Kommentar zu einzelnen
Stücken:
1. Barkagon´s dobriden / 2. Kolomeyke
Das dobriden (Slaw. Guten Tag) war ein Begrüßungsstück
bei Hochzeiten im jüdischen Ansiedlungsrayon.
Die Melodie stammt aus der Sammlung des sowjetisch-jüdischen
Musiktheologen Moshe Beregovski. Er transkribierte
es 1936 von G. Barkagon, einem Klarinettisten
und Leiter einer Klezmer Band in der Kolonie
Kalinindorf in der Provinz Kherson/Ukraine.
Die Musiker pflegten an das Dobriden eine schnelle
Tanzweise anzuschließen. Die Kolomeyke, ein
nichtjüdischer Tanz aus dem Karphatengebirge,
der sich unter den Juden großer Beliebtheit
erfreute.
3. Dem zeydn tants / 4 Fun tashlik
Dem zeydns tants in eine „khusidl-Melodie“
aus dem Repertoire von Dave Tarras. Die Melodie
könnte dem Hof des chassidischen Rebn von Trisk
zuzuordnen sein. Khusidl bezieht sich entweder
auf einen Anhänger eines bestimmten chassidischen
Rebn oder auf die Musik selbst. Der zweite Teil
dieses Medleys entstammt dem Repertoire von
Naftule
Brandwein. Tashlik, das Hashanah, bei dem
sich die Männer an einem fließendem Wasser versammlen
und ihre Taschen darüber ausleeren. Ob Brandweins
Melodie etwas mit tashlikh zu tun hat, ist nicht
geklärt.
4. yidishe doina / 6.
Gershfeld´s gasn nign / 7. Mitsve tants / 8.
Rabinovitsh´s freylekhs
Joel Rubin komponierte “A yidishe doina”
nach traditionellen Motiven. Die Doina kommt
aus Rumänien und war ursprünglich ein frei improvisierter
getragener Gesang von Hirten. Der „Gasn nign“
stammt aus dem Repertoire des Geigers G. Gershfeld
aus Tirapsol und wurde 1937 von Beregovski transkribiert.
Mitsve Tants ist eine bekannte Melodie, deren
Ursprünge in der Bukowina vermutet werden. Der
Mitsve Tants mit der Braut beruht auf einem
religiosen Gebot und war ein traditioneller
Bestandteil jeder osteuropäischen-jüdischen
Hochzeit. Er findet spät am Abend nach dem Festmahl
im Beisein der verbliebenen Gäste statt. Rabinovitsh
freylekhs ist eine Tanzmelodie, die in den ersten
Jahren unseres Jahrhunderts populär war. Die
Melodie wurde nach dem Geiger M.I. Rabinovitsh,
der das Staatliche Jüdische Instrumental Ensemble
in Kiew in den dreißiger Jahren leitete, benannt.
9. Shulem / 10. Shloimke´s
Skotshne
Shulem ist eine auf einem traditionellen
Thema basierende Akkordeonimprovisation von
Joshua Horowitz. Die Melodie ist Shloimke Beckerman
gewidmet, der möglicherweise der Komponist des
Stückes war.
11. Shabes Nign
Diese Shabat Melodie wird noch heute von
den Anhängern des Rabbi Nachman von Bratslav
gesungen.
12. Az du furst avek / 13. Buhusher
khusid
Ist ein beliebtes jüdischen Liebeslied aus
revolutionären Zeiten. Es handelt von einem
Mädchen, dessen Verlobter zum Militärdienst
in die Zaren-Armee eingezogen wurde. Max Epstein
lernte diese Melodie Ende der zwanziger Jahre
in der Lower East Side in New York. Der zweite
Teil des Meldeys basiert auf Khusidl-Melodien
des Tsimbalisten Joseph
Moskowitz. Er nannte das Stück nach der
Stadt Buhusi in Modlawien.
14. Belf´s Khusidl
Dieses alte Khusidl stammt vom Belf´s Rumänischen
Orchesters, das um 1910 in Bukarest Platten
einspielte.
15. Mazltov / 16. Crimean Melodiy
Mazltov ist eine Improvisation über ein
traditionelles Shema, das einmal ein Volkslied
oder ein „Tish Nign“ gewesen war. Crimean Melody
gehört zu der Kategorie Exotika oder Orientalismen,
die ihren Eingang in das Klezmer Repertoire
gefunden haben. Das Stück findet sich noch heute
in der persischen und zentralasiatischen Musik.
17. Karliner Nign / 18. Chabadsker
Nign / 19. Epstein´s Sirba
Das Karliner Nign ist eine alte chassidische
Melodie aus Osteuropa, die bis heut von chassidischen
Musikern in Israel als Tanzstück gespielt wird.
Die zweite Meldie ist ein Shabat Nign, gesungen
und gespielt von den Anhängern des Lubavitscher
Rebben. Die rumänische Sirba stammt von Max
Epstein, der sie bei Hochzeiten in New York
spielte.
20. Improvizatsye / 21. Dorbriden
/ 22. Sadagurer Khusid
Die Improvizatsye von Joshua Horowitz geht
in ei dobriden über, das ebenfalls von G. Barkagan
aus Kalinindorf stammt. Sadagurer Khusid enstammt
dem Repertoire von Joseph
Moskowitz. Sadagura bei Czernowitz wurde
zum bedeutensten chassidischem Zentrum Galiziens,
als sich der Rizhiner Yisrael Friedman nach
seiner Entlassung aus der russichen Gefangenschaft
dort niederließ.
23. A gute nakht / 24. Gurevitsh
dobriden / 25. Hasidic Waltz / 26. A yidishe
honga
A gute nakht stammt von dem Geiger Gershfeld.
Stücke wie dieses wurden gelgentlich zum Ausklang
des Hochzeitsfestes und zum Verabschieden der
Gäste gespielt. Beregovski zeichnete ds dobriden
1930 in Odessa von dem Sänger Gurevitsh auf.
Fazit:
Eine sehr interessante CD mit vielen Informationen
im Inlay. Besonders hervorzuheben ist die Melodie
„Fun Tashlik „ und die „Kolomeyke“. Die „Rabinovitsh´s
Freylechs“ habe mich ebenfalls fasziniert. Eine
Platte, die von Anfang bis Ende einfach perfekt
gespielt ist. Wer Joshua Horowitz einmal Live
am Tsimbl gesehen hat, kann meine Begeisterung
über die CD sicherlich leichter nachvollziehen.
Eine gelungenes „Werk“ in der die frühe Klezmermusik
bestens wiedergespiegelt wird. Absolut minimalistische
Musik mit viel Freude gespielt. Die Platte sollte
in keiner Klezmer-Sammlung fehlen, leider nur
schwer zu finden. Würde es für die Aufmachung
der Platte eine Skala mit 10 Punkten geben,
hätte sie dies sicherlich auch erreicht.
Bewertung:
Interpretation
Virtuosität
Spielfreude
Aufmachung
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