (Brandwein 1927) geht das Medley in das dritte Stück, einen langsamen "khosid" über. Der khosid basiert auf einer Version des Belf´s Rumanian Orchester von 1918. Dieses Stück gibt es auch von Abe Schwartz unter dem Namen "mekhutonim tants" zu hören. Langsam und etwas schleppend mit viel Posaune. Der vierte Teil sind schnelle freylekhs, darunter auch "simkhes toyre nokh die hakofes" von Abe Schwartz aus dem Jahr 1919. Sehr schön gespielt, schnell aber nicht schrill. Insgesamt ein schönes Medley.

6. Mamalige
Schneller rumänischer Tanz von Harry Kandel aus dem Jahr 1923.

7. Yismakh Moyshe / yismekhu
Zwei Sabbat Morgengebete in hebräisch gesungen.

8. Mit fuftsik yor tsurik
Sherry Mayrent schrieb diesen tanzbaren Walzer zur Goldenen Hochzeit von Yosl´s Eltern (Violine, Gesang).

9. Arbetloze marsh
Bekannter Marsch von Mordekhay Gebirtig, der das Stück in der Vorkriegszeit in Polen schrieb. Hier eine Version aus yiddish und englisch, gespielt als harter Marsch mit allen Instrumenten. Sehr schön arrangiertes Stück, mich stört nur etwas der englische Gesang.

10. Wholesale hora
Selbstgeschriebene Hora von Sherry Mayrent mit anschließendem schnellen Bulgar. Beide Stücke sind gut gespielt, der Bulgar aber das bessere Stück.

11. Bessarabian honga
Eigenwillige Version einer Abe Schwartz Honga aus dem Jahr 1919. Gefällt mir nicht besonders, der Rhythmus passt irgendwie nicht recht dazu. Die Percussion klopft und rasselt mit rätselhaften Gegenständen - sehr komisches Stück.

Fazit:
Zuerst hatte ich die Platte nur wegen den "freylekhs nokh der khupe" gekauft, aber der Rest der Platte ist nun doch eine Besprechung wert. Es ist eine typisch amerikanische Platte mit einigen Eigenkompositionen der Klarinettistin. Die Platte lehnt sich teilweise an sehr alten Stücken an, es ist eine Mischung aus Kapelye und einer kleinen Klezmer Conservatory Band.
Alle Stücke sind gut gespielt, aber leider muss man auch die schlechte Tonqualität erwähnen.
Die Lieder sind leise und teilweise einfach nicht richtig ausgesteuert. Ich hatte erst den Eindruck, dass da im Tonstudio irgendwas schiefgelaufen ist. Begeistert war und bin ich noch von den freylekhs (Nr.1), die wirklich gigantisch sind. Leider nirgendwo anders zu finden. Das Booklet sollte man auch positiv erwähnen, viele Informationen und die Texte der Lieder sind alle in englisch, yiddish (transkribiert und original) nachzulesen.


Bewertung:
Interpretation
Virtuosität
Spielfreude
Aufmachung
(Tonqualität)

 

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