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Legacy of the Jewish Labor Bund
In libshaft un in gerangl / In Love and in Struggle: The Musical

(Besprechung: Guenther Schoeller)

Legacy of the Jewish Labor Bund - In libshaft un in gerangl / In Love and in Struggle: The Musical
YIVO, 1999

Eine Platte, die man ein wenig vergleichen kann mit dem neuen Album von Brave Old World, Dus Gezang fin geto Lodzh, ist diese Aufnahme aus dem Jahre 1998, die anlässlich eines Konzertes zum hundertjährigen Bestehen des Jüdischen Arbeiterbundes initiiert wurde. Der Inhalt besteht aus Arbeiterliedern und -hymnen, die zur Gründerzeit des Bundes bzw. in der ersten Hälfte des 20. Jhdts. geschrieben wurden. Interpretiert werden die Lieder von drei Chören und Solisten wie Adrienne Cooper, begleitet am Klavier von Zalmen Mlotek, der auch für die ausgezeichneten Arrangements der Stücke verantwortlich ist. Die mitwirkenden Chöre sind der "New Yiddish Chorale", der "Workmen's Circle Chorus" und ein Kinderchor, der nur für die Aufnahme eines Stückes, der Yugnt-Himen (Jugendhymne), von Zalmen Mlotek zusammengestellt wurde.

Die Lieder berichten einerseits vom Arbeitsleid, den schweren Arbeitsbedingungen, der fehlenden sozialen Absicherung. Andererseits sind es auch Hymnen, die Hoffnung machen und den Zusammenhalt unter den Arbeitern stärken sollten.
Die schönsten Stücke dieser Aufnahme sind jene, in denen Adrienne Cooper alleine beziehungsweise mit den Chören gemeinsam singt. Wenn wie bei Chorgesang üblich mehrere Stimmebenen (Alt, Sopran, Bass) parallel geführt werden und man gleichzeitig verschiedene Textzeilen hört, entsteht eine besonders dichte Atmosphäre, wie beim Geschichten-erzählen. So verwundert es nicht, dass manche Stücke wie aus einem Musical klingen. Besonders stark ist dieser Eindruck bei dem Stück "Ballad of the Triangle Fire", einem Höhepunkt der Platte oder der Hymne "Vilne". Dass es bei sämtlichen Liedern nur eine Klavierbegleitung gibt, stört nicht, ganz im Gegenteil, die Stimmen kommen dabei umso stärker zur Geltung. Zudem ist Zalmen Mlotek ein versierter Begleiter.

 

Ein wenig unpassend sind die männlichen Solostimmen von Dan Rous bzw. Abe Gershowitz, die zu sehr nach Opernstimme klingen und zu wenig nach der Stimme von Arbeitern.
Bei vier von 17 Stücken lässt sich das aber aushalten, der Rest ist wirklich wunderbar.
Lobenswert ist auch das ausführliche und umfangreiche Booklet mit allen Texten in Englisch und Jiddisch (transkribiert und original) sowie Hintergrundinformation über den Arbeiterbund, die einzelnen Lieder und ihre Komponisten. Dazu kommen noch viele Fotos.

Ein Werk, das nicht nur Liebhabern von jiddischen Liedern gefallen wird, sondern vor allem auch jene ansprechen dürfte, die Chormusik oder Musicals mögen. Schwere Empfehlung!

 

Lieder:

1. Hof un Gleyb (1:49)
2. Maylid (2:38)
3. Barikadn (2:39)
4. Yidn Shmidn (2:23)
5. Eyder Ikh Leyg Zikh Shlofn - In Kamf - Vakht Oyf! (5:01)
6. Mayn Tsavoe (3:55)
7. Vilne (5:43)
8. In Zaltsikn Yam (3:59)
9. Hulyet, Hulyet, Beyze Vintn! (2:44)
10. Arbeter-Froyen (2:43)
11. In Ale Gasn - Hey, Hey, Daloy Politsey! (2:38)
12. Mayn Rueplats (4:30)
13. Shnel Loyfn Di Reder (1:14)
14. Ballad of the Triangle Fire - Dos Lid Funem Trayengl-Fayer - Bread and Roses (7:11)
15. Di Tsukunft (2:19)
16. Yugnt-Himen (2:50)
17. Di Shvue (2:31)

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